DJ MÄRKTE EUROPA/Anleger trennen sich von Risiko-Assets - Gas teurer
FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte haben am Donnerstag leichter geschlossen, konnten sich allerdings im späten Handel vom Tagestief lösen. Die Berichtssaison zum ersten Quartal hat in Europa nun ihren Höhepunkt hinter sich, von dieser Seite fehlen nun zunehmend die Impulse. Dabei war zu erkennen, dass die Unternehmen auch aufgrund der steigenden Preise beim Umsatz optimistisch ins Jahr schauen, die steigenden Kosten sich allerdings auf der Ertragsseite bemerkbar machen. Der DAX verlor 0,6 Prozent auf 13.740 Punkte, ex Dividende wurden BMW und Puma gehandelt. Für den Euro-Stoxx-50 ging es um 0,9 Prozent auf 3.613 nach unten.
Der Dollar setzte seine Aufwärtsbewegung fort, der Euro fiel zeitweise unter die Marke von 1,04 Dollar. Der Euro ist damit so billig wie zuletzt Ende 2016. Neben dem Dollar als sicheren Hafen ging es auch für die Anleihen nach oben, im Gegenzug fiel die Rendite der Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren um 13 Basispunkte auf 0,87 Prozent.
Erdgaspreise schnellen mit russischen Sanktionen nach oben
Für die Erdgaspreise ging es deutlich in die Höhe, an der niederländischen Terminbörse stieg der Preis für den Kontrakt mit Fälligkeit Ende Mai um rund 12 Prozent. Hintergrund war der Umstand, dass Russland Sanktionen gegen mehr als 30 Energiefirmen aus der EU, den USA und Singapur erlassen hatte. Im Handel befürchtete man nun Angebotsengpässe. Die konkreten Auswirkungen der russischen Maßnahmen sind derzeit noch unklar. Der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sagte, einige Töchter von Gazprom Germania erhielten kein russisches Erdgas mehr, doch besäßen die Gesellschaften nicht-russische Alternativen. Die durch die Ukraine geleitete Gasmenge sank zuletzt um ein Drittel - auch dieser Umstand trieb die Preise. Fakt ist, dass die Industrie unter den hohen Energiepreisen leidet und im Portemonnaie der Bürger weniger Geld für den Konsum zur Verfügung steht. Sollte Gas weiter teuer bleiben, dürfte sich dies negativ auf die Konjunktur und den Konsum in Deutschland, aber auch anderswo auswirken.
Berichtssaison läuft auf Hochtouren
Auf Unternehmensseite setzte die Berichtssaison Akzente, wobei der schwache breite Markt vielfach auf die Kurse der betreffenden Unternehmen drückte. Die Siemens-Aktie verlor 3,7 Prozent. Der bereinigte Gewinn entsprach nach Aussage der Citigroup den Erwartungen. Die angehobene Umsatzprognose für die Sparten DI und SI falle aufgrund der besseren Auftragslage ermutigend aus. Die Margen von Siemens wurden dagegen von Bernstein durchweg als schwach eingestuft. Für RWE ging es nach Zahlenausweis um 3,8 Prozent nach unten.
Etwas überraschend verlor die Merck-Aktie 5,6 Prozent. Während die Quartalszahlen alle nahe an den Schätzungen der Analysten lagen, fiel der Ausblick besser als die Prognosen aus - und zwar sowohl auf der Umsatz- als auch auf der Gewinnseite. Die Analysten lobten mehrheitlich den Ausblick, Goldman Sachs dagegen soll nach Aussage aus dem Handel das Votum "Sell" bestätigt haben.
Weiter als "Underperformer" stufte ein Marktteilnehmer Heidelbergcement (-4,6%) ein. Zwar lägen einige Kennziffern leicht über den Erwartungen, der Umsatz aber bereits moderat unter den Prognosen. Die Stimmung im Bau sei weltweit schlecht, damit seien weitere Umsatzprobleme absehbar.
Allianz (-3,3%) bestätigte den Ausblick für 2022, nachdem der Versicherer am Vortag bereits erste Quartalsergebnisse mitgeteilt hatte. Zurich Insurance (+1,5%) hatte derweil solide Geschäftszahlen vorgelegt. Das Schaden- und Unfallgeschäft ist laut Citigroup 3 Prozent besser als erwartet ausgefallen. Wichtig sei, dass das Prämienwachstum die gestiegenen Kosten bis ins Jahr 2023 mehr als ausgleichen soll, was für bessere Margen spreche.
Leicht über den Erwartungen lagen die Geschäftszahlen von Telefonica. Der Telekommunikationskonzern habe die Prognosen für den Umsatz um gut 3 Prozent und für den Gewinn um 5 Prozent übertroffen, so Händler. Die Aktie stieg um 2,6 Prozent.
Varta schlossen nach der Zahlenvorlage 9 Prozent tiefer. "Der Gewinn sinkt", sagte ein Marktteilnehmer. Die Frage sei, ob die Prognose über das Jahr hinweg aufrechterhalten werde angesichts des Margenverfalls.
Ausverkauf bei Kryptowährungen verstärkt sich
Der Ausverkauf der Kryptowährungen beschleunigte sich. Bitcoin stürzte auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2020. Im Tief ging es für die weltgrößte Kryptowährung nach Marktwert schon auf 25.340 Dollar nach unten, entsprechend einem Minus von rund 12 Prozent gegenüber Mittwoch. Zuletzt hatte sich Bitcoin aber wieder deutlich erholt auf über 29.000 Dollar.
Die Kryptowährungen und ganz allgemein digitale Vermögenswerte bewegen sich zunehmend im Gleichschritt mit Aktien, die zuletzt stärker unter Verkaufsdruck standen. Hintergrund ist, dass traditionelle Geldverwalter wie Hedgefonds und auch andere Anleger in den vergangenen beiden Jahren diesen Bereich für sich entdeckt haben. In Zeiten erhöhter Volatilität dürften solche Fonds aber schneller dazu neigen, Kryptobestände zu verkaufen.
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.613,43 -34,44 -0,9% -15,9% Stoxx-50 3.530,59 -31,85 -0,9% -7,5% Stoxx-600 424,40 -3,19 -0,7% -13,0% XETRA-DAX 13.739,64 -89,00 -0,6% -13,5% FTSE-100 London 7.233,34 -114,32 -1,6% -0,5% CAC-40 Paris 6.206,26 -63,47 -1,0% -13,2% AEX Amsterdam 675,09 -7,61 -1,1% -15,4% ATHEX-20 Athen 2.031,99 -40,23 -1,9% -5,1% BEL-20 Brüssel 3.930,21 -28,09 -0,7% -8,8% BUX Budapest 40.000,21 -929,14 -2,3% -21,1% OMXH-25 Helsinki 4.652,40 -11,40 -0,2% -17,9% ISE NAT. 30 Istanbul 2.661,53 -74,28 -2,7% +31,4% OMXC-20 Kopenhagen 1.615,80 -3,25 -0,2% -13,3% PSI 20 Lissabon 5.789,96 -134,67 -2,3% +1,5% IBEX-35 Madrid 8.200,40 -112,20 -1,3% -5,9% FTSE-MIB Mailand 23.566,23 -157,97 -0,7% -15,6% RTS Moskau 1.140,05 +16,12 +1,4% -28,6% OBX Oslo 1.084,71 -3,92 -0,4% +1,5% PX Prag 1.279,49 -19,21 -1,5% -10,3% OMXS-30 Stockholm 1.973,48 -3,99 -0,2% -18,4% WIG-20 Warschau 1.691,62 -26,45 -1,5% -25,4% ATX Wien 3.033,10 -48,71 -1,6% -19,7% SMI Zürich 11.506,13 -47,53 -0,4% -10,6% Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite 0,84 -0,15 +1,02 US-Zehnjahresrendite 2,85 -0,08 +1,34 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:22 Mi, 18:55 % YTD EUR/USD 1,0383 -1,3% 1,0495 1,0530 -8,7% EUR/JPY 133,17 -2,6% 135,91 136,72 +1,8% EUR/CHF 1,0382 -0,7% 1,0455 1,0444 +0,1% EUR/GBP 0,8505 -0,9% 0,8610 0,8574 +1,2% USD/JPY 128,27 -1,3% 129,43 129,82 +11,4% GBP/USD 1,2207 -0,4% 1,2190 1,2282 -9,8% USD/CNH (Offshore) 6,8134 +0,8% 6,8014 6,7526 +7,2% Bitcoin BTC/USD 29.185,86 +0,7% 26.769,98 30.175,79 -36,9% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 106,58 105,71 +0,8% 0,87 +45,3% Brent/ICE 107,41 107,51 -0,1% -0,10 +41,4% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.835,28 1.852,46 -0,9% -17,18 +0,3% Silber (Spot) 20,91 21,58 -3,1% -0,67 -10,3% Platin (Spot) 955,95 994,78 -3,9% -38,83 -1,5% Kupfer-Future 4,09 4,21 -2,8% -0,12 -8,2% ===
Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com
DJG/thl/flf
(END) Dow Jones Newswires
May 12, 2022 12:25 ET (16:25 GMT)
Copyright (c) 2022 Dow Jones & Company, Inc.