BERLIN (dpa-AFX) - Außenministerin Annalena Baerbock will angesichts des russischen Kriegs gegen die Ukraine und des immer aggressiveren Auftreten Chinas die Zusammenarbeit mit Indien weiter vertiefen. Im Zentrum ihrer Gespräche würden "die dringendsten Aufgaben unserer Zeit stehen - die Eindämmung der Klimakrise und die Wahrung unserer auf Regeln basierenden internationalen Ordnung", teilte die Grünen-Politikerin am Sonntag vor dem Abflug zu einem zweitägigen Antrittsbesuch in der bevölkerungsreichsten Demokratie der Welt mit.
Baerbock kündigte an, in der Hauptstadt Neu Delhi werde sie auch ein Mobilitätsabkommen unterzeichnen, "das es unseren Menschen erleichtern wird, im jeweils anderen Land zu studieren, zu forschen und zu arbeiten".
Die Atommacht Indien hatte am Donnerstag den Vorsitz der G20-Runde der führenden Industrie- und Schwellenländer übernommen. Das Land mit rund 1,4 Milliarden Einwohnern trägt westliche Sanktionen gegen Russland nicht mit. Bei Resolutionen der Vereinten Nationen zum Krieg in der Ukraine hat es sich enthalten.
Baerbock würdigte dennoch die Leistungen Indiens und bezeichnete das Land als natürlichen Partner Deutschlands. "Dass Indien bereit ist, sein Gewicht global einzubringen, hat es zuletzt beim G20-Gipfel auf Bali gezeigt. Die klarere Positionierung der G20 gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine ist letztlich auch Indien zu verdanken", hob die Ministerin hervor. "Als aufstrebende Wirtschaftsmacht und gefestigte Demokratie ist Indien - trotz aller gesellschaftlicher Herausforderungen im Inneren - sowohl Vorbild als auch Brückenbauer für viele Länder der Welt", ergänzte sie.
Indien und Deutschland verbindet seit 2000 eine strategische Partnerschaft. Seit 2011 finden in zweijährigem Rhythmus die Indisch-Deutschen Regierungskonsultationen abwechselnd in Deutschland und in Indien statt - zuletzt Anfang Mai in Berlin. Ziel ist es, die vielfältige bilaterale Kooperation weiter zu vertiefen.
Zu Beginn ihrer ersten offiziellen Indienreise wollte Baerbock am Montag des indischen Freiheitskämpfers Mahatma Gandhis gedenken. In der Gedenkstätte Gandhi Smriti ist es üblich, in einer Zeremonie Rosenblätter niederzulegen. An dem Ort war Gandhi 1948 von einem Hindu-Extremisten erschossen worden. Im Anschluss war ein Treffen mit dem indischen Außenminister Subrahmanyam Jaishankar geplant./bk/DP/he