FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Lufthansa stellt kurz vor der Bundestagswahl die Weichen für die Rückzahlung der deutschen Staatshilfen. Zu diesem Zweck will das MDax-Unternehmen neue Aktien im Gesamtwert von 2,14 Milliarden Euro ausgeben, wie es am Sonntagabend in Frankfurt mitteilte. Das Geld soll in die Rückzahlung der beiden Stillen Einlagen fließen, mit denen der deutsche Staat den Luftfahrtkonzern in der Corona-Krise im vergangenen Jahr vor dem wirtschaftlichen Aus gerettet hatte.
Bis die Kapitalerhöhung vollzogen und das Geld bei der Lufthansa eingegangen ist, wird es aber bis nach der Bundestagswahl dauern, die am 26. September stattfindet. So sollen die neuen Anteilsscheine den Aktionären vom 22. September bis 5. Oktober im Bezugsverhältnis 1:1 zu einem Bezugspreis von 3,58 Euro angeboten werden.
Deutschland, Österreich, die Schweiz und Belgien hatten den Lufthansa-Konzern nach dem Zusammenbruch des Luftverkehrs infolge der Corona-Pandemie mit milliardenschweren Finanzhilfen unter die Arme gegriffen. Insgesamt sagten sie dem Konzern neun Milliarden Euro zu, der Löwenanteil der Summe stammt aus Deutschland, dem Heimatland der Lufthansa.
Der deutsche Staat stieg über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) zudem als Anteilseigner mit 20 Prozent bei der Lufthansa ein. Außerdem stellte der WSF zwei Stille Einlagen als Eigenkapital bereit, von denen die Lufthansa bisher insgesamt 2,5 Milliarden Euro in Anspruch genommen hat. Das Geld aus der Kapitalerhöhung soll nun in die Rückzahlung dieser Stillen Einlagen fließen. Einen Kredit der Staatsbank KfW von einer Milliarde Euro hat die Lufthansa bereits zurückgezahlt.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte sich zunächst vorgenommen, die deutschen Staatshilfen noch vor der Bundestagswahl zurückzuzahlen. Zuletzt hatte er erklärt, die Rückzahlung noch mit den Ansprechpartnern aus der jetzigen Bundesregierung regeln zu wollen.
Die Aktionäre hatten der Lufthansa bei der Hauptversammlung im Mai für die Kapitalerhöhung sogar einen Freibrief über bis zu 5,5 Milliarden Euro erteilt. Der Vorstand hatte jedoch wiederholt deutlich gemacht, dass er diese Summe bei Weitem nicht ausnutzen will.
Der WSF hat seine Aktienbeteiligung an dem Konzern schon zurückgefahren und Anteile an der Börse verkauft. Den Angaben zufolge ist er derzeit noch mit 15,94 Prozent am Grundkapital des Konzerns beteiligt. Falls der WSF an der nun angeschobenen Kapitalerhöhung teilnimmt, werde er frühestens ein halbes Jahr danach mit dem Verkauf seiner Anteile beginnen, hieß es. Dann müsse er seine Anteile spätestens zwei Jahre nach der Kapitalerhöhung komplett verkauft haben, sofern der Konzern die Stillen Einlagen wie geplant zurückzahlt.
Unterdessen hat sich die Lufthansa bereits die Unterstützung von 14 Banken gesichert, die die Kapitalerhöhung den Angaben zufolge in vollem Umfang garantieren. Zudem hätten mehrere von Blackrock verwaltete Investmentfonds einen Vertrag über insgesamt 300 Millionen Euro abgeschlossen und sich verpflichtet, ihre Bezugsrechte in vollem Umfang auszuüben./stw/nas