RECKLINGHAUSEN (dpa-AFX) - Arbeitgeber und Gewerkschaft im nordrhein-westfälischen Einzelhandel unternehmen am Dienstag einen neuen Anlauf, den seit Monaten anhaltenden Tarifkonflikt zu beenden. In Recklinghausen treffen sich beide Seiten zur mittlerweile sechsten Verhandlungsrunde. Die Positionen von Arbeitgebern und Gewerkschaft Verdi liegen bislang weit auseinander. Umstritten ist unter anderem, ob und in welcher Form ein neuer Tarifvertrag zwischen Firmen, die gut durch die Corona-Krise gekommen sind, und solchen, die in Schwierigkeiten stecken, differenziert wird.
Verdi fordert für die 700 000 Beschäftigten in NRW 4,5 Prozent und 45 Euro mehr Gehalt, Lohn und Ausbildungsvergütung und ein Mindestentgelt von 12,50 Euro pro Stunde. Der Handelsverband NRW hatte in der vorigen Verhandlungsrunde nach eigenen Angaben sein Angebot nachgebessert. Bei 24 Monaten Laufzeit habe man zwei Prozent im ersten und 1,8 Prozent im zweiten Jahr geboten. Dem Arbeitgeber sollte es allerdings überlassen werden, die Tariferhöhung im ersten Jahr in Form von vier zusätzlichen Urlaubstagen zu vergelten. Insgesamt sehe das Arbeitgeberangebot zudem fünf Nullmonate vor.
Verdi hat das Angebot zurückgewiesen. Es sei noch meilenweit von einem fairen Abschluss entfernt. Bei einer Preissteigerungsrate von aktuell 3,9 Prozent hätten sich die Kosten für das tägliche Leben deutlich erhöht. "Damit bedeutet das Angebot der Arbeitgeber nichts als ein großes Minus im Portemonnaie der Beschäftigten", sagte Verdi-Verhandlungsführerin Silke Zimmer. Verdi hatte wiederholt zu Warnstreiks aufgerufen. Vor Beginn der Verhandlungen am Dienstag wollen Beschäftigte der Möbelkette Ikea in Recklinghausen demonstrieren.
Die Tarifverhandlungen hatten im Mai begonnen, bundesweit gab es bisher mehr als 35 Verhandlungsrunden. Die Arbeitgeber fordern, den Teil der Branche, der besonders hart von den Auswirkungen der Pandemie betroffen gewesen sei, vor zu hohen Kostenbelastungen zu schützen. Verdi verweist darauf, dass der Einzelhandel nach Rekordumsätzen im Jahr 2020 im ersten Halbjahr 2021 noch einmal zugelegt habe. Das sei den Beschäftigten zu verdanken, die zu Recht eine deutliche Entgeltsteigerung erwarteten./hff/DP/zb