
DJ Habeck: Deutschland hat "sehr kritischen Winter" vor der Nase
MONTREAL/BERLIN (Dow Jones)--Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat bei seiner Ankunft in Kanada davor gewarnt, dass Deutschland mit Blick auf die Gasversorgung einen "sehr kritischen Winter vor der Nase" habe. Auf seiner dreitägigen Reise in Kanada zusammen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) geht es schwerpunktmäßig um eine engere Zusammenarbeit von Deutschland und Kanada im Energiebereich.
"Wir müssen ja damit rechnen, dass Putin das Gas weiter reduziert. Wir werden mit den vollen Speichern einen Sicherheitspuffer haben. Und wir bauen alternative Wege auf", sagte Habeck im ZDF-Morgenmagazin. "Aber es bleibt gemessen an den Verbräuchen des Vorjahres bei den erwarteten Gasflüssen eine Differenz, ein Delta. Und das müssen wir durch sparsames Wirtschaften, durch Einsparungen hinbekommen, dass wir dieses Delta nicht zur Krise werden lassen."
Mit Blick auf die Gasversorgung betonte der Minister, dass es in Deutschland kein Problem mit der Verfügbarkeit von Flüssiggas (LNG) sondern mit verfügbaren Gasleitungen gebe. "In Deutschland ist das Problem die Verfügbarkeit einer alternativen Infrastruktur zu den russischen Gaspipelines", sagte Habeck. "Wir bauen Provisorien, erst einmal, und dann feste Terminals, und für diese gibt es Gas. Ich habe gerade in der letzten Woche die Verträge mit den Unternehmen geschrieben."
Habeck will zudem bei den geplanten Entlastungen aufgrund der hohen Inflation besonders die Geringverdiener ins Zentrum rücken.
"Der allererste und stärkste Grund ist, dass wir den demokratischen Grundkonsens halten müssen, indem wir einen sozialen Ausgleich schaffen", sagte Habeck im ZDF-Morgenmagazin. "Das heißt für mich, dass diejenigen, die weniger verdienen, stärker unterstützt werden als die, die viel verdienen."
Die höhere Gasrechnung komme auf alle zu. "Da sollten nicht diejenigen die 60, 80 oder 100 Tausend Euro verdienen stärker entlastet werden als diejenigen, die 16, 18, oder nur 12 Tausend Euro verdienen", so Habeck. "Da muss mehr geholfen werden als bei denjenigen, die besonders gute Einkommen haben."
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August 22, 2022 02:39 ET (06:39 GMT)
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