FRANKFURT (dpa-AFX) - Bei den Aktien deutscher Medizinunternehmen, die in der Pandemie als Gewinner galten, sind neuerdings wieder die Schnäppchenjäger aktiv. Am Vortag schon hatten sich die Kurse von Firmen wie Sartorius , Merck , Qiagen oder Siemens Healthineers erholt. Am Donnerstag setzte sich dies fort. Sie waren unter den besten Dax -Werten mit Kursgewinnen von jeweils mehr als einem Prozent.
Drei der vier Aktien sind neulich erst in den aufgestockten Dax gekommen und erlebten im Leitindex einen bislang durchwachsenen Start - mit einem größeren Rücksetzer, den zuletzt vor allem Corona-Gewinner-Aktien erlebten. Die Papiere von Sartorius etwa waren vom Rekordhoch bei rund 600 Euro, das sie vor drei Wochen erreicht hatten, zuletzt bis auf 529 Euro zurückgefallen - und damit auf ein Tief seit Mitte August.
Börsianer sahen in der jüngsten Bewegung eher eine Korrektur als ein Signal, dass es für die Unternehmen bald wieder schlechter laufen könnte. Marktbeobachter Andreas Lipkow von der Commerzbank-Tochter Comdirect sagte mit Blick auf Sartorius und Qiagen: "Beide Unternehmen konnten zudem zuletzt durch gute Quartalszahlen und guten Umsatz- und Gewinnperspektiven überzeugen." Es laufe also gut und so wachse auf dem gesunkenen Niveau wieder das Kaufinteresse.
Die fortgesetzte Stabilisierung zeigte sich am Donnerstag auch bei einigen Branchenwerten in der zweiten oder dritten Börsenreihe: Die Stratec gewannen im SDax 1,5 Prozent und im MDax stiegen Carl Zeiss Meditec sowie Evotec etwas moderater um zuletzt bis zu 0,3 Prozent. Auch der Verpackungsspezialist Gerresheimer rückte dort um 1,2 Prozent vor.
Laut Lipkow vereinen diese Werte aktuell auch wieder Anlageattribute, welche von Anlegern in unsicheren Zeiten gewünscht werden. Zum Einen sei dies der defensive Charakter, den solche Aktien mit sich bringen. Zum Anderen seien die Wachstumsperspektiven weiter prächtig. Dies unterstrich am Donnerstag auch Analyst Jan Koch von der Deutschen Bank mit Blick auf das Unternehmen Stratec.
Koch sieht bei dem Laborausrüster eine gute Kaufgelegenheit. Für die Schwäche in den vergangenen Wochen gebe es keine Ursachen außer die allgemeine Sektorrotation. Die anstehenden Zahlen zum dritten Quartal dürften zum positiven Kurstreiber werden, er erwartet dann eine erneute Anhebung des Ausblicks. Die in der Pandemie zum Einsatz kommenden Testlösungen von Stratec stießen weiter auf eine große Nachfrage, betonte der Experte.
Sartorius und Stratec profitieren als Laborausrüster von reger Nachfrage, die die internationalen Testkampagnen und die Suche nach Impfstoffen erzeugen. Sartorius liefert sowohl Prozesstechnologie als auch diverse Laborinstrumente und von Stratec sind die Diagnostik-Produkte begehrt. Auch Merck erlebte mit seiner Laborsparte zuletzt einen Boom mit Produkten und Dienstleistungen für die Arznei-Forschung, die Darmstädter liefern außerdem wichtige Lipide für den Impfstoff von Biontech . Qiagen und Siemens Healthineers profitieren direkt vom Geschäft mit Coronavirus-Tests./tih/jsl/jha/