NEW YORK (dpa-AFX) - Die Sorge vor einer neuerlichen Eskalation der Pandemie hat am Freitag an den US-Börsen vor allem im Reisesektor für große Nervosität gesorgt. Auf der anderen Seite zog das Interesse der Anleger an den sogenannten "Stay-at-home-Aktien" wieder an und einige Impfstoffwerte erlebten ein Kursfeuerwerk. In der Breite wird der "Black Friday" so an den US-Börsen zu einem wahrhaftig rabenschwarzen Tag.
Anlass zu den Kursausschlägen der vorgenannten Branchen gibt zu Wochenschluss die Angst vor einer neuen Coronavirus-Variante. Fachleute befürchten, dass die im südlichen Afrika entdeckte Variante B.1.1.529 wegen ungewöhnlich vieler Mutationen nicht nur hoch ansteckend ist, sondern auch den Schutzschild der Impfstoffe leichter durchdringen könnte. Dies lässt die Lockdown-Sorgen der Anleger, die zuletzt schon wegen der erneuten Infektionswelle aufkamen, noch weiter hochkochen.
Craig Erlam vom Broker Oanda beobachtete eine Flucht in die Sicherheit. "Das Besorgniserregendste an dem neuen Stamm ist derzeit, wie wenig wir über ihn wissen", betonte der Experte. International wurden von vielen Ländern Einreisebeschränkungen für Personen aus dem südlichen Afrika ankündigt. Vor allem für die Reisebranche ist dies ein erneut schwerer Schlag, der an der Börse stark zu spüren war. Von Fluggesellschaften über Kreuzfahrtanbietern bis hin zu Reiseportalen gab es einen Kurseinbruch.
In der Flugbranche gingen die Papiere von United , American und Delta Airlines um zehn bis zwölf Prozent in die Knie. Die Papiere der Kreuzfahrtspezialisten Carnival und Royal Caribbean sackten um etwa zwölf Prozent ab. Für die Titel des Reiseportals Booking Holdings ging es um 9,2 Prozent bergab. Der Flugzeugbauer Boeing war mit minus 7,6 Prozent einer der größten Dow-Verlierer.
Unter den Fahrdienstvermittlern ging es aus Sorge vor nachlassender Reiseaktivität ebenfalls steil bergab, wie Verluste von 8,9 respektive 6,3 Prozent bei Lyft und Uber zeigten. Auch beim absackenden Ölpreis war die Verunsicherung spürbar: Die Aktien der Branchenriesen Chevron , ExxonMobil und ConocoPhillips sackten um 3,6 bis 6,6 Prozent ab.
Auf der Gewinnerseite standen Aktien, die schon bei vorherigen Lockdowns begehrt waren, auch wenn sie in den vergangenen Monaten während der entspannteren Infektionslage bei Anlegern einen schweren Stand hatten. Allen voran zogen die Papiere des Videokonferenz-Anbieters Zoom um 7,1 Prozent an. Die Titel des Fitness-Spezialisten Peloton erholten sich um 4,7 Prozent und die Anteile des Streaminganbieters Netflix legten immerhin um 0,8 Prozent zu.
Noch größere Profiteure der neuen Situation waren aber die Impfstoff-Hersteller: Die in New York gehandelten Biontech -Anteile schossen um 20 Prozent hoch, während die Pfizer -Titel um fast sechs Prozent zulegten. Während die weltweiten "Booster"-Impfungen die Nachfrage des Vakzins ohnehin schon hoch halten, stützten auch hier die erneuerten Ängste der Anleger. Hinzu kommt, dass der Impfstoff der beiden Partner in Europa die Zulassung für Kinder ab fünf Jahren bekommen hat.
Während die Papiere des Biontech-Wettbewerbers Moderna sogar um ein Viertel anzogen, gab es im Impfstoff-Universum auch einen Ausreißer mit negativen Nachrichten. Die Aktien des Gentherapiespezialisten Ocugen büßten 8,5 Prozent ein, nachdem die US-Arzneimittelbehörde FDA einen so genannten "clinical hold" für die Tests des mit dem indischen Partner Bharat Biotech entwickelten Covid-Impfstoffkandidaten Covaxin verfügt hatte./tih/jsl/he
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