DJ MÄRKTE USA/Stagflationssorgen drücken Wall Street erneut
Von Florian Faust
NEW YORK (Dow Jones)--Nach dem höchsten Tagesverlust seit 2020 am Vortag hat die Wall Street die Talfahrt am Freitag ausgebaut. Allerdings erreichten die Abgaben nicht die Dynamik des Vortages. Die Konjunktursorgen bestanden unverändert weiter und belasteten Aktienkurse. Das Misstrauen, ob es der US-Notenbank gelingen werde, die extrem hohe Inflation zu bändigen, ohne die das Wachstum abzuwürgen, sei merklich gestiegen, hieß es im Handel. Händler sprachen daher von Stagflationssorgen.
Auf der einen Seite bestand die Hoffnung, dass die Zinserhöhungen stark genug sein würden, um die schnell steigende Inflation zu zähmen. Auf der anderen Seite stiegen aber die Sorgen, dass die geldpolitische Straffung das Wirtschaftswachstum ausbremsen könnte. Der Dow-Jones-Index verlor 0,3 Prozent auf 32.901 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite büßten 0,6 bzw. 1,4 Prozent ein. An der Nyse wurden insgesamt 971 (Donnerstag: 381) Kursgewinner und 2.328 (2.942) -verlierer gezählt, unverändert schlossen 101 (93) Titel.
"Der Markt versucht abzuwägen, ob sich die Zentralbanken mehr Sorgen um die Inflation oder um die Dämpfung des Wachstums machen, und der Markt hat eindeutig entschieden, dass sie sich mehr Sorgen um die Inflation machen", erläuterte Anlagestratege Altaf Kassam von State Street Global Advisors. "Wenn die Fed die Inflation um jeden Preis bekämpfen will, dann wird sich das sicherlich auf die Aktien auswirken."
Auch der US-Arbeitsmarktbericht schaffte es nicht, die Sorgen aufzufangen, obwohl der Stellenaufbau positiv überrascht hatte und die Stundenlöhne langsamer zulegten, wodurch die Inflationängste nur moderat gedämpft wurden, aber keinesfalls wichen.
Ölpreise legen zu - Dollar mit leichten Abgaben
Die erneut gestiegenen Ölpreise passten nicht so recht ins trübe Konjunkturumfeld. Hier stützten die möglichen Auswirkungen eines EU-Embargos gegen russische Ölimporte. Das in Frage kommende Angebot werde knapper für die Staaten, die russisches Erdöl ablehnten. Das treibe die Preise, hieß es. "Auf die EU und ihre Verbündeten, darunter die USA, Südkorea und Japan, entfallen rund zwei Drittel der derzeitigen russischen Rohöl- und Raffinerieexporte, und die Abnehmer auf diesen Märkten werden schwer zu ersetzen sein", hieß es bei Fitch Solutions. Die Analysten prognostizierten, dass Brent in diesem Jahr durchschnittlich 100 Dollar pro Barrel erreichen werde. Sie wiesen aber darauf hin, dass die Risiken nach oben gerichtet seien. Zudem stützten erneut Berichte, die US-Regierung wolle ihre strategischen Ölreserven wieder auffrischen, nachdem sie Teile davon zur Senkung der Preise zuvor auf den Markt geworfen hatte.
Nach der Dollar-Rally des Vortages kam der Greenback leicht zurück, der Dollar-Index fiel um 0,2 Prozent. Angesichts der Zinserhöhungspläne der US-Notenbank und des schwachen Wachstums in Europa und China dürfte der Dollar aber nach unten abgesichert sein, hieß es. Der Euro zeigte sich nach einem kurzen Rücksetzer auf unter 1,05 Dollar wieder deutlich erholt. Hier könnten auch Aussagen von EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann vom Vortag nachgewirkt haben. Er hatte in den größer werdenden Chor von Geldpolitikern eingestimmt und eine bevorstehende Zinserhöhung im Juni angedeutet. Zuletzt waren die Erwartungen für eine erste Erhöhung zwar bereits nach vorne gerückt, aber lediglich auf Juli.
Die Renditen am US-Anleihemarkt legten mit der Aussicht auf kräftig steigende Leitzinsen weiter zu. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen setzte sich deutlicher von der wichtigen Marke von 3 Prozent nach oben ab und kletterte auf das höchste Niveau seit fast dreieinhalb Jahren. Der Goldpreis holte die Vortagesverluste mit den etwas gemächlicher angezogenen Stundenlöhnen wieder auf, weil die Inflationserwartungen entsprechend sanken.
Under Armour nach Zahlen und Ausblick unter Druck
Der Sportbekleidungshersteller Under Armour hatte im ersten Quartal wegen höherer Frachtkosten rote Zahlen geschrieben. Der Konzern enttäuschte zudem mit der Jahresprognose und warnte vor höheren Versandkosten und anderen inflationären Einflüssen. Der Aktienkurs brach um 23,9 Prozent ein - Nike sanken um 3,5 Prozent.
Peloton Interactive fielen um 7,7 Prozent. Das Fitness-Unternehmen sucht offenbar nach Investoren und erwägt Kreisen zufolge den Verkauf einer größeren Minderheitsbeteiligung.
Der Kontaktlinsenhersteller Bausch & Lomb wagte den Gang auf das Börsenparkett. Laut Pflichtmitteilungen hatte Bausch + Lomb ursprünglich eine Preisspanne von 21 bis 24 Dollar verfolgt, den Ausgabepreis dann aber auf 18 Dollar festgelegt. Der Titel schloss rund 11 Prozent höher bei 20 Dollar.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 32.901,08 -0,3% -96,89 -9,5% S&P-500 4.123,67 -0,6% -23,20 -13,5% Nasdaq-Comp. 12.144,66 -1,4% -173,03 -22,4% Nasdaq-100 12.693,54 -1,2% -157,02 -22,2% US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 2,71 +1,3 2,70 197,8 5 Jahre 3,07 +6,2 3,01 181,1 7 Jahre 3,14 +8,0 3,06 169,7 10 Jahre 3,13 +8,5 3,04 161,6 30 Jahre 3,22 +9,5 3,12 131,7 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:33 Do,17:04 % YTD EUR/USD 1,0547 +0,1% 1,0518 1,0517 -7,2% EUR/JPY 137,69 +0,3% 137,30 137,05 +5,2% EUR/CHF 1,0425 +0,4% 1,0378 1,0374 +0,5% EUR/GBP 0,8546 +0,2% 0,8518 0,8509 +1,7% USD/JPY 130,54 +0,3% 130,55 130,28 +13,4% GBP/USD 1,2341 -0,1% 1,2348 1,2362 -8,8% USD/CNH (Offshore) 6,7187 +0,5% 6,7090 6,6845 +5,7% Bitcoin BTC/USD 35.947,82 -1,3% 36.414,63 38.061,77 -22,2% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 110,47 108,26 +2,0% 2,21 +50,6% Brent/ICE 113,09 110,90 +2,0% 2,19 +48,8% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.881,26 1.877,12 +0,2% +4,14 +2,8% Silber (Spot) 22,36 22,53 -0,8% -0,17 -4,1% Platin (Spot) 969,00 985,19 -1,6% -16,19 -0,2% Kupfer-Future 4,24 4,29 -1,1% -0,05 -4,8% ===
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May 06, 2022 16:08 ET (20:08 GMT)
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