Zürich/ Addis Abeba (ots) - Es spielt keine Rolle, ob ihr Schmuck aus China ist und ihre Kleider aus zweiter Hand: 110 Frauen feierten in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba stolz und selbstbewusst den Abschluss ihrer Ausbildung. "Es braucht uns Frauen, um dieses Land zu entwickeln", sagte Elsa Tadesse in ihrer Rede unter dem Applaus ihrer Mitabsolventinnen.
Alleinerziehende Frauen ohne Ausbildung haben in der Millionenstadt Addis Abeba kaum eine Chance. Manche Mütter rutschen in die Armutsprostitution, um ihre Kinder zu ernähren. Andere lassen ihre Kinder bei den Grosseltern, migrieren in die Golfstaaten und leben dort als Hausangestellte wie Sklaven. Die Frauen brauchen Alternativen, um in der Heimat menschenwürdig leben zu können, erkannte die äthiopische Humanistin Abebech Gobena. Deshalb bilden das Schweizer Hilfswerk Menschen für Menschen (http://www.mfm.ch) und Gobenas Organisation Agohelma besonders arme Frauen zu Köchinnen und Hauswirtschafterinnen aus.
Bei der Abschlussfeier Ende August für die 110 Absolventinnen des jüngsten halbjährigen Kurses war die Lücke spürbar, die Abebech Gobena hinterlässt: Die "Mutter Teresa Afrikas" war am 4. Juli im Alter von 83 Jahren an einer Corona-Infektion gestorben. Die "Washington Post" schrieb in ihrem Nachruf: "Durch innovatives Fundraising und mit Hilfe ausländischer Organisationen, darunter Menschen für Menschen (http://www.mfm.ch) aus der Schweiz, baute sie eine gemeinnützige Organisation auf, die Tausenden von Kindern Unterkunft, Verpflegung und Schulbildung bot."
Wer den Kindern helfen will, muss den Müttern helfen - darauf baut das Berufsbildungsprogramm. Dort werden nur Frauen aufgenommen, die besonders arm sind - und Lebensgeschichten haben wie Hebron Belehu, die mit Anfang zwanzig nach Dubai reiste, um dort als Hausangestellte zu arbeiten. Sie wollte so ihre beiden Kleinkinder versorgen, die bei ihrer Mutter in Äthiopien blieben. "Das Leben in Dubai war schlimm", berichtete sie in ihrer Abschlussrede. "Beleidigungen von der Hausherrin waren an der Tagesordnung. Ich bekam nicht genug zu essen. Eines Nachts versuchte der Hausherr mich zu vergewaltigen."
Sie floh auf die Strasse - ohne Papiere. Vier Jahre musste sie deshalb in anderen Häusern illegal und rechtlos arbeiten. Von einem amerikanischen Soldaten wurde sie schwanger, im neunten Monat meldete sie sich bei den Behörden und wurde in ihre Heimat abgeschoben. Es folgten Jahre der Verzweiflung. "Ich fand keine Arbeit und war mit meinem neugeborenen Sohn auf das Mitleid anderer angewiesen. Meine Verwandten verurteilten mich für die Beziehung mit dem Amerikaner, der mich im Stich liess." Erst durch die Ausbildung habe sie aus ihrer Niedergeschlagenheit gefunden: "Ich fühle mich wie neugeboren!" Zum Ausbildungsangebot gehört auch die Vermittlung in erste Jobs: Vor einer Woche hat Hebron Belehu ihre erste Stelle angetreten, im Zimmerservice eines grossen Hotels in Addis Abeba - obwohl die Corona-Pandemie das Gastgewerbe in Äthiopien weiter bremst.
Selbstbewusst in die Arbeitswelt
Radeet Berhanu, 20, die ihre Hauswirtschaftsausbildung bereits vor zwei Jahren durchlaufen hatte, berichtete den Absolventinnen von ihrer Entwicklung. Sie fand eine Stelle in der Kinderkrippe der Transportbehörde. Dort bekomme sie nicht nur ein ordentliches Gehalt, sondern auch die Möglichkeit einer unentgeltlichen Weiterbildung. So habe sie gerade einen Kurs in Buchhaltung abgeschlossen und hoffe, innerhalb der Behörde Karriere zu machen.
Wesentlicher Teil der Ausbildung ist es, nicht nur fachliche Kenntnisse aufzubauen, sondern den Glauben an sich selbst: "Wir lernten, dass wir uns entwickeln können. Auch indem wir zusammenarbeiten und uns gegenseitig helfen", betonte Absolventin Elsa Tadesse in ihrer Ansprache. "Die Probleme unseres Landes können nicht nur durch humanitäre Organisationen gelöst werden. Es braucht den Beitrag von uns allen - gerade von den Frauen. Jetzt haben wir die Möglichkeit dazu."
Mit den 110 Absolventinnen haben nun insgesamt 1170 arme Frauen die Ausbildung durchlaufen, die von Menschen für Menschen (http://www.mfm.ch) ermöglicht wird. Aktuell laufen die Aufnahmegespräche für den neuen Kurs, zu dem der Unterricht nach dem äthiopischen Neujahrsfest Mitte September beginnen wird.
Menschen für Menschen (https://www.menschenfuermenschen.ch/) setzt sich gegen Armut und Hunger ein. Die Stiftung wurde von dem Schauspieler Karlheinz Böhm (1928 - 2014) gegründet. Im Geiste des Gründers schafft das Schweizer Hilfswerk Lebensperspektiven für die ärmsten Familien in Äthiopien. Ziel der Arbeit ist es, dass sie in ihrer Heimat menschenwürdig leben können. Schwerpunkte der einzelnen Projekte sind Frauenförderung, Berufsbildung, Mikrokredite, Kinderhilfe, Familienplanung und landwirtschaftliche Entwicklung. Die Komponenten werden nach den lokalen Bedürfnissen kombiniert und mit sorgfältig ausgewählten einheimischen Partnern umgesetzt.
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Michael Kesselring | m.kesselring@mfm.ch | Tel.: +41 (0)43 499 10 60
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Originalmeldung: https://www.presseportal.ch/de/pm/100007199/100876756
Alleinerziehende Frauen ohne Ausbildung haben in der Millionenstadt Addis Abeba kaum eine Chance. Manche Mütter rutschen in die Armutsprostitution, um ihre Kinder zu ernähren. Andere lassen ihre Kinder bei den Grosseltern, migrieren in die Golfstaaten und leben dort als Hausangestellte wie Sklaven. Die Frauen brauchen Alternativen, um in der Heimat menschenwürdig leben zu können, erkannte die äthiopische Humanistin Abebech Gobena. Deshalb bilden das Schweizer Hilfswerk Menschen für Menschen (http://www.mfm.ch) und Gobenas Organisation Agohelma besonders arme Frauen zu Köchinnen und Hauswirtschafterinnen aus.
Bei der Abschlussfeier Ende August für die 110 Absolventinnen des jüngsten halbjährigen Kurses war die Lücke spürbar, die Abebech Gobena hinterlässt: Die "Mutter Teresa Afrikas" war am 4. Juli im Alter von 83 Jahren an einer Corona-Infektion gestorben. Die "Washington Post" schrieb in ihrem Nachruf: "Durch innovatives Fundraising und mit Hilfe ausländischer Organisationen, darunter Menschen für Menschen (http://www.mfm.ch) aus der Schweiz, baute sie eine gemeinnützige Organisation auf, die Tausenden von Kindern Unterkunft, Verpflegung und Schulbildung bot."
Wer den Kindern helfen will, muss den Müttern helfen - darauf baut das Berufsbildungsprogramm. Dort werden nur Frauen aufgenommen, die besonders arm sind - und Lebensgeschichten haben wie Hebron Belehu, die mit Anfang zwanzig nach Dubai reiste, um dort als Hausangestellte zu arbeiten. Sie wollte so ihre beiden Kleinkinder versorgen, die bei ihrer Mutter in Äthiopien blieben. "Das Leben in Dubai war schlimm", berichtete sie in ihrer Abschlussrede. "Beleidigungen von der Hausherrin waren an der Tagesordnung. Ich bekam nicht genug zu essen. Eines Nachts versuchte der Hausherr mich zu vergewaltigen."
Sie floh auf die Strasse - ohne Papiere. Vier Jahre musste sie deshalb in anderen Häusern illegal und rechtlos arbeiten. Von einem amerikanischen Soldaten wurde sie schwanger, im neunten Monat meldete sie sich bei den Behörden und wurde in ihre Heimat abgeschoben. Es folgten Jahre der Verzweiflung. "Ich fand keine Arbeit und war mit meinem neugeborenen Sohn auf das Mitleid anderer angewiesen. Meine Verwandten verurteilten mich für die Beziehung mit dem Amerikaner, der mich im Stich liess." Erst durch die Ausbildung habe sie aus ihrer Niedergeschlagenheit gefunden: "Ich fühle mich wie neugeboren!" Zum Ausbildungsangebot gehört auch die Vermittlung in erste Jobs: Vor einer Woche hat Hebron Belehu ihre erste Stelle angetreten, im Zimmerservice eines grossen Hotels in Addis Abeba - obwohl die Corona-Pandemie das Gastgewerbe in Äthiopien weiter bremst.
Selbstbewusst in die Arbeitswelt
Radeet Berhanu, 20, die ihre Hauswirtschaftsausbildung bereits vor zwei Jahren durchlaufen hatte, berichtete den Absolventinnen von ihrer Entwicklung. Sie fand eine Stelle in der Kinderkrippe der Transportbehörde. Dort bekomme sie nicht nur ein ordentliches Gehalt, sondern auch die Möglichkeit einer unentgeltlichen Weiterbildung. So habe sie gerade einen Kurs in Buchhaltung abgeschlossen und hoffe, innerhalb der Behörde Karriere zu machen.
Wesentlicher Teil der Ausbildung ist es, nicht nur fachliche Kenntnisse aufzubauen, sondern den Glauben an sich selbst: "Wir lernten, dass wir uns entwickeln können. Auch indem wir zusammenarbeiten und uns gegenseitig helfen", betonte Absolventin Elsa Tadesse in ihrer Ansprache. "Die Probleme unseres Landes können nicht nur durch humanitäre Organisationen gelöst werden. Es braucht den Beitrag von uns allen - gerade von den Frauen. Jetzt haben wir die Möglichkeit dazu."
Mit den 110 Absolventinnen haben nun insgesamt 1170 arme Frauen die Ausbildung durchlaufen, die von Menschen für Menschen (http://www.mfm.ch) ermöglicht wird. Aktuell laufen die Aufnahmegespräche für den neuen Kurs, zu dem der Unterricht nach dem äthiopischen Neujahrsfest Mitte September beginnen wird.
Menschen für Menschen (https://www.menschenfuermenschen.ch/) setzt sich gegen Armut und Hunger ein. Die Stiftung wurde von dem Schauspieler Karlheinz Böhm (1928 - 2014) gegründet. Im Geiste des Gründers schafft das Schweizer Hilfswerk Lebensperspektiven für die ärmsten Familien in Äthiopien. Ziel der Arbeit ist es, dass sie in ihrer Heimat menschenwürdig leben können. Schwerpunkte der einzelnen Projekte sind Frauenförderung, Berufsbildung, Mikrokredite, Kinderhilfe, Familienplanung und landwirtschaftliche Entwicklung. Die Komponenten werden nach den lokalen Bedürfnissen kombiniert und mit sorgfältig ausgewählten einheimischen Partnern umgesetzt.
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