MOSKAU (dpa-AFX) - Der in einem russischen Straflager inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny hat ein Jahr nach dem Anschlag auf ihn einen entschiedeneren Kampf gegen Korruption gefordert. "Alles, was es braucht, um mit der Arbeit zu beginnen, ist die Entschiedenheit und der politische Wille westlicher Staats- und Regierungschefs", schrieb der Oppositionelle in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Freitag).
Darin plädierte er für die Einführung einer speziellen Kategorie im Westen: "Länder, die Korruption fördern". Damit könnten "einheitliche Maßnahmen gegen eine Gruppe von Staaten" ergriffen werden - und nicht mehr nur gegen einzelne.
Zudem müssten sich die Länder auf eine "Verpflichtung zur Transparenz" bei Vertragsabschlüssen verständigen. Alle Verträge, die frühere und aktive westliche Politiker mit Partnern und korrupten autoritären Staaten verbinden, müssten ebenfalls veröffentlicht werden, schrieb der Politiker, der seit Jahren gegen Bestechung und Vetternwirtschaft kämpft.
Seine Anti-Korruptions-Stiftung FBK hatte Korruptionsfälle in der russischen Machtelite aufgedeckt. Ein Gericht in Moskau hatte den FBK kürzlich als extremistisch eingestuft und damit verboten. Nawalny ist seit Monaten in einem Straflager etwa 100 Kilometer östlich von Moskau inhaftiert.
Er ist der schärfste Gegner des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der Oppositionelle war am 20. August 2020 auf einem Flug von der sibirischen Stadt Tomsk nach Moskau ins Koma gefallen. Das Flugzeug legte wegen des Notfalls eine Zwischenlandung in Omsk ein. Dort wurde Nawalny ins Krankenhaus gebracht, später dann nach Deutschland ausgeflogen, wo er in der Berliner Uniklinik Charité behandelt wurde und wieder zu Bewusstsein und zu Kräften kam./cht/DP/stw