Essen (ots) -
Nach der tödlichen Attacke auf einen Tankstellen-Kassierer in Rheinland-Pfalz mehren sich die Stimmen, die vor gewaltbereiten Corona-Leugnern warnen.
Der Bielefelder Konfliktforscher Andreas Zick sagte der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Mittwochsausgabe), dass es schon seit dem vergangenen Jahr Hinweise für eine zunehmende Radikalisierung gebe. "Die Feindbilder der Corona-Proteste wurden immer stärker aggressiv aufgeladen, bei den Protesten wurde immer mehr Gewalt, zunehmend auch gegen Polizei und Journalisten ausgeübt", sagte Zick der WAZ. "Die Ideologie, dass sich die Bewegung im Widerstand gegen ein System befindet, wurde immer stärker."
Zwar handele es sich in Idar-Oberstein um einen Einzeltäter, aber auch diese würden sich meist auf eine Szene beziehen, der sie sich zuordnen, so Zick. Der Täter habe zu Protokoll gegeben, dass er wegen der Gesamtsituation gemordet habe. "Das allein drückt schon aus, dass er sich als Vertreter einer Gruppe versteht und für andere handelt, mit denen er die Ideologie teilt."
Der Bochumer Kriminologe Prof. Tobias Singelnstein legt im Gespräch mit der WAZ Wert auf die Feststellung, dass man derzeit nur wenig über den Täter wisse. "Die Gesellschaft ist in der Pandemie nicht insgesamt gewalttätiger geworden. Es gibt aber einen kleinen Teil der Gesellschaft, der sich in der Ablehnung der Corona-Maßnahmen stark radikalisiert hat. Das ist ein durchaus diverses Milieu mit oft rechten, teilweise aber auch diffusen Motiven, sagte Singelnstein. Laut dem Kriminologen ging zuletzt der "Bewegungscharakter" der Corona-Leugner verloren. "Es ist denkbar, dass einige dieser Radikalisierten nun sagen: Wenn sich die Bewegung totläuft, greife ich zu anderen Mitteln."
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in NRW riet indes zur Vorsicht bei der Einordnung dieser Gewalttat. "Das ist ein schlimmer Extremfall", sagte GdP-Vize-Landeschef Michael Maatz der WAZ. "Diese Tat ist nicht symptomatisch für die Gesellschaft in der Pandemie. Der größte Teil der Bevölkerung hält sich an die Regeln und ist solidarisch", so Maatz. Es sei denkbar, dass es sich bei dem Täter von Idar-Oberstein um einen Mann handele, der ein grundsätzliches Problem damit habe, sich an Regeln zu halten.
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Nach der tödlichen Attacke auf einen Tankstellen-Kassierer in Rheinland-Pfalz mehren sich die Stimmen, die vor gewaltbereiten Corona-Leugnern warnen.
Der Bielefelder Konfliktforscher Andreas Zick sagte der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Mittwochsausgabe), dass es schon seit dem vergangenen Jahr Hinweise für eine zunehmende Radikalisierung gebe. "Die Feindbilder der Corona-Proteste wurden immer stärker aggressiv aufgeladen, bei den Protesten wurde immer mehr Gewalt, zunehmend auch gegen Polizei und Journalisten ausgeübt", sagte Zick der WAZ. "Die Ideologie, dass sich die Bewegung im Widerstand gegen ein System befindet, wurde immer stärker."
Zwar handele es sich in Idar-Oberstein um einen Einzeltäter, aber auch diese würden sich meist auf eine Szene beziehen, der sie sich zuordnen, so Zick. Der Täter habe zu Protokoll gegeben, dass er wegen der Gesamtsituation gemordet habe. "Das allein drückt schon aus, dass er sich als Vertreter einer Gruppe versteht und für andere handelt, mit denen er die Ideologie teilt."
Der Bochumer Kriminologe Prof. Tobias Singelnstein legt im Gespräch mit der WAZ Wert auf die Feststellung, dass man derzeit nur wenig über den Täter wisse. "Die Gesellschaft ist in der Pandemie nicht insgesamt gewalttätiger geworden. Es gibt aber einen kleinen Teil der Gesellschaft, der sich in der Ablehnung der Corona-Maßnahmen stark radikalisiert hat. Das ist ein durchaus diverses Milieu mit oft rechten, teilweise aber auch diffusen Motiven, sagte Singelnstein. Laut dem Kriminologen ging zuletzt der "Bewegungscharakter" der Corona-Leugner verloren. "Es ist denkbar, dass einige dieser Radikalisierten nun sagen: Wenn sich die Bewegung totläuft, greife ich zu anderen Mitteln."
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in NRW riet indes zur Vorsicht bei der Einordnung dieser Gewalttat. "Das ist ein schlimmer Extremfall", sagte GdP-Vize-Landeschef Michael Maatz der WAZ. "Diese Tat ist nicht symptomatisch für die Gesellschaft in der Pandemie. Der größte Teil der Bevölkerung hält sich an die Regeln und ist solidarisch", so Maatz. Es sei denkbar, dass es sich bei dem Täter von Idar-Oberstein um einen Mann handele, der ein grundsätzliches Problem damit habe, sich an Regeln zu halten.
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