DJ MORNING BRIEFING - Deutschland/Europa
Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
TAGESTHEMA
Deutschland befindet sich nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) am Beginn der vierten Corona-Welle. "Die Fallzahlen nehmen bereits seit Anfang Juli 2021 wieder zu und steigen damit wesentlich früher und schneller als im vergangenen Jahr", hieß es im jüngsten Wochenbericht des RKI. Der Anteil der positiven Proben unter den PCR-Tests habe sich binnen einer Woche von vier auf sechs Prozent erhöht. Von den Infektionen seien vor allem jüngere Altersgruppen betroffen. "Damit zeigt sich nun deutlich der Beginn der vierten Welle, die insbesondere durch Infektionen innerhalb der jungen erwachsenen Bevölkerung an Fahrt aufnimmt", erklärte das RKI. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen steigt weiter: Das RKI meldete am Freitag eine Inzidenz von 48,8 im Vergleich zu 44,2 am Vortag. Vor einer Woche hatte der Wert noch bei 30,1 gelegen.
AUSBLICK UNTERNEHMEN
Termin:
07:40 DE/Aumann AG, Ergebnis 1H
DIVIDENDENABSCHLAG
RCM Beteiligungs AG: 0,07 Euro
AUSBLICK KONJUNKTUR
- DE 08:00 Erzeugerpreise Juli Prognose: +0,8% gg Vm/+9,2% gg Vj zuvor: +1,3% gg Vm/+8,5% gg Vj
ÜBERSICHT FUTURES / INDIZES
Aktuell: INDEX Stand +/- DAX-Future 15.714,00 -0,5% E-Mini-Future S&P-500 4.389,00 -0,3% E-Mini-Future Nsdq-100 14.899,75 -0,2% Nikkei-225 27.068,13 -0,8% Schanghai-Composite 3.401,48 -1,8% +/- Ticks Bund -Future 177,08 +2 Vortag: INDEX Schluss +/- DAX 15.765,81 -1,25 DAX-Future 15.794,00 -0,61 XDAX 15.800,77 -0,62 MDAX 35.608,90 -1,12 TecDAX 3.841,75 -0,96 EuroStoxx50 4.124,71 -1,54 Stoxx50 3.605,72 -1,40 Dow-Jones 34.894,12 -0,19 S&P-500-Index 4.405,80 0,13 Nasdaq-Comp. 14.541,79 0,11 EUREX zuletzt +/- Ticks Bund-Future 177,06 +8
FINANZMÄRKTE
EUROPA
Ausblick: Mit einem wenig veränderten Start am deutschen Aktienmarkt rechnen Teilnehmer am Freitag. Die Vorlagen geben keine klare Richtung vor, wobei erneut zu beobachten ist, dass die Aktien der großen Internet-Unternehmen aus China weiter unter Druck stehen. Ansonsten ist die Nachrichtenlage dünn. Für etwas Bewegung könnte der kleinen Verfall am Terminmarkt am Mittag und Abend sorgen. Allerdings laufen im August-Termin historisch betrachtet wenige Kontrakte aus, da er in der Urlaubszeit mit niedrigen Handelsvolumina liegt.
Rückblick: Die Sorge vor einer Reduktion der Anleihekäufe (Tapering) in den USA bei gleichzeitiger Abschwächung der Wirtschaft belastete. Sorgen vor einem nachlassenden Wachstum setzte besonders die Minenbetreiber unter Druck. Der Sektor-Index fiel um 4,2 Prozent, was zudem durch eine Dividendenausschüttung bei Anglo American verstärkt wurden. Die Aktien fielen um 10 Prozent. Gesenkte Kupfer-Produktionsziele brachten Antofagasta um 4,5 Prozent nach unten. Selbst die Aktien der Luxusgüter-Hersteller litten unter China: Richemont, LVMH, Burberry und Dior brachen bis über 6 Prozent ein. Zahlen gab es von Geberit, die 1,7 Prozent abgaben. Adyen in den Niederlanden legten hingegen um 5,8 Prozent zu. Der ehemalige Wirecard-Konkurrent hat über den Erwartungen liegende Geschäftszahlen für das erste Halbjahr vorgelegt.
DAX/MDAX/TECDAX
Schwach - Autoaktien standen auf der Verkaufsliste. Toyota teilte mit, dass sie im September ihre Produktion um 40 Prozent drosseln will. Die Delta-Ausbrüche in Asien würden die Lieferketten beschädigen, die bereits unter dem globalen Chip-Mangel leiden. Daimler und BWM verloren je 3 Prozent und VW 1,9 Prozent. Andere konjunkturnahe Aktien mit Auto-Kunden wie BASF, Covestro und Infineon fielen deutlich. BASF traf es mit 3,7 Prozent Minus am stärksten. Gegen den Markt stiegen Global Fashion Group um 2,6 Prozent. Die Zweitquartalszahlen des Fashion-Plattformbetreibers waren besser als erwartet. Bei SFC Energy ging es mit heftigen Gewinnmitnahmen über 6 Prozent nach unten. Die Aktien waren am Vortag 10 Prozent gestiegen. Die Halbjahreszahlen des Wasserstoff-Unternehmens lagen im Rahmen der Erwartungen.
XETRA-NACHBÖRSE
Die leichte Erholung der US-Börsen hat am Donnerstag im nachbörslichen Handel auch die deutschen Aktien einen Teil ihrer Verluste wettmachen lassen. Erneut gab es praktisch keine impulsgebenden Nachrichten. Unter den Nebenwerten legten Biofrontera etwas zu. Die Titel wurden am Abend bei Lang & Schwarz etwa 2 Prozent höher getaxt, nachdem das Unternehmen seine Jahresprognose bekräftigt hatte.
USA - AKTIEN
Gut behauptet - Die Anleger zogen zwar die absehbare Reduktion von Stimulusmaßnahmen und die steigenden Covid-19-Infektionen ins Kalkül, gleichzeitig dürfte aber vielen bewusst geworden sein, dass es bis zur ersten Zinserhöhung der US-Notenbank noch dauern wird. Außerdem hatten einige wichtige Unternehmen mit Geschäftszahlen und Ausblicken überzeugt. Und nicht zuletzt waren die Indizes schon am Vortag mit der Publikation des Fed-Protokolls unter Druck geraten, so dass die "Hiobsbotschaft" der Fed zu einem guten Teil wohl eingepreist war. Neue Wirtschaftsdaten zeichneten ein gemischtes Bild. Während die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe niedriger waren als prognostiziert und der Index der Frühindikatoren höher, fiel der Philadelphia-Fed-Index schwächer aus. Wegen der hohen Indexstände nahe an ihren Allzeithochs war die Neigung zu Gewinnmitnahmen groß. Das betraf Konjunkturzykliker, vor allem aus dem Sektor Energie, der auch unter kräftig sinkenden Ölpreisen litt. Gesucht waren dagegen Technologiewerte, angetrieben von starken Geschäftszahlen aus dem Sektor. Cisco (+3,8%) übertraf mit seinen Zahlen für das vierte Geschäftsquartal die Erwartungen. Nvidia (+4,0%) hatte ebenfalls überraschend gut abgeschnitten. Aktien von Kreuzfahrtanbietern wurden verkauft, gedrückt von den wieder anziehenden Infektionszahlen der Corona-Pandemie. Carnival verloren 3,6 Prozent, Norwegian Cruise 3,5 Prozent und Royal Caribbean 0,9 Prozent. Einzelhandelsaktien verbuchten kräftige Gewinne, nachdem Amazon (-0,4%) die Eröffnung kleinerer Warenhäuser angekündigt hatte. Macy's (+19,6%) erhielten dabei zusätzlich Rückenwind von den überzeugenden Geschäftszahlen der Kaufhauskette. Kohl's verbesserten sich um 7,3 Prozent.
USA - ANLEIHEN
Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 0,21 0,4 0,21 9,7 5 Jahre 0,77 0,0 0,77 40,8 7 Jahre 1,04 -0,5 1,04 38,6 10 Jahre 1,25 -1,5 1,26 32,8 30 Jahre 1,87 -2,5 1,90 22,5
US-Staatsanleihen waren als sicherer Hafen gefragt.
DEVISENMARKT
DEVISEN zuletzt +/- % 0:00 Uhr Do, 17:26 Uhr % YTD EUR/USD 1,1686 +0,1% 1,1677 1,1689 -4,3% EUR/JPY 128,14 -0,0% 128,18 128,25 +1,6% EUR/CHF 1,0707 -0,2% 1,0730 1,0733 -1,0% EUR/GBP 0,8577 +0,2% 0,8562 0,8552 -4,0% USD/JPY 109,65 -0,1% 109,75 109,74 +6,2% GBP/USD 1,3627 -0,1% 1,3642 1,3666 -0,3% USD/CNH 6,5071 +0,1% 6,5002 6,4992 +0,1% Bitcoin BTC/USD 47.029,93 +0,9% 46.618,01 45.596,76 +61,9%
Der Dollar profitierte weiter von der offenbar bald anstehenden Wende in der Geldpolitik. Bereits am Vortag hatte er kräftig gewonnen, nun legte der Dollarindex um weitere rund 0,5 Prozent zu.
ROHSTOFFE
ÖL
ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 64,09 63,69 +0,6% 0,40 +33,0% Brent/ICE 66,59 66,45 +0,2% 0,14 +30,7%
Gedrückt vom starken Dollar und coronabedingten Konjunktursorgen ging es mit den Ölpreisen steil abwärts. Der WTI-Preis fiel um 2,7 Prozent auf 63,69 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit Mai.
METALLE
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.784,48 1.780,35 +0,2% +4,13 -6,0% Silber (Spot) 23,18 23,25 -0,3% -0,07 -12,2% Platin (Spot) 983,40 977,88 +0,6% +5,53 -8,1% Kupfer-Future 4,08 4,04 +0,9% +0,04 +15,6%
Der Goldpreis zeigte sich etwas leichter bei rund 1.780 Dollar je Feinunze. Während der feste Dollarkurs etwas lastete, stützte die gestiegene Unsicherheit.
MELDUNGEN SEIT VORTAG 17.30 UHR
CORONAVIRUS-PANDEMIE
- Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erwägt ein Angebot für eine Corona-Auffrischungsimpfung für alle Bürger.
AFGHANISTAN
- Angesichts der dramatischen Lage in Afghanistan seit der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban haben westliche Länder inzwischen weit über 9000 Menschen aus Kabul ausgeflogen - und Tausende warten immer noch verzweifelt auf ihre Rettung.
- Die Bundeswehr hat inzwischen fast 1.300 Menschen aus Kabul ausgeflogen. Am Donnerstagabend landete ein Flugzeug mit mehr als 150 Menschen an Bord in der usbekischen Hauptstadt Taschkent, wie die Bundeswehr mitteilte.
CHINA
(MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires
August 20, 2021 01:36 ET (05:36 GMT)
DJ MORNING BRIEFING - Deutschland/Europa -2-
China hat ein umfassendes Datenschutzgesetz verabschiedet, mit dem der Nutzung von Daten durch Tech-Firmen Grenzen gesetzt werden soll, das nach Ansicht von Politikexperten aber an der verbreiteten Überwachung durch den Staat kaum etwas ändern wird. Laut Xinhua wird das Gesetz am 1. November in Kraft treten.
NORDSTREAM 2
Nach Ansicht des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj kann das deutsch-russische Gas-Pipeline-Projekt Nord Stream 2 noch scheitern. "Selbst wenn die Pipeline fertiggebaut ist, gibt es noch ein großes Fragezeichen, ob sie auch in Betrieb gehen kann. Unsere Chancen, dass das Projekt doch nicht zum Zuge kommt, liegen bei 30 bis 40 Prozent", sagte Selenskyj den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
TROPENSTURM GRACE
Der Tropensturm "Grace" hat auf der touristischen Halbinsel Yucatán in Mexiko geringere Schäden angerichtet als befürchtet. Nur einige Sachschäden wurden gemeldet, wie der Gouverneur des Bundesstaates Quintana Roo, Carlos Joaquín, am Donnerstag (Ortszeit) mitteilte. Zuvor waren mehr als 6.000 Einheimische und Touristen in Sicherheit gebracht worden.
INNENPOLITIK DEUTSCHLAND
Die Union verliert in der Sonntagsfrage des ARD-Deutschlandtrend deutlich an Boden, während die SPD Zugewinne verzeichnet. Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die Union aus CDU und CSU auf 23 Prozent der Wählerstimmen. Die SPD wäre mit 21 Prozent zweitstärkste Kraft. Für die Grünen würden sich 17 Prozent entscheiden, für die FDP 13 Prozent. Die AfD käme auf 11 Prozent der Stimmen und die Linke auf 7 Prozent.
UNTERNEHMENSGRÜNDUNGEN DEUTSCHLAND
Die Corona-Pandemie hat im Jahr 2020 viele Gründer zu einer Verschiebung ihres Vorhabens, nicht aber zur Aufgabe bewogen. Knapp 165.000 Unternehmen gingen 2020 an den Start, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten gemeinsamen Erhebung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform und des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hervorgeht. Die Gesamtzahl der Unternehmen in Deutschland erhöhte sich somit leicht auf insgesamt 3,3 Millionen. Bei Gründungszeitpunkt und Tätigkeitsfeld der Startups machte sich die Pandemie jedoch bemerkbar.
BIOFRONTERA
verbuchte im ersten Halbjahr einen Verlust von 8,8 Millionen Euro, nach einem Minus von 5,5 Millionen im Vorjahreszeitraum. Operativ (EBIT) lag ein Verlust von 7,4 Millionen Euro vor, gegenüber einem Vorjahresminus von 4,5 Millionen Euro. Der Umsatz sank um 19 Prozent auf 13,09 Millionen Euro, allerdings profitierte das Unternehmen im Vorjahr von einer Einmalzahlung im Rahmen einer Lizenzvereinbarung, wohingegen im ersten Halbjahr 2021 alle Erlöse aus Produktverkäufen erzielt wurden. Seine Umsatz- und EBITDA-Prognose 2021 bekräftigte das Unternehmen.
SIKA
Der schweizerische Baustoffhersteller trennt sich von seinem europäischen Geschäft für Industriebeschichtungen (Industrial Coatings) mit Sitz in Deutschland. Käuferin ist die US-Gesellschaft Sherwin-Williams Company. Zum Verkaufspreis machte Sika keine Angaben. Die Sparte habe 2020 einen Umsatz von 75 Millionen Schweizer Franken erzielt, hieß es.
ADOBE
übernimmt Frame.io, eine cloud-basierte Video-Kooperationsplattform. Die Transaktion bewerte Frame.io mit 1,275 Milliarden Dollar, teilte Adobe am Donnerstag mit.
AT&T
Der Telekomkonzern hat die Behauptung einer Hackergruppe zurückgewiesen, sie habe Daten von mehr als 70 Millionen AT&T-Kunden zu verkaufen.
Die US-Kartellbehörde hat am Donnerstag erneut eine neue Version ihrer Kartellklage gegen Facebook eingereicht und diese mit verstärkten Vorwürfen des Missbrauchs einer Monopolstellung in den Sozialen Medien unterlegt. Die Federal Trade Commission (FTC) stimmte mit 3 zu 2 Stimmen für die Einreichung der geänderten Klage, wobei die Leiterin der Behörde, Lina Khan, an den Beratungen teilnahm und die neue Klage unterstützte.
JOHNSON & JOHNSON
Der US-Pharmakonzern bekommt einen neuen Chef. CEO Alex Gorsky übergibt den Posten per 3. Januar 2022 an Joaquin Duato, wie Johnson & Johnson mitteilte. Unter anderem spielten gesundheitliche Gründe in der Familie eine Rolle bei der Entscheidung zur Aufgabe des Amtes, sagte der Manager in einem Interview.
T-MOBILE US
Die US-Telekomaufsicht wird das Datenleck bei T-Mobile US genauer unter die Lupe nehmen. "Telekommunikationsunternehmen haben die Pflicht, die Daten ihrer Kunden zu schützen", sagte eine Sprecherin der Federal Communications Commission (FCC) zu der Untersuchung und lehnte einen weiteren Kommentar ab.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/raz/cln/ros
(END) Dow Jones Newswires
August 20, 2021 01:36 ET (05:36 GMT)
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