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Coface-Studie: Die Zahlungsmoral lässt nach
Unternehmen in Deutschland vertrauen trotz des Ukraine-Kriegs, einer drohenden Energiekrise und der weiter schwelenden Corona-Pandemie weiterhin auf die Zahlungsfähigkeit ihrer Kunden. Im Jahr 2022 bieten 7 von 10 Firmen ihren Abnehmern Zahlungsziele an. Jedoch berichten im Hinblick auf die Zahlungsdisziplin 65% von Zahlungsverzögerungen in den vergangenen 12 Monaten, das ist ein Plus von 6 Prozentpunkten.
Das sind Erkenntnisse aus der jährlichen Befragung des Kreditversicherers Coface zu Zahlungserfahrungen deutscher Unternehmen. Äußerst pessimistisch bewerten die Befragten die wirtschaftlichen Aussichten im kommenden Jahr, zumal teilweise noch Altlasten aus der Coronakrise die Unternehmen belasten.
Von den befragten Unternehmen haben 71% ihren Kunden in den vergangenen 12 Monaten Zahlungsziele eingeräumt. Zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres waren es noch 74%. Hauptverantwortlich für diese Entwicklung sind Unternehmen, die überwiegend in Deutschland tätig sind. Von diesen bieten nur noch 68% Zahlungsziele an - während es bei exportorientierten Firmen ganze 81% sind. Eine Erklärung für dieses Phänomen könnten die längeren Lieferzeiten ins Ausland sein. "Man möchte ausschließen, dass die Rechnung den Kunden schneller erreicht als die Ware", sagt man bei Coface. "Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anspannung leicht gestiegen. Die Unternehmen bleiben wachsam und versuchen nach wie vor, möglichst früh an ihr Geld zu kommen." Indiz dafür bleiben die kurzen Zahlungsfristen, die weiterhin die deutsche Unternehmenslandschaft dominieren. 90% fordern ihr Geld im Jahr 2022 innerhalb von 60 Tagen. Die durchschnittliche Lieferantenkredit-Laufzeit beträgt wie bereits im Vorjahr 33 Tage. Zum Vergleich: In China betrug die Zahlungsfrist bei der letzten Befragung im Schnitt 77 Tage.
Groß- und Einzelhandel und Papierbranche ziehen Schrauben enger
Um jeweils 6 Tage wurden die Zahlungsfristen im Groß- und Einzelhandel sowie im Papier- und Verpackungssektor im Vergleich zum Vorjahr verkürzt. "Gerade die Papier- und Verpackungsindustrie hat als ohnehin energieintensive Branche auch mit gestiegenen Rohstoffpreisen, beispielweise für Holz, Kartonagen oder Altpapier zu kämpfen, wie die Insolvenz des Toilettenpapierherstellers Hakle verdeutlicht. Hier möchte man jetzt offenbar die eigene Liquidität früher sicherstellen",. Deutlich mehr Zeit zur Begleichung von Rechnungen haben 2022 die Kunden im Bereich Agrar- und Lebensmittel, hier verlängerte sich die Zahlungsfrist um mehr als eine Woche auf 36,2 Tage.
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