GÜTERSLOH (dpa-AFX) - Die Dienstleistungssparte Majorel des Bertelsmann-Konzerns ist am Freitag an der Amsterdamer Börse Euronext gestartet. Allerdings muss sich das Management bei dem IPO (initial public offering - Erstnotiz) mit weniger Einnahmen begnügen als erhofft. Inklusive der Mehrzuteilungsoption fließen an Bertelsmann für 23 Millionen Papiere nun 380 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstagabend nach Börsenschluss mitteilte. Grund dafür ist, dass der Ausgabepreis für eine Majorel-Aktie auf 33 Euro festgelegt wurde. Damit erreichte das Papier nur einen Preis nahe des unteren Endes der Spanne von 32 bis 39 Euro. Bertelsmann bleibe strategischer Aktionär von Majorel, hieß es weiter.
Am Freitag startete Majorel an der Euronext in Amsterdam zu je 33 Euro. Damit lag der Kurs zu Beginn auf Höhe des Ausgabepreises. Allerdings konnten die Papiere das Niveau nicht lange halten: Nur wenige Minuten nach Börsenstart knickte der Kurs um 6,7 Prozent auf knapp 30,79 Euro ein.
Bertelsmann und der Investor Saham halten nach der gesamten Platzierung jeweils 38,1 Prozent des ausstehenden Kapitals an Majorel. Früheren Angaben zufolge hatten Bertelsmann und Saham jeweils die Hälfte der Anteile besessen.
Majorel entstand Anfang 2019. Bertelsmann und Saham gingen dazu eine Partnerschaft ein und legten einige ihrer Geschäftsbereiche zusammen, um einen Anbieter von Kundenservice-Leistungen für Unternehmen aufzubauen. Unter anderem gehören Callcenter dazu.
Majorel ist in rund 30 Ländern mit mehr als 60 000 Beschäftigten aktiv. Der Umsatz lag laut Bertelsmann-Bilanz 2019 bei 1,2 Milliarden Euro und 2020 bei rund 1,38 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr dieses Jahres wuchs der Majorel-Umsatz laut Bertelsmann-Chef Thomas Rabe um 35 Prozent.
Die Dienstleistungssparte Arvato - zu der auch Majorel hinzugerechnet wird - ist in der Bertelsmann-Bilanz eine wichtige Säule. Vergleicht man die Umsätze innerhalb des Konzernportfolios, so steuerte der Bereich Arvato 2020 den zweitgrößten Posten mit rund 4,4 Milliarden Euro bei. An der Spitze steht das TV-Geschäft der RTL Group mit rund 6 Milliarden Euro.
Bertelsmann treibt zurzeit viele Veränderungen voran. Diese betreffen vor allem die RTL Group: In europäischen Märkten sollen größere Einheiten entstehen, um im jeweiligen Markt mit TV und Streaming den weltweiten Streaminganbietern wie Netflix und Amazon etwas entgegensetzen zu können. Bertelsmann geht dazu unterschiedliche Wege. In Deutschland bringt Bertelsmann das TV-Geschäft mit dem deutschen Magazingeschäft des eigenen Hamburger Zeitschriftenverlags Gruner + Jahr ("Stern", "Geo") zusammen. RTL kauft die Magazinsparte des Verlags zum nächsten Jahr./ngu/rin/men/stk