BERLIN (dpa-AFX) - Der Medienkonzern Axel Springer hat trotz Inflation, Energiekrise und Ukraine-Krieg im vergangenen Jahr seine wirtschaftlichen Ziele übertroffen. Der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner sagte im Interview der Deutschen Presse-Agentur: "Wir hatten nach 2021 zum zweiten Mal in Folge zweistelliges organisches Umsatzwachstum." Das habe das Unternehmen seit vier Jahrzehnten nicht gehabt.
Döpfner ergänzte: "Insgesamt haben wir 2022 rund 3,9 Milliarden Euro Umsatz erzielt, unterm Strich steht rund eine dreiviertel Milliarde Gewinn." Das sei mehr, als man ursprünglich budgetiert hatte. 85 Prozent des Umsatzes und mehr als 95 Prozent des Gewinns kommen demnach bereits aus dem Digitalgeschäft. Der Konzern will sich perspektivisch vom gedruckten Zeitungsgeschäft verabschieden und ein reines Digitalunternehmen werden.
In Deutschland wird Springer mit weltweit aktuell rund 18 000 Mitarbeitern vor allem mit den Medienmarken Bild und Welt in Verbindung gebracht. Der Konzern sieht seinen großen Wachstumsmarkt vor allem in den USA. Döpfner sagte: "Heute sind wir nach Reichweite der viertgrößte Verlag in den USA." In den vergangenen 15 Monaten habe man 400 Journalistinnen und Journalisten eingestellt. "Weltweit erwirtschaften wir mit Journalismus mehr als zwei Milliarden Umsatz, die Hälfte davon kommt aus dem Ausland." Weltweit beschäftigt Springer nach eigenen Angaben 3400 Journalisten, davon einen immer größeren Teil in den USA.
Der Konzern, der sich 2020 von der Börse zurückzog und davor eine Kooperation mit dem US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR) für beschleunigtes Wachstum eingegangen war, will mit dem Jobbörsenportal Stepstone einen Teil seines Portfolios an die Börse bringen.
Döpfner bezifferte den Umsatz von Stepstone im Jahr 2022 auf mehr als eine Milliarde Euro, was doppelt so viel sei wie vor zwei Jahren. "Stepstone hat sich in den letzten Monaten gründlich auf einen Börsengang vorbereitet. Aber ein Börsengang hängt immer auch von einem guten Gesamtumfeld und dem richtigen Zeitpunkt ab." Im Moment seien die Märkte so, dass ein Börsengang zwar möglich, aber eine Wertverschwendung wäre. "Wir sind bereit, aber wir haben es nicht eilig. Wie ein Börsengang genau aussieht und welchen Anteil wir an den Markt bringen, werden wir dann sehen", sagte der Konzernchef.
Für Springer ist es eine Option, weitere Portfolio-Teile an die Börse zu bringen. "Das Modell für Stepstone könnten wir uns auch für Aviv vorstellen - also neben dem Jobbörsen- auch für den Immobilienmarkt. Ich würde es auch für andere Unternehmensteile, die nicht im publizistischen Bereich verortet sind, nicht ausschließen", ergänzte der 60-Jährige. Es gebe aber keine konkreten Pläne./rin/goe/DP/zb