DJ Stärkster Anstieg der deutschen Erzeugerpreise seit 1975
Von Andreas Plecko
WIESBADEN (Dow Jones)---Die deutschen Erzeugerpreise sind im Juli kräftig gestiegen und haben die Prognosen deutlich übertroffen. Im Vergleich zum Vormonat erhöhten sich die Preise um 1,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Volkswirte hatten nur einen Anstieg um 0,8 Prozent erwartet. Gegenüber dem Vorjahr ergab sich eine Steigerung um 10,4 Prozent. Das ist der höchste Anstieg seit Januar 1975, als die Preise im Zusammenhang mit der ersten Ölkrise stark gestiegen waren. Die Prognose von Ökonomen hatte lediglich auf ein Plus von 9,2 Prozent gelautet.
Hauptverantwortlich für diesen Anstieg der Erzeugerpreise war die Preisentwicklung bei den Vorleistungsgütern und bei Energie. Vorleistungsgüter verteuerten sich um 15,6 Prozent auf Jahressicht. Die Energiepreise waren im Durchschnitt um 20,4 Prozent höher. Ohne Energie stiegen Erzeugerpreise um 7,4 Prozent.
Besonders hoch waren die Preisanstiege gegenüber dem Vorjahr bei Nadelschnittholz (111 Prozent) und bei metallischen Sekundärrohstoffen aus Eisen-, Stahl- und Aluminiumschrott (100 Prozent), aber auch bei Betonstahl in Stäben (82 Prozent). Metalle waren im Durchschnitt insgesamt 32,2 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Die Preise für Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen waren um 52,3 Prozent höher, Nichteisenmetalle und deren Halbzeug kosteten 23,2 Prozent mehr.
"Hauptgründe für den starken Anstieg der Stahl- und Holzpreise dürften die hohe Nachfrage im In- und Ausland sowie Probleme bei der Versorgung mit Rohstoffen sein", erklärt Gerda Gladis-Dörr, Leiterin des Referats Erzeugerpreise, Außen- und Großhandelspreise bei Destatis. "Bei den Stahlpreisen kamen zusätzlich kräftige Preissteigerungen für Eisenerzimporte hinzu. Diese stiegen von Juni 2020 bis Juni 2021 um 97 Prozent und haben sich damit fast verdoppelt."
Auch die Erzeugerpreise für chemische Grundstoffe wiesen ein starkes Plus gegenüber dem Vorjahresmonat auf (19,0 Prozent). Nur sehr wenige Vorleistungsgüter kosteten weniger als im Vorjahresmonat. Hierzu gehörten elektronische integrierte Schaltungen (minus 9,5 Prozent) und Holz in Form von Plättchen oder Schnitzeln (20,6 Prozent).
Bei dieser Statistik werden die Preise ab Fabrik erhoben, also bevor die Produkte und Rohstoffe in den Handel kommen. Die Erzeugerpreise können damit einen frühen Hinweis auf die Entwicklung der Inflation geben. In der Regel schlagen veränderte Erzeugerpreise früher oder später auf den Handel und damit auf die Verbraucher durch.
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August 20, 2021 02:17 ET (06:17 GMT)
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