DJ IWH: Erneut viele Industriejobs von Insolvenz betroffen
HALLE/BERLIN (Dow Jones)--Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften ist im Mai in etwa gleichgeblieben, zeigt eine aktuelle Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Der Anteil der Industriejobs an allen betroffenen Jobs sei erneut sehr hoch, so das IWH. Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland liegt laut IWH-Insolvenztrend im Mai bei 778. Das seien in etwa so viele Fälle wie in den Vormonaten, jedoch 14 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Die Frühindikatoren des IWH ließen für die kommenden beiden Monate keine starken Veränderungen bei den Insolvenzzahlen erwarten.
Die Analyse des IWH zeigt laut dem Institut, dass in den größten 10 Prozent der Unternehmen, deren Insolvenz im Mai gemeldet wurde, 8.400 Jobs betroffen waren. Die Zahl sei doppelt so hoch wie im Mai 2021 und liege 50 Prozent über dem Niveau des Gesamtjahres 2021. Im Hinblick auf die Branchenstruktur der betroffenen Jobs setze sich ein Trend der letzten Monate fort: Der Anteil der Industriejobs an allen betroffenen Jobs sei deutlich angestiegen. Seien in den ersten fünf Monaten des Jahres 2021 nur etwa ein Viertel der betroffenen Jobs aus der Industrie gekommen, seien es seit Beginn dieses Jahres 41 Prozent.
"Das Insolvenzgeschehen wird seit mehreren Monaten deutlich stärker von der Industrie geprägt", sagte IWH-Insolvenzforscher Steffen Müller. Die relativ hohe Zahl der betroffenen Industriejobs spiegelt nach seinen Angaben noch nicht die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs wider, sondern geht vor allem auf Unternehmen zurück, die bereits längere Zeit Probleme haben. Im Vergleich zu anderen Sektoren führten Jobverluste in der Industrie oft zu langanhaltenden Lohn- und Einkommenseinbußen der Beschäftigten.
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June 07, 2022 04:37 ET (08:37 GMT)
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