Thomas Kovacs, besser bekannt als der 'Sparkojote', ist durch Aktien und Pokémon-Karten zum Millionär geworden. Wir haben den Investor, Unternehmer, Frugalist und Finanz-Blogger aus der Schweiz zum Interview gebeten.
wallstreet:online: Hand aufs Herz, kann man alleine durch Frugalismus reich werden?
Sparkojote: Nein, definitiv nicht! Es ist allerdings immer ein Zusammenspiel von hohen Einnahmen und verhältnismäßig niedrigen Ausgaben. Ich selbst würde mich eher als Minimalist einschätzen. Ich gebe auch gerne Geld für Dinge aus, die mir persönlich wichtig sind. Ich vergleiche das gerne so: Jemand der 10.000 Franken im Monat verdient und 5.000 Franken zu Leben ausgibt, ist vielleicht kein Frugalist. Aber dennoch ist es sehr sparsam im Verhältnis zum Einkommen, da es sich um eine Sparquote von 50 Prozent handelt.
wallstreet:online: Als 'Sparkojote' ist Geld sparen für Dich eine Selbstverständlichkeit. Wie hoch ist deine Sparquote?
Sparkojote: In Bezug auf mein Gehalt spare ich je nach Monat zwischen 70 bis 90 Prozent. Das kann ich aber nur, weil mein Gehalt mit 20.000 Franken im Monat entsprechend hoch ist. Als ich noch weniger verdient habe, habe ich ebenfalls zwischen 30 bis 50 Prozent pro Monat gespart. Durch ein höheres Einkommen konnte ich meine Sparquote drastisch erhöhen und sogar meinen Lebensstandard verbessern.
wallstreet:online: Wohin fließt das gesparte Geld und wie hoch ist deine Cash-Quote?
Sparkojote: Ein Großteil meines Geldes fließt in Investments wie Aktien, ETFs, Rohstoffe, P2P-Kredite und Kryptowährungen. Natürlich befindet sich auch viel Geld in meinen eigenen Unternehmen. Dieses Jahr habe ich bereits meine dritte Firma gegründet. Im Moment empfinde ich eine Cash-Quote von 25 bis 30 Prozent sehr angenehm, dass hilft mir auch flexibel zu bleiben, sowie Möglichkeiten wahrzunehmen, wenn man schnell agieren muss.
wallstreet:online: Was war dein bisher erfolgreichstes Investment?
Sparkojote: Vor einigen Jahren habe ich in Nvidia-Aktien für unter 100 US-Dollar investiert (Pre-Split). Die damalige Position von 2.000 US-Dollar ist heute mehr als 16.000 US-Dollar wert. Über die Jahre habe ich diese Position ausgebaut und stetig nachgekauft.
wallstreet:online: Bei welchem Investment hast Du die größten Verluste gemacht?
Sparkojote: Der größte Verlierer in meinem Aktien-Depot ist der japanische Videospielehersteller Nintendo. Allerdings sehe ich das nicht allzu eng. Ich werde diese Chance nutzen, um weitere Anteile dieses Unternehmens zu erwerben. Der momentane Buchverlust beläuft sich auf rund 4.500 Schweizer Franken.
wallstreet:online: Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit für Dich bei der Geldanlage? Investments in fossile Brennstoffe scheinen kein Tabu für Dich zu sein, denn Du hast ja momentan 400 Shell-Aktien im Depot.
Sparkojote: Ich sehe das völlig anders, Shell ist einer der größten Solar-Energie-Investoren weltweit. Man sieht, wie die Öl-Branche sich neu definieren muss. Diese Branche wird sich in den nächsten 20 bis 30 Jahren enorm wandeln. Ich bin überzeugt, dass diese Unternehmen eine wichtige Rolle spielen werden für unseren nachhaltigen Energiebedarf. Man sollte sich auch im Klaren sein, dass die aktuelle Weltwirtschaft nicht von heute auf morgen alles umstellen kann. Das ist ein Prozess, welcher Jahrzehnte dauert.
wallstreet:online: Du bist auch in Kryptowährungen investiert. Warum?
Sparkojote: Die Opportunitätskosten sind zu groß, um nicht in Kryptowährungen investiert zu sein. Ich persönlich möchte maximal fünf Prozent von meinem Nettovermögen in Kryptowährungen investieren. Die Technologie hinter Kryptowährungen (Blockchain) ist unbestreitbar. Doch ob sich Kryptowährungen langfristig durchsetzen, das übersteigt meine Kompetenzen. Dennoch bin ich mit einer überschaubaren Menge dabei. Ähnlich wie bei der Dotcomblase mit den vielen "Internet-Unternehmen", werden viele Kryptowährungen nicht überleben.
wallstreet:online: Welchen Tipp würdest Du Börsenneuligen geben?
Sparkojote: Statt sich ewig mit der Theorie zu befassen, sollten Börsenneulinge schnell in die Praxis übergehen. Learning by doing mit kleinen Geld-Beträgen, auf die man sich festlegt. Am Ende nützt es niemandem 20 Börsen-Bücher gelesen und zwei Jahre später immer noch kein Aktien-Depot zu haben. Just Do It!
Das Interview führte: Ferdinand Hammer, wallstreet:online Zentralredaktion.
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