PARIS (dpa-AFX) - Der deutsch-französische Ex-Europaparlamentarier Daniel Cohn-Bendit hat nach dem Ausgang der Präsidentschaftswahl eine Grundsatzdebatte über die Demokratie in Frankreich gefordert. Diese müsse Staatschef Emmanuel Macron nun anstoßen, sagte Cohn-Bendit am Sonntagabend im Interview dem Sender TF1.
"Macron muss die Debatte über die Demokratie in Frankreich wieder öffnen. Das kann so nicht weitergehen." Auch die Stimmen der Wählerinnen und Wähler, die die Rechte Marine Le Pen, den Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon oder den Grünen Yanik Jadot gewählt hätten, müssten gehört werden. "Man muss zu einer Demokratie des Kompromisses kommen."
Frankreich müsse wegkommen von der Vorstellung, dass in seinem politischen System Kompromisse nicht möglich seien, sagte der 77-Jährige. "Das ist nicht genetisch, dass Frankreich keinen politischen Kompromiss hat." In der Gesellschaft gebe es Beispiele genug für Kompromissfähigkeit. "Diese Frechheit zu glauben, dass man immer Recht hat - Mélenchon, Le Pen, Macron, sie sind alle gleich", meinte Cohn-Bendit, der nach eigener Aussage mit Macron regelmäßig SMS-Nachrichten auf dem Handy austauscht.
Cohn-Bendit, der "rote Dany", war WG-Kumpel des Grünen-Spitzenpolitikers Joschka Fischer und saß über zwei Jahrzehnte für die Grünen im Europaparlament - mal für die französischen, mal für die deutschen Grünen./rbo/DP/zb