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DJ IW: Vermögensteuer würde zur Investitionsbremse für Unternehmen
BERLIN (Dow Jones)--Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat vor der Einführung einer Vermögensteuer gewarnt, da diese nicht nur sehr teuer, sondern auch den Unternehmen Anreize zu Investitionen nehmen würde. Außerdem würde die Vermögensungleichheit sich kaum verringern, so das IW. "Wer sich erhofft, die Vermögensteuer sei die Lösung für alle finanziellen Ungleichheiten in unserer Gesellschaft, wird von ihr enttäuscht werden. Sie könnte durch ihre Wirtschaftsfeindlichkeit eher soziale Probleme verschärfen", sagte IW-Studienautor Martin Beznoska.
In ihren Wahlprogrammen zur Bundestagswahl am 26. September versprechen SPD, Grüne und Linke die Wiedereinführung einer Vermögensteuer, die seit 1997 nicht mehr erhoben wird, um damit die Vermögensungleichheit in Deutschland zu bekämpfen. Die Rede ist von 1 Prozent Vermögensteuer für Vermögende. Union und FDP lehnen die Pläne ab. "Eine Vermögensteuer von nur 1 Prozent würde Unternehmen ähnlich belasten wie eine Erhöhung der Ertragsteuer um 10 Prozent", warnte die IW-Studie.
So müsse etwa ein mittelständisches Unternehmen mit einem jährlichen Gewinn von 500.000 Euro vor Steuern neben den darauf entfallenden Unternehmenssteuern etwa 38.000 Euro zusätzlich an Vermögensteuer zahlen. Damit würde besonders das Betriebsvermögen, mit dem Investitionen finanziert werden, zusätzlich belastet werden, warnte das IW.
"Unternehmen könnte der Anreiz genommen werden, in Deutschland zu investieren. Die Folge: Viele könnten stattdessen eher im Ausland investieren", so die Studie. "Dadurch würde die Wertschöpfung sinken und es gäbe weniger Arbeitsplätze. Durch solche Ausweichreaktionen könnten die zusätzlichen Steuereinnahmen einer Vermögensteuer bis zu 40 Prozent niedriger ausfallen als ursprünglich gedacht."
Außerdem drohten Gerichtsverfahren um die Bewertung des Marktwerts von selbstgenutzten Immobilien oder die Bewertung von Beteiligungen an Unternehmen, die nicht wie bei einer Aktiengesellschaft am Markt gehandelt werden.
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September 14, 2021 04:43 ET (08:43 GMT)
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