81 Jahre jung und kein bisschen leise. Walter Schmitz, in der deutschen Investmentbranche - wie man im Rheinland sagt - bekannt wie ein bunter Hund, kommt jetzt mit einem neuen Startup.
Gemeinsam mit zwei Partnern gründete er die All Stars Fondsservice GmbH, und gleich der erste Aktienfonds "All Stars 10 × 10", der kürzlich seine Vertriebszulassung erhielt, hat es in sich.
In vielfacher Hinsicht. Der Fonds verfolgt, so Schmitz, ein neuartiges Konzept und wird gemanagt von Acatis-Chef Dr. Hendrik Leber, einem der erfolgreichsten Vermögensverwalter in Deutschland, und seinem Team. Im Interview erklärt Schmitz, was dahintersteckt und gibt - mit rund 60 Jahren Investment-Erfahrung - eine Einschätzung zur derzeitigen Lage an den weltweiten Aktienmärkten.
Herr Schmitz, für Anleger - ob Profis oder Privatleute - waren die Zeiten schon einfacher, weil ruhiger als im Augenblick...
Walter Schmitz. Tatsächlich kommt da einiges zusammen. Corona haben wir wohl noch nicht überstanden. Der Überfall auf die Ukraine kam für viele überraschend, obwohl manche das erwartet und vorhergesagt hatten. Selbstverständlich ist man hinterher immer schlauer. Die Explosion der Energiepreise und - in manchen Bereichen auch der Lebensmittelpreise - haben in den großen Industrieländern zu Inflationsraten geführt, die wir seit den 1980er Jahren nicht mehr kennen.
Logischerweise hat die US-amerikanische Zentralbank die Zinszügel gestrafft und wird dies bis auf weiteres fortsetzen. Steigende Zinsen aber sind Gift für die Aktienmärkte, die dann einige Zeit lang den Rückwärtsgang einlegen - inklusive zwischenzeitlicher Kurserholungen. Dies haben wir in den vergangenen Wochen und Monaten gesehen. Insbesondere die Aktien großer Tech-Unternehmen, mittlerweile auch jene von Firmen aus dem Konsumbereich, sind unter die Räder gekommen. Teils betrugen die Kursverluste 30 Prozent und mehr.
Deshalb momentan besser Finger weg von den Aktienmärkten?
Schmitz. Das sollte und muss jeder selbst entscheiden. Selbstverständlich sind Aktien und Aktienfonds erwiesenermaßen langfristig die mit Abstand renditestärksten Formen der Geldanlage. Wobei die Betonung tatsächlich auf "langfristig" liegt. Zugleich sollten solche börsennotierten Unternehmensbeteiligungen zum Risikoprofil des Anlegers passen und zu seiner Mentalität. Da kommen viele unterschiedliche Aspekte zusammen. Nicht für jede oder jeden sind Aktien als Geldanlage geeignet.
Die Frage haben Sie aber noch nicht beantwortet. Also, jetzt einsteigen oder besser Finger weg?
Schmitz. Wenn ich ein wenig weiter ausholen darf... Letztlich sind Aktien eine Ware wie (fast) jede andere auch. Deren Preise, also die Kurse, hängen ab von Angebot und Nachfrage. Wir kennen das bestens vom Wochenmarkt, wenn Tomaten, Äpfel und anderes Obst kurz vor Schluss plötzlich deutlich preiswerter werden, da kaum noch Käufer unterwegs sind.
Preiswert in den Aktienmarkt einsteigen
Bei Aktien halte ich es mit der bekannten Kaufmannsregel, die da lautet: "Im billigen Einkauf liegt der Gewinn". Daran hat sich seit Jahrhunderten nichts geändert. Bankier Carl Mayer von Rothschild ist verantwortlich für eines der bekanntesten Börsen-Bonmots, das angesichts des Ukraine-Kriegs traurige Realität geworden ist und tragische Relevanz hat. Der Spruch lautet: "Kaufen, wenn die Kanonen donnern. Verkaufen, wenn die Violinen spielen."
Ob diese Strategie beim Investieren moralisch und ethisch vertretbar ist, darüber lässt sich trefflich streiten. Klar ist aber auch, dass Anleger mit diesem strategischen Ansatz in den vergangenen Jahrzehnten hohe Gewinne mit Aktien und Aktienfonds erzielt haben. Dafür gibt es unzählige Beispiele.
Steigende Aktienkurse nach Crashs
Etwa die Wochen und Monate nach dem Platzen der Tech-Blase kurz nach der Jahrtausendwende, die Zeit nach dem Crash aufgrund des Lehmann-Skandals und auch die Monate nach Beginn der europäischen Schuldenkrise. Selbst die Kurseinbußen wegen Corona im Jahr 2020 haben sich in hohe Gewinne gewandelt. Immer unter der Voraussetzung, dass Anleger eben in jener Zeit eingestiegen sind, als es an den Börsen turbulent zuging.
Wo wir gerade bei Börsen-Sprüchen sind, eine lautet: "Greife nie in ein fallendes Messer"…
Walter Schmitz. Den kenne ich auch. Doch bei diesem Spruch geht es eher um spekulative, also kurzfristige Käufe, um schnell Gewinne mitzunehmen. Im Gegensatz dazu verstehe ich Aktieninvestments als Langstrecken- oder gar als Marathonlauf und nicht als Sprint. Und ja, ich habe vor wenigen Tagen investiert. Und zwar in den Aktienfonds " All Stars 10 × 10", den meine beiden Partner und ich initiiert haben und der kürzlich von der Aufsichtsbehörde BaFin zugelassen wurde. Wir drei haben insgesamt 10 Millionen Euro eigenes Geld als Startkapital, sogenanntes Seed Money, investiert.
Mit Verlaub, Sie werden in diesem Jahr 82. Weshalb tun Sie sich das in einem Alter an, in dem die meisten nicht im Traum daran denken, noch einen Finger zu rühren.
Walter Schmitz. Alter ist relativ. Und solange man sich körperlich und geistig fit fühlt, sollte man das tun, was Spaß macht. Dieses Geschäft macht mir einfach Spaß, nicht erst seit gestern, sondern seit nunmehr 60 Jahren. Und vor allem mache ich das, weil ich den Aktienfonds "All Stars 10 × 10" schlicht und einfach für ein tolles Konzept halte. Sonst hätte ich nicht Millionen darin investiert.
Und welches Konzept hat der Fonds?
Walter Schmitz. Lassen Sie mich vorwegnehmen, dass ich hier erneut mit Dr. Hendrik Leber zusammen arbeite. Er ist Gründer und Chef des Vermögensverwalters Acatis. Dr. Leber und sein Team zählen zu den bekanntesten und erfolgreichsten Portfolio-Manager in Europa. Wir kennen uns schon lange, vor allem managt er einige von mir initiierte Fonds mit großem Erfolg.
Die "besten" 10 Unternehmen auf 10 Anlagethemen
Nun zum Konzept: Aus zehn aussichtsreichen Anlagethemen wählen die Acatis-Portfoliomanager die jeweils zehn attraktivsten börsennotierten Unternehmen. Unter den "10 Top Giganten" versammeln sich beispielsweise die zehn wertvollsten Unternehmen weltweit. Firmen mit den höchsten und mit seit Jahren steigenden Dividenden enthält das Anlagethema "10 Top Dividende", und das Segment "10 Top Ertrag" vereint Börsenunternehmen, die ihren Aktionären die höchsten Erträge bringen.
Naturgemäß gibt es bei jenen zehn Anlagekategorien etliche Überschneidungen. Deshalb enthält das gesamte Portfolio rund 80 Einzelwerte. Sieben Fondsmanager aus dem Acatis-Team sind für die Auswahl der Einzelwerte verantwortlich. Die strategische Richtung gibt Dr. Leber vor, der auch das letzte Wort hat.
Ist dies tatsächlich ein glücklicher Zeitpunkt, um einen neuen Aktienfonds zu präsentieren?
Walter Schmitz. Gegenfrage, was ist beim Investieren schon der richtige Zeitpunkt? Von der ersten Idee über die Konzeption bis zur Zulassung eines Fonds vergehen in der Regel sechs bis zwölf Monate. Im Frühjahr 2021 haben wir mit der Arbeit begonnen. Damals konnte niemand ahnen, was um uns herum passieren würde und wie turbulent es an den Börsen nun zugeht.
Als Finanzberater argumentiere ich, dass der Einstieg in den Aktienmarkt selten so günstig war wie heute. Das gilt auch, falls die Börsen noch ein wenig abrutschen sollten. Nach meiner Erfahrung ist das größte Risiko bei der Geldanlage, kein Risiko einzugehen.
Enthaltene Werte: DE0009653386
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