BRÜSSEL (dpa-AFX) - Eigentümern von besonders schlecht gedämmten Gebäuden und Wohnungen droht nach einem Gesetzesvorschlag der EU-Kommission eine Sanierungspflicht. Wie die von Ursula von der Leyen geleitete Behörde am Mittwoch mitteilte, sollen öffentliche Gebäude und nicht bewohnte Bauten, die besonders viel Energie verbrauchen, bereits bis 2027 klimafreundlicher gemacht werden. Besitzer von betroffenen Wohnungen und Häusern hätten bis 2030 Zeit, um eine höhere Effizienzklasse zu erreichen. Alle Neubauten sollen ab 2030 komplett klimaneutral gebaut werden, also Emissionen von Treibhausgasen wie Kohlendioxid (CO2) komplett vermeiden oder ausgleichen.
Nach Angaben der Kommission sind Gebäude für rund 40 Prozent des Energieverbrauchs und rund ein Drittel der Treibhausgasemissionen in der EU verantwortlich. Etwa 15 Prozent der Gebäude in der EU gelten als besonders ineffizient und wären von den neuen Auflagen betroffen. Gelder für die Sanierungen sollen teils durch das Corona-Aufbauprogramm bereitgestellt werden - und durch einen Klimasozialfonds, den die EU einrichten will. Die Kommission will außerdem das Klassifizierungssystem für die Energieeffizienz in der EU vereinheitlichen und einen sogenannten Renovierungspass für Gebäude einführen.
Der Europaabgeordnete Michel Bloss (Grüne) fand den Vorschlag nicht ehrgeizig genug. "Die große Renovierungswelle der EU-Kommission wird mit dieser Gebäude-Richtlinie auf Sand gebaut", sagte er. Es fehle eine Solarpflicht für Gebäude, ein verbindliches Ende von Öl- und Gasheizungen sowie Sanierungen, damit Gebäude keine Energie mehr verbrauchen, sondern produzieren. Der Verband der Kommunalen Unternehmen (VKU) sagte hingegen, die Richtlinie schaffe einen kohärenten europäischen Rahmen für die Dekarbonisierung des Gebäudebestands.
Das Gesetz ist Teil des Klimaprogramms "Fit for 55" der Kommission. Die EU will bis 2030 mindestens 55 Prozent weniger Treibhausgase ausstoßen als 1990 und bis 2050 klimaneutral werden - das heißt auch, dass bis dahin alle Gebäude klimaneutral sein sollen. Der Vorschlag wird nun von den EU-Ländern und dem Europaparlament diskutiert./dub/DP/mis