FRANKFURT (dpa-AFX) - Der europäische Automobilsektor ist am Donnerstag deutlich unter Druck geraten. Der Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts büßte 2,5 Prozent ein und zählte damit zu den Schlusslichtern auf dem Sektortableau. Im deutschen Leitindex Dax waren BMW der größte Verlierer. Börsianer begründeten die Schwäche unter anderem mit der Aussicht auf längerfristig hohe Zinsen. Die US-Notenbank hatte am Vorabend höhere Leitzinsen für einen längeren Zeitraum angesichts einer hohen Inflation in Aussicht gestellt.
Die Automobilhersteller gelten als besonders konjunktur- und zinssensibel. In Phasen einer ungewöhnlich hohen Teuerung wie gegenwärtig der Fall dürften sich die Verbraucher mit kostspieligen Anschaffungen wie der eines Autos eher zurückhalten. Hinzu kommt, dass sich bei steigenden Kapitalmarktzinsen die Finanzierungskosten beim Autokauf erhöhen.
Seit Jahresbeginn hat der europäische Automobilsektor fast ein Viertel verloren. "Grund für den Verkaufsdruck: Die Sorge um die zukünftige Pkw-Nachfrage", schrieb die Ulrich Stephan, Chefstratege der Deutschen Bank. Die Nachfrage falle während eines Abschwungs typischerweise um etwa 20 Prozent. Auf kurze Sicht bestehe zwar Grund für Hoffnung, denn wegen pandemiebedingter Halbleiterengpässe habe sich ein Nachfrageüberhang von geschätzten acht Millionen Fahrzeugen aufgebaut. Sei dieser aber erst einmal abgearbeitet, dürfte die Nachfrage spürbar nachgeben und die Margen der Hersteller belasten, prognostizierte der Experte.
Bei BMW monierten die Experten unter anderem, dass die Münchner nicht so profitabel agieren wie der große Kontrahent Mercedes-Benz. BMW büßten fast fünf Prozent ein, aber auch Mercedes-Benz verloren an Boden. Die Kurse von Volkswagen und Porsche SE sowie die von Zulieferern wie Continental und Infineon verloren überdurchschnittlich und belasteten somit den Leitindex Dax./bek/la/jha/
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