DJ Steuereinnahmen legen auch im Juli deutlich zu
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die deutschen Steuereinnahmen sind im Juli deutlich um 12,5 Prozent gestiegen. Das gab das Bundesfinanzministerium in seinem Monatsbericht bekannt. Dabei sei der Anstieg der Gemeinschaftssteuern mit 17,5 Prozent überdurchschnittlich hoch ausgefallen. "Eine wesentliche Ursache ist der hohe Anstieg im Aufkommen der Einfuhrumsatzsteuer um 112,1 Prozent gegenüber Juli 2020", erklärte das Ministerium. Wegen des späten Zahlungstermins sei ein beträchtlicher Teil dieser Zahlungen für Juni 2021 erst im Folgemonat aufkommenswirksam gewesen.
Zudem seien bei Lohnsteuer, veranlagter Einkommensteuer und Körperschaftsteuer hohe Zuwächse zu verzeichnen gewesen. Bereits im Juni waren die Steuereinnahmen vor dem Hintergrund eines coronabedingt schwachen Vorjahres um 12,9 Prozent gestiegen. Im Mai waren sie angesichts deutlicher Einbrüche im Vorjahr um 19,1 Prozent und im April um 31,9 Prozent zum jeweiligen Vorjahresmonat in die Höhe geschossen.
Der Bund verbuchte im Juli 15,7 Prozent mehr an Steuereinnahmen und erreichte ein Aufkommen von 25,1 Milliarden Euro. Die Länder nahmen mit 29,1 Milliarden Euro um 10,4 Prozent mehr an Steuern ein. Insgesamt belief sich das Steueraufkommen im Juli auf rund 60,0 Milliarden Euro. In den ersten sieben Monaten des Jahres 2021 nahmen die Steuereinnahmen insgesamt um 6,8 Prozent zu.
Ministerium sieht Weichen für nachhaltigen Aufschwung gestellt
Für die weitere Konjunkturentwicklung erklärten die Ökonomen des Ministeriums, der Rückgang im maßgeblich von Corona-Eindämmungsmaßnahmen gekennzeichneten ersten Quartal sei im zweiten mit 1,5 Prozent Wachstum zwar noch nicht wieder vollständig kompensiert worden. "Die Weichen für einen nachhaltigen und womöglich noch kräftigeren konjunkturellen Aufschwung im dritten Quartal 2021 scheinen jedoch bereits gestellt zu sein".
Frühindikatoren verschiedener Bereiche wie die Produktions- und Exporterwartungen des Verarbeitenden Gewerbes, die Fahrleistung der mautpflichtigen Lastkraftwagen oder das Geschäfts- und Konsumklima im Dienstleistungssektor hätten im Juli "ungebrochenen Optimismus" ausgedrückt und teilweise deutlich über dem Vorkrisenniveau gelegen.
Der Arbeitsmarkt erhole sich zunehmend von den Auswirkungen der Corona-Krise, erklärte das Ministerium. Immer mehr Beschäftigte seien aus der Kurzarbeit zurückgekehrt. Zudem sei die Erwerbstätigkeit im Juni und Juli merklich angestiegen und die Arbeitslosigkeit parallel zurückgegangen. Die Erholung auf dem Arbeitsmarkt dürfte sich "in den kommenden Monaten weiter fortsetzen", erwarteten die Ökonomen des Finanzministeriums.
Die Inflationsrate sei im Juli wie erwartet deutlich gestiegen - wesentlicher Treiber sei ein ab Juli wirkender Basiseffekt durch die Senkung der Umsatzsteuersätze in der zweiten Jahreshälfte 2020. Die Steuersenkung sei zu einem großen Teil an die Konsumierenden weitergegeben worden. "Da ab Juli 2021 die jetzt wieder mit den ursprünglichen Steuersätzen belegten Verbraucherpreise mit jenen - gesenkten - Preisen des Vorjahres verglichen werden, erhöht dies für sich genommen die gemessene Inflationsrate noch bis zum Ende des Jahres 2021", so das Ministerium.
Nach wie vor seien aber auch die Energiepreise ein wesentlicher Faktor. Für das kommende Jahr rechnete das Finanzministerium aber nach dem Wegfall von Sondereffekten "mit einer Rückkehr zu moderateren Inflationsraten unterhalb des Ziels für Preisniveaustabilität der Europäischen Zentralbank von 2,0 Prozent".
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August 19, 2021 18:00 ET (22:00 GMT)
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