Frankfurt am Main (ots) -
Seit Anfang Juli notierten lediglich zwei Börsenneulinge auf dem Frankfurter Parkett / Die Unsicherheit im Markt wächst: Die Sorge vor steigender Inflation und folgenden Zinserhöhungen treibt Investoren um / PwC-Expertin Nadja Picard rechnet dennoch mit einem solidem IPO-Jahr 2021 und hält drei bis fünf weitere Börsengänge bis Jahresende für realistisch
Nach einer rekordverdächtigen ersten Jahreshälfte musste der deutsche Emissionsmarkt im dritten Quartal einen Dämpfer einstecken: Zwischen Anfang Juli und Ende September gelang nur zwei Unternehmen der Sprung auf das Frankfurter Börsenparkett. Das erzielte Emissionsvolumen lag im dritten Quartal lediglich bei 553 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im zweiten Quartal 2021 war zehn Unternehmen ein Initial Public Offering (IPO) in Frankfurt gelungen; die Neuemissionen spielten damals mehr als vier Milliarden Euro ein.
Zu diesen Ergebnissen kommt die Analyse "Emissionsmarkt Deutschland", für die das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PwC vierteljährlich die Aktienneuemissionen sowie die Kapitalerhöhungen an der Börse Frankfurt erfasst.
Marktbedingungen verschlechtern sich, Investoren werden selektiver
"In der ersten Jahreshälfte lagen Anzahl und Volumen der Neuemissionen an der Frankfurter Börse klar auf Rekordkurs. Das dritte Quartal konnte nicht an diese Entwicklung anknüpfen. Das lag nicht nur an der Sommerpause, sondern auch an einem schwierigeren werdenden Kapitalmarktumfeld. Investoren werden folglich wieder selektiver", so Nadja Picard, PwC Europe Capital Markets Leader bei PwC Deutschland. So musste mit dem Sprachlern-Anbieter Babbel erneut ein Unternehmen sein Börsendebut aufgrund ungünstiger Marktbedingungen verschieben.
Zwar ist die deutsche Wirtschaft dank steigender Impfquoten und anhaltender politischer Unterstützungsmaßnahmen im Umgang mit Covid-19 weiter auf Erholungskurs, doch entwickelten sich die Märkte im dritten Quartal nach zunächst weiter steigenden Kursen insgesamt eher seitwärts.
Von ihren Höchstständen Anfang September haben DAX und MDAX in den letzten Wochen deutlicheren Abstand genommen. "Insbesondere aufgrund stark anziehender Energiepreise und Engpässe durch stockende Lieferketten breiten sich am Markt zunehmend Inflationssorgen aus, die negativ auf das Aktienmarktumfeld wirken", so die Einschätzung von Carsten Stäcker, Leiter Equity Advisory bei PwC Deutschland. Dazu kommt: "Eine Reduktion der Anleihekäufe durch die Notenbanken und mögliche Zinserhöhungen rücken schneller näher als noch vor Kurzem erwartet. Steigende Anleiherenditen als Folge darauf dürften auch die Aktienmärkte belasten", so der PwC-Experte weiter.
Kursentwicklung der Börsenneulinge ist durchwachsen
Das größte deutsche IPO im dritten Quartal war der Börsengang des Online-Optikers Mister Spex, der mit seinem Sprung aufs Parkett 326 Millionen Euro einspielte - damit aber hinter den Erwartungen zurückblieb. Auch das Börsendebüt der Novem Group verlief wenig schwungvoll: Der Automobilzulieferer spülte mit seinem Debüt 227 Millionen Euro in die Kassen.
Auch die Kursentwicklung der beiden Börsenneulinge im dritten Quartal verlief schleppend: So hat die Novem-Aktie seit ihrem Debüt rund 6 Prozent verloren; Mister Spex sogar 12 Prozent.
Kapitalerhöhungen: Volumen steigt wieder
Auch die Anzahl der Kapitalerhöhungen war im dritten Quartal im Vergleich zur ersten Jahreshälfte rückläufig: Zwischen Anfang Juli und Ende September besorgten sich lediglich zehn Unternehmen auf diesem Weg frisches Kapital an der Börse. Im zweiten Quartal 2021 waren es noch 14, im ersten Quartal sogar 16 Unternehmen. Geprägt waren die Kapitalerhöhungen im dritten Quartal von Emittenten aus der Industrie.
Das Volumen der Transaktionen erhöhte sich dagegen um rund 87 Prozent und erreichte 785 Millionen Euro. Auch das Durchschnittsvolumen der Kapitalerhöhungen stieg im dritten Quartal gegenüber der Vorperiode steil an: von 30 Millionen Euro in Q2 2021 auf 79 Millionen Euro im 3. Quartal.
Emissionsniveau bei den Fremdkapitalemissionen rückläufig
Bei den Fremdkapitalemissionen hält der Rückgang des Emissionsvolumens an: Im dritten Quartal 2021 sank das Emissionsvolumen im Investment Grade gegenüber Q2 2021 um 20 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro und bleibt damit auf unverändert niedrigem Niveau. Und auch im High Yield Grade zeigt der Trend nach unten: Das Emissionsvolumen sinkt im Vergleich zum zweiten Quartal 2021 deutlich.
Profitieren können derzeit Bonds mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit: "Instrumente aus dem Bereich Umwelt, Soziales und Governance (ESG) erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Denn das Interesse der größeren Investoren an solchen Bonds ist zuletzt stark gestiegen", kommentiert Carsten Stäcker.
Ausblick: Bis zu fünf weitere Börsengänge im Jahresverlauf realistisch
Ob sich die Rekorde aus der ersten Jahreshälfte bei den Neuemissionen im Schlussquartal fortsetzen und das Gesamtjahr 2021 doch noch zu einem IPO-Rekordjahr wird, ist fraglich: Aktuell fehlt noch ein Emissionsvolumen von 1,8 Milliarden Euro, um das starke Jahr 2018 zu übertreffen. Um bei der Anzahl der Börsengänge einen Rekord zu verbuchen und den Wert aus 2006 zu übertreffen (32 IPOs), müssten bis Jahresende noch 16 weitere Neuemissionen dazukommen.
Egal, ob der Rekord gelingt oder nicht - aus Sicht von PwC-Expertin Nadja Picard wird 2021 in jedem Fall ein solides IPO-Jahr. "Die IPO-Pipeline bleibt gut gefüllt. Viele Unternehmen bereiten aktuell einen Börsengang vor, denn mit einem attraktiven Bewertungsniveau und nach wie vor hohem Anlagedruck der Investoren sind die Rahmenbedingungen für Emittenten weiterhin günstig. Bis zu fünf weitere Börsengänge bis Jahresende halte ich deshalb für realistisch", so das Fazit von Nadja Picard. "Unsere Prognose zu Jahresbeginn von 10-15 IPOs für 2021 ist jedenfalls schon übertroffen, der Markt hat sich insgesamt deutlicher erholt als angenommen", freut sich die PwC-Expertin.
Die gesamte Analyse können Sie hier (https://www.pwc.de/de/kapitalmarktorientierte-unternehmen/emissionsmarkt-deutschland-verhaltenes-3-quartal-nach-rekordhalbjahr.pdf) herunterladen.
Über die Analyse:
Im "Emissionsmarkt Deutschland" analysiert PwC vierteljährlich sämtliche Aktienneuemissionen sowie Kapitalerhöhungen an der Börse Frankfurt. Darüber hinaus werden Neuemissionen von Unternehmensanleihen deutscher Emittenten erfasst. Die Angaben der Kapitalerhöhungen basieren auf Informationen von Thomson Reuters, Bloomberg und Capital IQ und beinhalten Transaktionen bis einschließlich 24. September 2021.
Pressekontakt:
Gregor Damm
PwC | Marketing & Communications
Tel.: +49 211 981-2498
E-Mail: gregor.damm@pwc.com
Original-Content von: PwC Deutschland, übermittelt durch news aktuell
Originalmeldung: https://www.presseportal.de/pm/8664/5033938
Seit Anfang Juli notierten lediglich zwei Börsenneulinge auf dem Frankfurter Parkett / Die Unsicherheit im Markt wächst: Die Sorge vor steigender Inflation und folgenden Zinserhöhungen treibt Investoren um / PwC-Expertin Nadja Picard rechnet dennoch mit einem solidem IPO-Jahr 2021 und hält drei bis fünf weitere Börsengänge bis Jahresende für realistisch
Nach einer rekordverdächtigen ersten Jahreshälfte musste der deutsche Emissionsmarkt im dritten Quartal einen Dämpfer einstecken: Zwischen Anfang Juli und Ende September gelang nur zwei Unternehmen der Sprung auf das Frankfurter Börsenparkett. Das erzielte Emissionsvolumen lag im dritten Quartal lediglich bei 553 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im zweiten Quartal 2021 war zehn Unternehmen ein Initial Public Offering (IPO) in Frankfurt gelungen; die Neuemissionen spielten damals mehr als vier Milliarden Euro ein.
Zu diesen Ergebnissen kommt die Analyse "Emissionsmarkt Deutschland", für die das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PwC vierteljährlich die Aktienneuemissionen sowie die Kapitalerhöhungen an der Börse Frankfurt erfasst.
Marktbedingungen verschlechtern sich, Investoren werden selektiver
"In der ersten Jahreshälfte lagen Anzahl und Volumen der Neuemissionen an der Frankfurter Börse klar auf Rekordkurs. Das dritte Quartal konnte nicht an diese Entwicklung anknüpfen. Das lag nicht nur an der Sommerpause, sondern auch an einem schwierigeren werdenden Kapitalmarktumfeld. Investoren werden folglich wieder selektiver", so Nadja Picard, PwC Europe Capital Markets Leader bei PwC Deutschland. So musste mit dem Sprachlern-Anbieter Babbel erneut ein Unternehmen sein Börsendebut aufgrund ungünstiger Marktbedingungen verschieben.
Zwar ist die deutsche Wirtschaft dank steigender Impfquoten und anhaltender politischer Unterstützungsmaßnahmen im Umgang mit Covid-19 weiter auf Erholungskurs, doch entwickelten sich die Märkte im dritten Quartal nach zunächst weiter steigenden Kursen insgesamt eher seitwärts.
Von ihren Höchstständen Anfang September haben DAX und MDAX in den letzten Wochen deutlicheren Abstand genommen. "Insbesondere aufgrund stark anziehender Energiepreise und Engpässe durch stockende Lieferketten breiten sich am Markt zunehmend Inflationssorgen aus, die negativ auf das Aktienmarktumfeld wirken", so die Einschätzung von Carsten Stäcker, Leiter Equity Advisory bei PwC Deutschland. Dazu kommt: "Eine Reduktion der Anleihekäufe durch die Notenbanken und mögliche Zinserhöhungen rücken schneller näher als noch vor Kurzem erwartet. Steigende Anleiherenditen als Folge darauf dürften auch die Aktienmärkte belasten", so der PwC-Experte weiter.
Kursentwicklung der Börsenneulinge ist durchwachsen
Das größte deutsche IPO im dritten Quartal war der Börsengang des Online-Optikers Mister Spex, der mit seinem Sprung aufs Parkett 326 Millionen Euro einspielte - damit aber hinter den Erwartungen zurückblieb. Auch das Börsendebüt der Novem Group verlief wenig schwungvoll: Der Automobilzulieferer spülte mit seinem Debüt 227 Millionen Euro in die Kassen.
Auch die Kursentwicklung der beiden Börsenneulinge im dritten Quartal verlief schleppend: So hat die Novem-Aktie seit ihrem Debüt rund 6 Prozent verloren; Mister Spex sogar 12 Prozent.
Kapitalerhöhungen: Volumen steigt wieder
Auch die Anzahl der Kapitalerhöhungen war im dritten Quartal im Vergleich zur ersten Jahreshälfte rückläufig: Zwischen Anfang Juli und Ende September besorgten sich lediglich zehn Unternehmen auf diesem Weg frisches Kapital an der Börse. Im zweiten Quartal 2021 waren es noch 14, im ersten Quartal sogar 16 Unternehmen. Geprägt waren die Kapitalerhöhungen im dritten Quartal von Emittenten aus der Industrie.
Das Volumen der Transaktionen erhöhte sich dagegen um rund 87 Prozent und erreichte 785 Millionen Euro. Auch das Durchschnittsvolumen der Kapitalerhöhungen stieg im dritten Quartal gegenüber der Vorperiode steil an: von 30 Millionen Euro in Q2 2021 auf 79 Millionen Euro im 3. Quartal.
Emissionsniveau bei den Fremdkapitalemissionen rückläufig
Bei den Fremdkapitalemissionen hält der Rückgang des Emissionsvolumens an: Im dritten Quartal 2021 sank das Emissionsvolumen im Investment Grade gegenüber Q2 2021 um 20 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro und bleibt damit auf unverändert niedrigem Niveau. Und auch im High Yield Grade zeigt der Trend nach unten: Das Emissionsvolumen sinkt im Vergleich zum zweiten Quartal 2021 deutlich.
Profitieren können derzeit Bonds mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit: "Instrumente aus dem Bereich Umwelt, Soziales und Governance (ESG) erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Denn das Interesse der größeren Investoren an solchen Bonds ist zuletzt stark gestiegen", kommentiert Carsten Stäcker.
Ausblick: Bis zu fünf weitere Börsengänge im Jahresverlauf realistisch
Ob sich die Rekorde aus der ersten Jahreshälfte bei den Neuemissionen im Schlussquartal fortsetzen und das Gesamtjahr 2021 doch noch zu einem IPO-Rekordjahr wird, ist fraglich: Aktuell fehlt noch ein Emissionsvolumen von 1,8 Milliarden Euro, um das starke Jahr 2018 zu übertreffen. Um bei der Anzahl der Börsengänge einen Rekord zu verbuchen und den Wert aus 2006 zu übertreffen (32 IPOs), müssten bis Jahresende noch 16 weitere Neuemissionen dazukommen.
Egal, ob der Rekord gelingt oder nicht - aus Sicht von PwC-Expertin Nadja Picard wird 2021 in jedem Fall ein solides IPO-Jahr. "Die IPO-Pipeline bleibt gut gefüllt. Viele Unternehmen bereiten aktuell einen Börsengang vor, denn mit einem attraktiven Bewertungsniveau und nach wie vor hohem Anlagedruck der Investoren sind die Rahmenbedingungen für Emittenten weiterhin günstig. Bis zu fünf weitere Börsengänge bis Jahresende halte ich deshalb für realistisch", so das Fazit von Nadja Picard. "Unsere Prognose zu Jahresbeginn von 10-15 IPOs für 2021 ist jedenfalls schon übertroffen, der Markt hat sich insgesamt deutlicher erholt als angenommen", freut sich die PwC-Expertin.
Die gesamte Analyse können Sie hier (https://www.pwc.de/de/kapitalmarktorientierte-unternehmen/emissionsmarkt-deutschland-verhaltenes-3-quartal-nach-rekordhalbjahr.pdf) herunterladen.
Über die Analyse:
Im "Emissionsmarkt Deutschland" analysiert PwC vierteljährlich sämtliche Aktienneuemissionen sowie Kapitalerhöhungen an der Börse Frankfurt. Darüber hinaus werden Neuemissionen von Unternehmensanleihen deutscher Emittenten erfasst. Die Angaben der Kapitalerhöhungen basieren auf Informationen von Thomson Reuters, Bloomberg und Capital IQ und beinhalten Transaktionen bis einschließlich 24. September 2021.
Pressekontakt:
Gregor Damm
PwC | Marketing & Communications
Tel.: +49 211 981-2498
E-Mail: gregor.damm@pwc.com
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Originalmeldung: https://www.presseportal.de/pm/8664/5033938
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