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Die europäische Notenbank wird die Leizinsen in nächster Zeit weiter anheben. Das Zwei-Prozent-Inflationsziel ist vorerst aber nicht in Sicht.
Am 15. Dezember steht die nächste Sitzung des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB) an - und schon im Vorfeld spekulieren etliche Marktbeobachter über das weitere Vorgehen der EZB-Akteure und darüber, wie hoch der nächste Zinsschritt ausfallen wird, wobei das Gros eine Anhebung zwischen 50 und 75 Basispunkten erwartet.
Um die hohe Inflation abzufedern, hat die europäische Notenbank die Leitzinsen in diesem Jahr bereits drei Mal um bis dato insgesamt 200 Basispunkte angehoben - zuletzt am 27. Oktober um 75 Basispunkte (0,75 Prozent). EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau geht davon aus, dass es in naher Zukunft noch weitere Zinserhöhungen geben wird, wobei diese aber niedriger als bisher ausfallen könnten.
Mit Blick auf die bevorstehende Leitzins-Erhöhung spricht sich der Gouverneur der französischen Zentralbank für eine Anhebung des Leitzinses um 50 Basispunkte aus (0,5 Prozent), wie er in einem Interview mit dem TV-Sender LCI sagte. Dabei verwendete er eine Fußball-Metapher, bei der der nächste Zinsschritt das Ende der ersten Halbzeit markiert. Im weiteren Verlauf - was dem Sinnbild der zweiten Halbzeit entspricht - dürften die Zinssätze laut der Einschätzung von Villeroy de Galhau weiter steigen, allerdings flexibler und langsamer. Wo das enden werde, könne er allerdings nicht sagen.
Absehbar sei aber, dass die zweite Hälfte der Inflationsbekämpfung länger dauern wird. Den Inflations-Peak erwartet Villeroy dabei in der ersten Hälfte des Jahres 2023, während das angestrebte Inflations-Ziel von zwei Prozent - das laut Villeroy de Galhau "eine Verpflichtung" sei - erst für Ende 2024 oder 2025 realistisch erscheine. Auch eine temporäre Rezession für Frankreich und die Eurozone insgesamt sei dabei nicht ausgeschlossen.
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Laut dem Nachrichtendienst Bloomberg sind aktuell noch etliche EZB-Vertreter unsicher, ob sie einen Zinsschritt von 50 oder 75 Basispunkten präferieren. Dies würde unter anderem von neusten Daten abhängen, an denen man sich orientieren werde, wie Bundesbankpräsident Joachim Nagel in einem Interview mit dem TV-Sender Phoenix sagte, das er zusammen mit Villeroy de Galhau führte. Sicher sei, "dass die Zinsen weiter steigen müssen." Bereits in der letzten Woche meldete sich EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel zu Wort, die sich dahingehend äußerte, dass "die Daten auf einen begrenzten Spielraum für eine Verlangsamung der Zinsanpassung hindeuten."
Die tatsächliche Höhe des nächsten Zinsschritt bleibt abzuwarten. Doch nachdem die EZB Fehler bei der Inflationsbekämpfung eingeräumt hat, scheint sie jetzt wieder auf dem richtigen Kurs: Zuletzt war die Inflation im Euroraum zum ersten Mal seit 1,5 Jahren wieder rückläufig.
(ir) für die wallstreet:online Zentralredaktion