(neu: Aktien drehen ins Plus, Hintergrund, Analystenstimmen)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein überraschender Milliardenverlust hat die in diesem Jahr verwöhnten Anleger von BASF nur kurz verunsichert. Für Beruhigung sorgte, dass sich der Verlust wohl nicht auf die Dividendenzahlungen auswirken dürfte. Die Aktien des Ludwigshafener Chemiekonzerns machten am Mittwoch anfängliche Verluste von mehr als zwei Prozent zwischenzeitlich komplett wett und notierten am Mittag wenig verändert bei 52,79 Euro. Der deutsche Leitindex Dax kam ebenfalls kaum vom Fleck.
Der Grund für den Milliardenverlust im vergangenen Jahr bei BASF ist der Rückzug der Tochter Wintershall Dea aus Russland und damit einhergehend eine hohe Abschreibung. Die Tochter beklagt eine faktische Enteignung ihrer dortigen Beteiligungen in Russland. Sie plant den Angaben zufolge einen vollständigen Rückzug aus dem Land unter Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen.
Allerdings hatten sich Belastungen infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und der in der Folge stark gestiegenen Energiepreise vor allem in Europa bereits abgezeichnet. Die Konzernspitze um Vorstandschef Martin Brudermüller hatte daher bereits ein Sparprogramm angekündigt.
Im Tagesgeschäft lief es für BASF 2022 ebenfalls eher trüb. In den am Vorabend präsentierten vorläufigen Geschäftszahlen fänden sich aber auch gute Nachrichten, schrieb Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Handelshaus Robomarkets. So habe der Chemiekonzern die höheren Kosten gut an die Kunden weitergeben können und damit die Profitabilität erhalten.
Börsianer reagierten denn unter dem Strich auch eher gelassen. Die hohen Abschreibungen seien eigentlich ein offenes Geheimnis gewesen, sagte etwa ein Händler. Und der Analyst David Varga vom Bankhaus Metzler kann den Wintershall-Abschreibungen in Bezug auf Russland sogar Positives abgewinnen. Denn diese würden die Flexibilität der Sparte wiederherstellen und ebneten damit den Weg für den Börsengang des Geschäftsbereichs.
Da zudem Abschreibungen nicht zahlungswirksame Aufwendungen sind, sehen Experten auch erst einmal keine Gefahr für die Dividendenzahlungen von BASF. Maßgeblich für die Ausschüttungen der Ludwigshafener seien typischerweise die freien Barmittelzuflüsse, merkte etwa Analystin Georgina Fraser von der US-Investmentbank Goldman Sachs an. Für 2021 hatte BASF 3,40 Euro je Aktie ausgeschüttet. Analysten erwarten aktuell, dass der Dax-Konzern für 2022 denselben Betrag an die Anleger verteilt.
Analyst Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan schrieb, dass das bereinigte operative Ergebnis des Chemiekonzerns im Schlussquartal 2022 zwar seine sowie die Markterwartung verfehlt habe. Die BASF-Aktien seien aber attraktiv bewertet und eine der aussichtsreichsten Wetten auf eine durch die Wiederöffnung Chinas gestützte Konjunkturerholung ab dem zweiten Quartal.
Die Chemieindustrie hatte im vergangenen Jahr vor allem mit dem stark gestiegenen Gaspreis zu kämpfen. Weil dieser aber zuletzt wieder deutlich sank, profitierte davon auch der Aktienkurs der BASF. Allein im noch jungen Börsenjahr 2023 konnten die Papiere aktuell um knapp 14 Prozent zulegen. Der Dax stieg in diesem Zeitraum um 9 Prozent.
Dank des starken Jahresstarts ist das charttechnische Bild der BASF-Aktien derzeit aufgehellt. Die Papiere notieren vor allem komfortabel über der viel beachteten 200-Tage-Durchschnittslinie, die ein Maß für die langfristige Kursentwicklung ist. Aber auch auf kurze und mittlere Sicht zeigen die Trends nach oben./la/ajx/jha/