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PARIS/NEW YOKR (dpa-AFX Broker) - Der größte europäische Börsengang des Jahres ist für die Vivendi-Anleger ein Hit: Die Papiere der abgespaltenen Musiksparte des französischen Medienkonzerns, der Universal Music Group (UMG) , waren am Dienstag an der Euronext-Börse mit 25,25 Euro gestartet; am Ende schlossen die Aktien bei 25,10 Euro. Den Referenzwert der Anteilsscheine hatte der Konzern am Montag auf 18,50 Euro beziffert.
Auch Vivendi-Papiere liefen für die Anleger gut. Sie schlossen bei 10,50 Euro. Zum um die Effekte der Transaktion bereinigten Vivendi-Schlusskurs vom Montag ergibt sich ein Aufschlag von rund 14 Prozent. Damit waren die Anteilsscheine der klare Favorit im festen EuroStoxx 50 , dem Leitindex der Eurozone.
Der erfolgreiche Börsengang von UMG beflügelte auch die Papiere des Musikkonzerns Warner Music , die an der US-Technologiebörse Nasdaq im frühen Handel auf ein Rekordhoch geschnellt waren. Zuletzt zogen die Anteilsscheine um rund acht Prozent an.
Die Universal Music Group gehörte bisher zum französischen Medienriesen Vivendi. Große Investoren forderten jedoch schon seit Jahren eine Abspaltung. Sie setzten darauf, dass die beiden Unternehmen getrennt mehr wert sind. Diese Rechnung ging nun zum Börsendebüt auf. 60 Prozent der Anteile von Universal Music gingen derweil an Vivendi-Aktionäre, 20 Prozent liegen beim chinesischen Konzern Tencent und zehn Prozent beim US-Investor Bill Ackman. Vivendi selbst hält ebenfalls rund zehn Prozent.
Analysten äußerten sich überwiegend positiv. Der Experte Jerry Dellis von der Investmentbank Jefferies etwa wies darauf hin, dass der aktuelle Kurs von UMG deutlich über dem Preis liege, zu dem der französische Medienkonzern einen Anteil an den US-Fondsmanager Bill Ackman verkauft habe. Der Wert von UMG habe bei der Ackman-Transaktion nur bei 33 Milliarden Euro gelegen, UMG ist aber nun an der Börse etwas mehr als 45 Milliarden Euro wert. Vivendi selbst ist nach der Abspaltung nur noch knapp zwölf Milliarden Euro wert.
Das Wachstum des Musikkonzerns stehe auf vielen Standbeinen, schrieb Analyst Adrien de Saint Hilaire von der US-Investmentbank Bank of America. Er verwies etwa auf den Bereich Musikstreaming, die marktführende Rolle oder aber die Kooperation mit dem chinesischen Internet-Unternehmen Tencent.
Die Musikbranche war noch vor wenigen Jahren in einer zeitweise hoffnungslos erscheinenden Talfahrt. Mit der Verbreitung von Songs über das Internet sackten die CD-Verkäufe ab. Der Verkauf von Downloads unter anderem über Apples iTunes-Plattform stützte zwar das Geschäft, brachte aber noch keine Wende. Es war erst der Erfolg von Streaming-Abos, bei denen Dutzende Millionen Songs jederzeit über das Netz verfügbar sind, der die Industrie wieder auf Wachstumskurs brachte.
Die UMG hat eine breite Palette von Künstlern unter Vertrag mit Stars wie Taylor Swift, Lady Gaga, Billie Eilish, Justin Bieber oder den Rolling Stones. In den Krisenjahren der Musikindustrie hatte Universal Music zudem unter anderem vom Aus des britischen Konkurrenten EMI profitiert und seinen Katalog unter anderem durch die Beatles erweitert.
Mahnende Worte aber fand Analyst Thomas Coudry vom Investmenthaus Bryan Garnier. Durch die Abspaltung und den Börsengang von UMG werde der Abschlag in Hinblick auf die Konzernstruktur von Vivendi nicht aus der Welt geschafft. Allein schon der französische Bezahlsender Canal+ stelle einen gewichtigen Belastungsfaktor dar - und eine mögliche Übernahme des Wettbewerbers Lagardere könnte auf der Konzernbilanz lasten./la/zb/jha/
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