Original-Research: MS Industrie AG - von Montega AG
Einstufung von Montega AG zu MS Industrie AG
Unternehmen: MS Industrie AG
ISIN: DE0005855183
Anlass der Studie: Update
Empfehlung: Kaufen
seit: 24.08.2021
Kursziel: 2,70
Kursziel auf Sicht von: 12 Monaten
Letzte Ratingänderung: -
Analyst: Patrick Speck
Q2-Ergebnis kann Versprechen aus Q1 nicht halten
MS Industrie hat heute die Halbjahreszahlen 2021 vorgelegt, die umsatzseitig unsere Erwartung leicht übertrafen, beim Ergebnis hingegen noch nicht überzeugen konnten. Ein hoher Auftragsbestand im Konzern und die Nachfragebelebung im volatileren Geschäftszweig Ultrasonic Sondermaschinen zum Ende des H1 lassen allerdings für die zweite Jahreshälfte auch ergebnisseitig deutlichere Verbesserungen erwarten.
Umsatz vor allem von Powertrain getrieben: In Q2 legten die Konzernumsätze um 31,6% yoy auf 42,1 Mio. Euro zu (MONe: 40,3 Mio. Euro). Maßgeblicher Treiber war erneut das Geschäft mit Antriebskomponenten im Segment Powertrain, das auf Halbjahressicht um rund +47% yoy wuchs (Q1: +27% yoy) und damit sowohl das Absatzplus von Großkunde Daimler Trucks (H1: +38% yoy) als auch die Marktentwicklung (europäischer LKW-Absatz H1: +39% yoy; Quelle ACEA) im gleichen Zeitraum übertreffen konnte. Das Segment Ultrasonic jedoch verzeichnete trotz des Corona-bedingten Einbruchs im Vorjahr in H1 nur ein leichtes Wachstum von +5% yoy (Q1: -10% yoy). Ursächlich hierfür sind die Verwerfungen durch den Strukturwandel in der Automobilindustrie, der mit einer temporär geringeren Modellvielfalt einhergeht. Für den neuen und kundenseitig deutlich breiter aufgestellten Produktbereich Serienmaschinen zeichnet sich nach Angaben des Unternehmens im laufenden Jahr aber eine Umsatzverdopplung ab. Die insgesamt heterogene Segmententwicklung zeigt sich auch im grundsätzlich erfreulichen Auftragsbestand von rund 104 Mio. Euro per 30.06. (Q1: 98 Mio. Euro), der sich aus einem deutlichen Bestandszuwachs bei Powertrain (+32% yoy) und einem leichten Rückgang bei Ultrasonic (-2% yoy) speist.
Operatives Ergebnis in Q2 überraschend schwach: Trotz eines gegenüber Q1 leicht höheren Erlösniveaus (+1% qoq) fiel die Profitabilität in Q2 bei einem EBITDA von 1,4 Mio. Euro (MONe: 3,0 Mio. Euro; Vj. -3,4 Mio. Euro) bzw. einer Marge von 3,2% signifikant hinter Q1 (11,3%) zurück. Grund hierfür sind deutlich überproportionale Zuwächse beim Materialaufwand (+190 BP qoq) sowie den SBAs (+220 BP qoq), die wir aufgrund der ungünstigen Rahmenbedingungen in Bezug auf die Rohstoff- und Logistikkosten zwar in der Tendenz, nicht aber in diesem Ausmaß antizipiert hatten. Sichtbare Einsparungen beim Personalaufwand (-140 BP qoq) wurden dadurch überkompensiert, so dass auf EBIT-Level (-2,0 Mio. Euro) sowie beim EAT (-1,7 Mio. Euro) überraschend ein Verlust zu Buche stand.
Guidance bekräftigt, Prognosen gesenkt: Für 2021 erwartet MS Industrie dennoch unverändert einen Konzernumsatz von rund 180 Mio. Euro, eine deutliche Steigerung der operativen Ergebniskennzahlen sowie einen positiven Jahresüberschuss. Wir halten die Ziele nach wie vor für realistisch, haben unsere Erwartungen insbesondere für das laufende Jahr vor dem Hintergrund des ergebnisseitig enttäuschenden Q2 aber wieder deutlich zurückgenommen. Die Prognosen implizieren gleichwohl für H2 ein spürbar höheres Ertragsniveau (MONe EBITDA-Marge H2: 9,9%), was u.E. eine anhaltend hohe Dynamik bei Powertrain sowie eine Verstetigung der Auslieferungen im Sondermaschinenbau voraussetzt. Letzteres ist laut Vorstand zwar bis ins Q4 gesichert, ein Restrisiko bleibt aufgrund des volatileren Geschäftscharakters u.E. aber bestehen.
Großkunde plant noch längerfristig mit Verbrenner: Als klar positiv werten wir jedoch die jüngsten Aussagen von Daimler Trucks, im LKW-Bereich trotz der konzernweit forcierten Elektromobilität noch bis 2039 am Verbrennungsmotor festhalten zu wollen. Demnach soll die bestehende Baureihe von Großserien-Motoren rund um das Flaggschiff Actros bis Ende der Dekade noch weiterentwickelt werden. Um den Entwicklungsaufwand zu rechtfertigen und hohe Stückzahlen sicherzustellen, werden auf Basis eines 'Last man standing'-Konzepts auch Kooperationen mit Wettbewerbern oder angrenzenden Schwerlastmärkten erörtert. Angesichts des als branchenweit führend geltenden Wirkungsgrads der schweren Dieselmotoren von Daimler sehen wir gute Chancen, dass MS Industrie die Fertigung von Ventiltriebsystemen für den 'Weltmotor' noch für mindestens rund zwei Jahrzehnte aufrechterhalten oder sogar ausbauen kann. Parallel dazu dürfte die aussichtsreiche Pipeline im Powertrain-Neugeschäft rund um alternative Antriebe (u.a. Batteriegehäuse E-Mobilität, Stack-Gehäuse Brennstoffzelle, Getriebegehäuse Hybrid-Fahrzeuge) aber stetig wachsen.
Fazit: MS Industrie konnte den überaus überzeugenden Jahresstart in Q2 ergebnisseitig nicht bestätigen, so dass die zweite Jahreshälfte mit einem leichten Rückstand im Periodenergebnis in Angriff genommen werden muss. Nichtsdestotrotz sind wir vom Potenzial des Unternehmens unverändert überzeugt, bekräftigen unsere Kaufempfehlung infolge der Prognoseanpassung aber nun mit einem leicht niedrigeren Kursziel von 2,70 Euro (zuvor: 2,80 Euro).
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