DJ Lagarde: Bedingungen für Zinserhöhung dürften 2022 kaum vorliegen
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--EZB-Präsidentin Christine Lagarde ist erneut der Erwartung entgegengetreten, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bereits im nächsten Jahr Zinsen anheben wird. "In unserer Forward Guidance zu den Zinsen haben wir klar die drei Bedingungen formuliert, die erfüllt sein müssen, bevor die Zinsen zu steigen beginnen können", sagte Lagarde laut veröffentlichtem Text bei einer Veranstaltung des Banco de Portugal. Trotz des aktuellen Inflationsanstiegs seien die mittelfristigen Inflationsaussichten nach wie vor gedämpft, so dass es sehr unwahrscheinlich sei, dass diese drei Bedingungen im nächsten Jahr erfüllt würden.
Lagarde bezog sich auf die zuletzt in der vergangenen Woche bestätigten Forward Guidance. Derzufolge geht der EZB-Rat davon aus, dass die EZB-Leitzinsen so lange auf ihrem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben, bis er einen Anstieg der Inflation auf sein Ziel von 2 Prozent deutlich vor dem Ende des Projektionszeitraums und dauerhaft für den Rest dieses Zeitraums erkennen kann. Auch müssen die schon erreichten Fortschritte bei der unterliegenden Inflation so deutlich erkennbar sein, dass eine mittelfristige Stabilisierung der Inflation bei 2 Prozent plausibel scheint.
Lagarde hatte bereits am vergangenen Donnerstag nach der EZB-Ratssitzung auf den Widerspruch zwischen dieser Forward Guidance und den an den Märkten eingepreisten Erwartung einer Zinserhöhung Ende 2022 hingewiesen. Nachdem die Erwartungen einer Zinserhöhung in den Marktpreisen daraufhin noch weiter nach vorne gewandert waren, folge am Freitag eine heftige Korrektur. Von diesem Absturz haben sich die Staatsanleihenotierungen in dieser Woche wieder erholt.
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November 03, 2021 06:31 ET (10:31 GMT)
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