DJ MORNING BRIEFING - Deutschland/Europa
Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
FEIERTAGSHINWEIS
MONTAG: In den USA bleiben die Börsen und der Anleihemarkt wegen des Feiertages "Labor Day" geschlossen.
TAGESTHEMA I
Der russische Energiekonzern Gazprom hat angekündigt, die Erdgaspipeline Nord Stream 1 nach Deutschland nach Wartungsarbeiten vorerst nicht wieder in Betrieb zu nehmen. Der Staatskonzern verwies auf ein technisches Problem, das bei der Wartung festgestellt worden sei. Die Gaslieferung durch die Pipeline werde bis zur Behebung des Problems vollständig eingestellt. Die notwendigen Reparaturen könnten nur "unter den Bedingungen einer spezialisierten Reparaturwerkstatt" durchgeführt werden. Das Bundeswirtschaftsministerium teilte mit, man habe die Meldungen zur Kenntnis genommen. "Wir kommentieren diese in der Sache nicht, aber die Unzuverlässigkeit Russlands haben wir in den vergangenen Wochen bereits gesehen und entsprechend haben wir unsere Maßnahmen zur Stärkung der Unabhängigkeit von russischen Energieimporten unbeirrt und konsequent fortgesetzt", erklärte eine Sprecherin des Ministeriums. "Dadurch sind wir jetzt wesentlich besser gerüstet als noch vor einigen Monaten."
TAGESTHEMA II
Die Spitzen der Ampel-Koalition haben sich auf ein drittes Entlastungspaket mit einem Gesamtvolumen von 65 Milliarden Euro geeinigt. Die anvisierten Maßnahmen "entlasten alle Haushalte - auch Rentnerinnen und Rentner, Studierende, Fachschülerinnen und Fachschüler sowie Auszubildende", heißt es in dem Beschlusspapier. Geplant ist unter anderem eine Einmal-Zahlung an Rentnerinnen und Rentner in Höhe von 300 Euro und an Studierende in Höhe von 200 Euro. Wohngeldberechtigte erhalten einen zusätzlichen Heizkostenzuschuss von 415 Euro. Der Bund will sich dem Beschlusspapier zufolge zudem mit 1,5 Milliarden Euro im Jahr an einem Nachfolger-Modell für das populäre Neun-Euro-Ticket beteiligen. Das Paket soll ohne zusätzliche Neuverschuldung finanziert werden über eine sogenannte Übergewinnsteuer, mit der Krisengewinne wegen der hohen Strompreise bei Energieunternehmen abgeschöpft werden sollen. Bei Strompreisdeckel und Übergewinnsteuer setzt die Regierung zunächst auf eine Einigung auf europäischer Ebene, will sie notfalls aber alleine auf nationaler Ebene "zügig" in die Tat umsetzen.
TAGESTHEMA III
Siemens Energy stehen aller Voraussicht nach vor dem Wiederaufstieg in den DAX und dürften dort im September Hellofresh verdrängen. Siemens Energy hat zuletzt sowohl Rheinmetall und Commerzbank weiter hinter sich gelassen. Im MDAX liegt mit dem angeschlagenen Uniper-Konzern ein Fast-Exit-Kandidat vor und mit der Immobiliengruppe Grand City Properties ein weiterer Abstiegskandidat. Aufsteigen dürfte der Netzwerkausrüster Adtran, der zuletzt Adva übernommen hatte und bereits im SDAX notiert ist. Um den zweiten Aufstiegsplatz liefern sich Hella und Hochtief ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Veränderungen in der DAX-Familie werden voraussichtlich um 22.05 Uhr bekanntgegeben.
AUSBLICK KONJUNKTUR
-CH 09:00 BIP 2Q PROGNOSE: +0,2% gg Vq/k.A. zuvor: +0,5% gg Vq/+4,4% gg Vj -IT 09:45 Einkaufsmanagerindex nicht-verarbeitendes Gewerbe August PROGNOSE: 48,6 zuvor: 48,4 -FR 09:50 Einkaufsmanagerindex nicht-verarbeitendes Gewerbe (2. Veröffentlichung) August PROGNOSE: 51,0 1. Veröff.: 51,0 zuvor: 53,2 -DE 09:55 Einkaufsmanagerindex nicht-verarbeitendes Gewerbe (2. Veröffentlichung) August PROGNOSE: 48,2 1. Veröff.: 48,2 zuvor: 49,7 -EU 10:00 Einkaufsmanagerindex nicht-verarbeitendes Gewerbe Eurozone (2. Veröffentlichung) August PROGNOSE: 50,2 1. Veröff.: 50,2 zuvor: 51,2 Einkaufsmanagerindex gesamt PROGNOSE: 49,2 1. Veröff.: 49,2 zuvor: 49,9 11:00 Einzelhandelsumsatz Juli Eurozone PROGNOSE: +0,4% gg Vm zuvor: -1,2% gg Vm -GB 10:30 Einkaufsmanagerindex nicht-verarbeitendes Gewerbe (2. Veröffentlichung) August PROGNOSE: 52,5 1. Veröff.: 52,5 zuvor: 52,6
ÜBERSICHT FUTURES / INDIZES
Aktuell: Stand +/- DAX-Future 12.606,00 -0,7% E-Mini-Future S&P-500 3.926,75 +0,1% E-Mini-Future Nsdq-100 12.094,50 -0,1% Nikkei-225 27.628,79 -0,1% Schanghai-Composite 3.190,21 +0,1% +/- Ticks Bund -Future 149,12 +11 Freitag: Schluss +/- DAX 13.050,27 +3,3% DAX-Future 12.693,00 -0,7% XDAX 12.695,31 -0,7% MDAX 25.162,05 +3,1% TecDAX 2.934,64 +2,6% EuroStoxx50 3.544,38 +2,5% Stoxx50 3.509,08 +1,7% Dow-Jones 31.318,44 -1,1% S&P-500-Index 3.924,26 -1,1% Nasdaq-Comp. 11.630,86 -1,3% EUREX zuletzt +/- Ticks Bund-Future 149,01 +133
FINANZMÄRKTE
EUROPA
Sehr fest - Stützte zunächst die späte Erholung der US-Börsen vom Donnerstag, kam am Nachmittag ein weiterer Schub nach oben, ausgelöst von einem solide, aber etwas schwächer als erwartet ausgefallenen US-Arbeitsmarktbericht. Er dämpfte zum einen Sorgen vor einer noch stärker als mit 75 Basispunkten erwartet kommenden Zinserhöhung Ende des Monats, zum anderen aber auch Sorgen vor einem Abgleiten in die Rezession. Unterstützung kam daneben vom deutlich sinkenden Gaspreis, nachdem Gazprom angekündigt hatte, wie geplant ab Samstagmorgen nach dreitägiger Unterbrechung wieder Gas durch die Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland zu liefern. Erst nach Handelsende hieß es dann, dass wegen eines entdeckten Fehlers, die Lieferung bis auf Weiteres ausgesetzt bleibe, worauf die Index-Futures massiv nachgaben. Zu hören war auch, dass nach einer tagelangen Talfahrt neue Shorts aufgebaut worden seien, die nun eingedeckt wurden. Nach der Vorlage jüngster Passagierzahlen stiegen Ryanair um 3,0 Prozent.
DAX/MDAX/TECDAX
Sehr fest - Für die Uniper-Aktie ging es mit dem stark sinkenden Gaspreis 4,4 Prozent nach oben. SLM Solutions explodierten geradezu um 72,5 Prozent auf 19,66 Euro. Nikon will SLM Solutions übernehmen. Die Japaner wollen zunächst im Rahmen einer Kapitalerhöhung mit rund 10 Prozent einsteigen und gaben zudem ein Übernahmeangebot zu 20 Euro für alle ausstehenden SLM-Aktien ab. Dies wäre eine Prämie von 75 Prozent.
XETRA-NACHBÖRSE
Unter den Einzelwerten verloren The Naga Group bei Lang & Schwarz gut 5 Prozent. Der Softwareentwickler hat die im Juli gemeldeten Ergebniskennzahlen für das Geschäftsjahr 2021 erneut revidiert wegen geänderter Beurteilungen der Wirtschaftsprüfer zum Umfang aktivierbarer Aufwendungen. Dadurch erhöhen sich für The Naga die Marketingaufwendungen und führen zu einer Verringerung des Konzern-EBITDA 2021. Synbiotic legten leicht zu auf 15,78 Euro, nach der Ankündigung einer Kapitalerhöhung.
USA - AKTIEN
Schwach - Die zunächst freundliche Stimmung kippte jäh mit der Meldung, dass Gazprom die unterbrochene Gaslieferung nach Deutschland am Samstagmorgen nicht wieder aufnehmen wird. Das schürte Rezessionsängste. Dabei hatte anfangs noch ein zwar robuster, aber gleichwohl knapp unter den Erwartungen ausgefallener US-Arbeitsmarktbericht für Zuversicht gesorgt, weil er Rezessionssorgen gedämpft hatte und zugleich Spekulationen etwas Auftrieb gab, dass die US-Notenbanker bei weiteren Zinserhöhungen etwas vorsichtiger agieren könnten. Am Zinsterminmarkt sank die Wahrscheinlichkeit für einen großen Zinsschritt um 75 Basispunkte auf 56 Prozent. Am Aktienmarkt ging es für die Broadcom-Aktie um 1,7 Prozent nach oben. Das Halbleiterunternehmen hat in seinem dritten Geschäftsquartal mehr verdient als erwartet und rechnet für das laufende vierte Quartal mit einem höheren Umsatz als bislang die Analysten. Für Lululemon ging es sogar um 6,7 Prozent aufwärts. Der Anbieter von Yoga-Bekleidung berichtete von nachlassenden Lieferkettenproblemen und setzte sich nach einem überraschend guten zweiten Quartal ehrgeizigere Jahresziele.
US-ANLEIHEN Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 3,40 -11,0 3,51 267,2 5 Jahre 3,31 -9,1 3,40 204,8 7 Jahre 3,29 -8,4 3,37 184,5 10 Jahre 3,20 -6,4 3,26 168,8 30 Jahre 3,35 -1,9 3,36 144,6 YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags
Spekulationen, dass der US-Jobbericht und die Rezessionsgefahr in Europa die US-Notenbanker vielleicht doch vorsichtiger agieren lassen könnten, drückten auf die Renditen. Im Zehnjahresbereich sank sie um 6 Basispunkte auf 3,20 Prozent und im Zweijahresbereich, der die kurzfristige Zinserwartung am stärksten spiegelt, sogar um 11 Basispunkte auf 3,40 Prozent.
DEVISEN
zuletzt +/- % 0:00 Uhr Fr, 17:07 Uhr % YTD EUR/USD 0,9885 -0,4% 0,9924 1,0022 -13,1% EUR/JPY 138,79 -0,2% 139,01 140,43 +6,0% EUR/CHF 1,0171 -0,3% 1,0176 1,0201 -6,3% EUR/GBP 0,8634 -0,0% 0,8635 0,8659 +2,8% USD/JPY 140,38 +0,2% 140,15 140,12 +22,0% GBP/USD 1,1451 -0,3% 1,1487 1,1574 -15,4% USD/CNH 6,9517 +0,4% 6,9218 6,9053 +9,4% Bitcoin BTC/USD 19.986,15 +1,2% 19.986,15 20.195,00 -56,8% YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags
Der schon vor den Arbeitsmarktdaten etwas nachgebende Dollar kam auf breiter Front zunächst noch etwas weiter zurück. Mit der Gazprom-Meldung erholte er sich aber wieder, weil der Dollar von seinem Ruf als sicherer Hafen profitierte. Der Euro fiel so wieder unter die Parität zurück.
++++ ROHSTOFFE +++++
ÖL
zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 88,53 86,87 +1,9% +1,66 +24,7% Brent/ICE 95,08 93,02 +2,2% +2,06 +28,6% YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags
Nach drei Tagen in Folge mit Abgaben, kam es bei den Ölpreisen zunächst zu einer Erholung, dann trübte sich aber auch dort die Stimmung ein und am Ende standen nur noch Gewinne bis 0,8 Prozent. Im Fokus hatten schon vor der Gazprom-Meldung eher preisdrückende Themen gestanden, wie die Atomgespräche zwischen Iran und den USA, die bei einer Einigung zu einem erhöhten Angebot an iranischem Öl führen und so die Preise belasten dürften. Keine erkennbaren Auswirkungen hatten zunächst die G7-Pläne für einen möglichen Preisdeckel für russisches Öl.
Der europäische Gaspreis sackte um 12 Prozent ab, nachdem Gazprom mitgeteilt hatte, ab Samstagfrüh die Lieferung durch Nord Stream 1 wie geplant wiederaufzunehmen. Erst nach Handelsende hieß es dann, dass wegen eines bei der Wartung entdeckten Fehlers bis auf Weiteres kein Gas fließen wird.
METALLE
zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.711,47 1.712,40 -0,1% -0,93 -6,5% Silber (Spot) 18,04 18,05 -0,0% -0,01 -22,6% Platin (Spot) 840,55 837,00 +0,4% +3,55 -13,4% Kupfer-Future 3,41 3,42 -0,4% -0,01 -23,1% YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags
MELDUNGEN SEIT FREITAG 17.30 UHR
CHINA -Konjunktur
Bei den chinesischen Dienstleistern hat sich die Geschäftsaktivität im August verlangsamt. Der von Caixin Media Co und dem Researchhaus Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für den Servicesektor verringerte sich auf 55,0 (Juli: 55,5) Punkte. Der auf Daten der staatlichen Statistikbehörde basierende offizielle Einkaufsmanagerindex war im August auf 52,6 (Vormonat: 53,8) Punkte gesunken.
DEUTSCHLAND - Fachkräftemangel
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil will den Fachkräftemangel mit stärkerer Zuwanderung lösen und den Weg nach Deutschland mit der Einführung einer so genannten Chancenkarte vereinfachen. Dafür werde die Ampel im Herbst ein modernes Einwanderungsgesetz vorlegen mit einem transparenten Punktesystem. ."
OPEC+
Russland unterstütze derzeit keine Kürzung der Ölproduktion, und wahrscheinlich werde die Opec+ bei ihrem Treffen am Montag ihre Fördermenge konstant halten, berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf informierte Personen.
ZYPERN - Rating
S&P Global hat die Bonität Zyperns von BBB- erhöht auf BBB. Der Ausblick ist stabil.
MERCEDES-BENZ
Unternehmenschef Ola Källenius will das China-Geschäft trotz wachsender politischer Spannungen weiter ausbauen. Das Wachstumspotenzial dort werde in den nächsten zehn Jahren höchst attraktiv bleiben, sagte Källenius Welt am Sonntag. Einer stärkeren Regionalisierung der Wirtschaft erteilte Källenius eine Absage.
VOLKSWAGEN/PORSCHE
Der VW-Konzern stellt die Weichen für einen Börsengang von Porsche: Am Montag wollen sich Vorstand und Aufsichtsrat mit der Frage befassen, ob sie das Tochterunternehmen Ende September oder Anfang Oktober an die Börse bringen. Die Gremien sollen ferner darüber beraten, 25 Prozent plus eine Aktie der Stammaktien der Porsche AG an die Porsche Automobil Holding SE zu verkaufen.
VOLKSWAGEN
Trotz der Umstellung der Produktion auf Elektromobilität plant der neue VW-Chef Oliver Blume keinen Arbeitsplatzabbau, wie er der Bild am Sonntag sagte. Ihm sei wichtig, zunächst bei den Produkten anzusetzen. Trotz zunehmender politischer Spannungen mit China und weiteren Vorwürfen zu Menschenrechtsverletzungen in der Uiguren-Region Xinjiang will Blume an dem VW-Werk dort festhalten.
SAF-HOLLAND
hält nach der bis 31. August verlängerten Annahmefrist seines Übernahmeangebots für den Bremssystem-Hersteller Haldex ca. 96,14 Prozent der ausstehenden Aktien.
SYNBIOTIC
Das auf Hanf- und Cannabis-Produkte spezialisierte Unternehmen erhöht das Kapital durch die Ausgabe von bis zu 334.000 neuen Stückaktien zum Platzierungspreis von 15,00 Euro je Aktie. Das entspricht einem Gesamterlös von rund 5 Millionen Euro. Der letzte Kurs der Aktie lag am Freitag bei 15,70 Euro. Mit dem Erlös will Synbiotic das operative Geschäft weiter ausbauen, insbesondere vor dem Hintergrund des fortlaufenden Legalisierungsprozesses von Cannabis für den Freizeitkonsum.
DEUTSCHE BAHN
Die Probleme der Deutschen Bahn mit Betonschwellen haben zu massiven Streckensperrungen im deutschen Schienennetz geführt. Einer Auflistung der Bahn-Tochter DB Netz zufolge bestehen derzeit an rund 165 Stellen im Schienenverkehr Einschränkungen bis hin zu Vollsperrungen.
ARCELORMITTAL
will wegen der steigenden Energiekosten zwei Werke in Deutschland schließen. Bereits am Donnerstag hatte der Konzern die Schließung eines Hochofens in Spanien angekündigt. Grund hierfür sei eine gesunkene Stahlnachfrage.
DELIVEROO
ist in Paris zu einer Nachzahlung von Sozialabgaben in Höhe von 9,7 Millionen Euro verurteilt worden.
UBS
und Wealthfront haben sich einvernehmlich darauf geeinigt, ihre ursprünglich am 26. Januar 2022 bekannt gegebene Fusionsvereinbarung zu beenden. Die UBS wird nun in Wealthfront-Aktien wandelbare Anleihe im Wert von 69,7 Millionen Dollar erwerben.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
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September 05, 2022 01:30 ET (05:30 GMT)
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