(neu: Rekord beim Marktkapitalisierungsplus und Schlusskurse im dritten Absatz)
NEW YORK (dpa-AFX) - Unter den großen Tech-Konzernen hat sich am Freitag Amazon in die Gruppe der Unternehmen mit positiv aufgenommenen Quartalszahlen eingereiht. Nachdem zuvor bereits der Google-Mutterkonzern Alphabet , der Computerkonzern Apple und der Softwarehersteller Microsoft die Erwartungen übertroffen hatten, überzeugte nun auch der weltgrößte Online-Händler seine Anleger. Der Elektroautobauer Tesla , der Streaming-Dienst Netflix und vor allem der Facebook-Mutterkonzern Meta hingegen hatten in der laufenden Berichtssaison die Investoren geschockt.
Amazon verdiente im Weihnachtsquartal glänzend. Die angekündigte Kostenlawine wegen des enormen Bedarfs an Personal und der hohen Investitionen in die Lieferlogistik bewältigte der US-Konzern besser als befürchtet - nicht zuletzt dank seines hochprofitablen Cloud-Geschäfts. Bei den Aktionären kam zudem die Ankündigung gut an, in den USA erstmals seit 2018 die Preise für den "Prime"-Dienst zu erhöhen. Der Service, der unter anderem Zugang zu kostenlosem Versand und Streaming-Diensten bietet, wird deutlich teurer.
Die Aktien von Amazon zogen am Ende um rund 13,54 Prozent auf 3152,79 US-Dollar an und waren der Spitzenreiter im Nasdaq 100 . Damit stieg zudem die Marktkapitalisierung des Unternehmens auf einen Schlag um gut 190 Milliarden US-Dollar - eine solche Wertsteigerung an einem Tag hatte zuvor noch nie ein US-Unternehmen geschafft. Der technologielastige Auswahlindex gewann 1,33 Prozent, nachdem er am Donnerstag unter dem Eindruck eines Kurseinbruchs der Meta-Aktien mit einem Minus von gut vier Prozent den größten prozentualen Tagesverlust seit September 2020 erlitten hatte.
Analysten fanden überwiegend lobende Worte und erhöhten zum Teil ihre Kursziele für die Amazon-Aktien. Es gebe kaum etwas auszusetzen an den Zahlen zum Weihnachtsquartal des Online-Händlers, schrieb etwa Analyst Ross Sandler von der britischen Investmentbank Barclays.
Ingo Wermann von der DZ Bank erwartet nicht, dass es wegen der ersten Preisanhebung seit 2018 zu einer Kündigungswelle kommen wird. Er verwies darauf, dass die Attraktivität von "Prime" durch zusätzliche Sportübertragungen erhöht werden solle.
Der Experte Stephen Ju von der schweizerischen Bank Credit Suisse rechnet nun damit, dass das angelaufene erste Geschäftsquartal das letzte mit überdurchschnittlichen Logistikkosten sein dürfte. Der Fachmann Brent Thill vom Analysehaus Jefferies ergänzte, insgesamt verspreche das Web-Services-Geschäft als profitabelster Bereich weiteres Wachstum.
Während die Quartalszahlen von Alphabet die Aktien der Google-Mutter jüngst auf ein Rekordhoch gehievt hatten, liegt die Bestmarke von Amazon mit gut 3773 Dollar vom Juli 2021 noch ein gutes Stück entfernt. Aus charttechnischer Sicht hat sich mit dem Kurssprung am Freitag das Bild zumindest kurzfristig aufgehellt, da die Papiere nun deutlich über der 21-Tage-Durchschnittsline notieren.
Aktuell bringt Amazon an der Nasdaq 1,6 Billionen Dollar auf die Waage. Schwerer sind nur Alphabet, Microsoft und allen voran Apple./la/tih/he/he