Die Erholung der Märkte schreitet voran, obwohl die Risiken nicht verschwunden sind. Sowohl hierzulande als auch in New York zogen die Indizes weiter an. An der Wall Street legte der DOW JONES 0,7% zu, der S&P500 schaffte +1,1% und der NASDAQ100 lieferte gestern mit 108 Mrd. $ Umsatz und einem Plus von 1,9 % die Vorgaben dafür, wie die teilweise halbierten Tech-Aktien einen neuen Trend aufbauen. Star des Tages war natürlich Tesla mit 998 $ am Ende nach der Eröffnung seiner Produktion in Grünheide. Indes erreichte die TB-Rendite gestern mit 2,39 %. Der DAX demonstrierte mit + 1 % und 3,9 Mrd. € Umsatz immerhin relative Stärke. Er hat damit jedoch den bisherigen Verlust von 19,6 % seit Jahresanfang auf 8,3 % reduziert. Die EZB ist bemüht, die Rendite deutscher Bonds zu bremsen, das ergab gestern 0,51 %. Die FAZ-Renten-Rendite, die das Marktbild neutraler widerspiegelt, steht schon bei 1,12 %. Nicht zuletzt: Der VDAX sank auf 27 und signalisiert Entspannung .
Auch die Chinesen sind dabei und zwei wichtige New Yorker Bank-Adressen beurteilen China konträr: Morgan Stanley gegen JPMorgan. MORGAN STANLEY betrachtet die Sondersitzung des Ausschusses für Finanzstabilität und Entwicklung im chinesischen Staatsrat am vergangenen Mittwoch als einen Wendepunkt für Chinas regulatorischen Resett und stellt sich damit gegen JPMORGAN. Die Analysten gehen davon aus, dass sich der Abwärtstrend bei den Gewinnschätzungen für den chinesischen Internetsektor dem Ende zuneigt. Die Favoriten von MORGAN STANLEY heißen TENCENT, MEITUAN, NETEASE und JD.COM. Wir sehen dem Meinungskampf interessiert zu, freuen uns über die jüngste Erholung und bleiben in unserem Hang Seng Tech ETF investiert. Zu den Einzelwerten:
Bei RWE wird Braunkohle-Abspaltung zum HV-Thema. Der aktivistische Aktionär Enkraft hat einen Tagesordnungspunkt zur Beschleunigung der Nachhaltigkeitsstrategie auf die Tagesordnung der Hauptversammlung gebracht. Die Gründe sind bekannt: Das Segment Kohle/Kernenergie ist für RWE ökonomisch vernachlässigbar, behindert die Fokussierung auf den Ausbau des Kerngeschäfts mit erneuerbaren Energien und ist ein Grund für die Unterbewertung der Aktie. Man dringt auf einen Plan zur Umsetzung der Abspaltung. Die hohen Strompreise und eine steigende Energienachfrage dürften die Margen für alte Kern- und Kohlekraftwerke stützen. Das Aus für beide Technologien ist beschlossen, ob es beim avisierten Zeitplan bleibt wird von einigen Adressen in Frage gestellt. Die Aktie baut wieder Druck auf, über 38 € dürfte das letzte Hoch bei 42 € in Angriff genommen werden.
ADOBE | Der kalifornische Softwarekonzern stellte sein Geschäft in Russland und Belarus am 4. März ein, was beim Jahresumsatz 75 Mio. $ kostet. Das erste Fiskalquartal lief ordentlich, Umsatz und bereinigter Gewinn lagen leicht über dem Konsens. Die Prognose für das laufende Quartal hingegen blieb leicht hinter dem Ansatz der Analysten zurück. + 2,8 % im regulären Handel wurden daher nachbörslich mit - 2,5 % egalisiert. Die Tech-Korrektur seit November dauerte für ADOBE bis zum 14. März und senkte den Kurs um 40 %. Die Qualität des Unternehmens spricht für die mittelfristige Rückkehr der Aktie in den Bereich um 600 $.
Bei den Meme-Stocks scheint eine neue Welle anzurollen. AMC ENTERTAINMENT legte gestern bei stark erhöhtem Umsatz 15 % zu. Zur Erinnerung: Ende Januar 2021 wurde die Aktie des defizitären Kinobetreibers hochgetrieben. Bis Mitte Juni hatte sich der Kurs auf 60 $ verdreißigfacht, was fundamental nicht gerechtfertigt war. Ein wichtiger Faktor für das ungerechtfertigte Hochschnellen sind große Shortpositionen, die nach dem ersten Hochlaufen der betroffenen Aktie eingedeckt werden müssen. Für AMC wird zurzeit ein Short Interest von rund 20 % angezeigt. Noch auffälliger war gestern GAMESTOP (Tagesplus 31 %, Short Interest 18,5 %) und KOSS (+ 29 %), für die allerdings nur ein Short Interest von 1,4 % angezeigt wird. Es ist nicht auszuschließen, dass Meme-Aktivisten weitere Titel neu ins Visier genommen haben. Als Meme-Stocks gelten z. B. auch BLACKBERRY (gestern + 4,9 %) oder BED BATH & BEYOND, die nachbörslich 3,7 % zulegten. Kein Investment, wer spielen will, bitte mit kleinen Beträgen.
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