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Wenn Konzerne mit Biotech-Innovatoren zusammenarbeiten wollen, gleicht das einem Ritterschlag - große Unternehmen brauchen für gewöhnlich länger, um sich festzulegen.
Die zuletzt vermeldete Zusammenarbeit von Defence Therapeutics mit dem französischen Staatskonzern Orano lässt aus gleich mehreren Gründen aufhorchen. Erfahren Sie, was es mit der Kooperation im Bereich Nuklear-Medizin auf sich hat und welches Potenzial durch die Zusammenarbeit entstehen könnte.
Das Biotech-Unternehmen Defence Therapeutics tritt in den Markt für Radiopharmaka ein. Dazu haben die Kanadier eine Vereinbarung mit Orano Med, einer Tochtergesellschaft der französischen Orano-Gruppe, geschlossen. Orano ist ein Industriekonzern rund um nukleare Anwendungen, zu der auch Nuklear-Medizin gehört. Konkret geht es darum, die von Defence Therapeutics patentierte Accum-Technologie als Radionuklid-Antikörper-Konjugat einzusetzen. Dabei wird von einer Träger-Technologie, wie Accum, statt eines Wirkstoffs, ein radioaktiver Strahler in die Nähe des Zellkerns von Tumorzellen geschleust. Je zuverlässiger das geschieht, desto höher die Chance, dass der radioaktive Strahler den Zellkern der Krebszelle schädigt und so deren Zelltod einleitet.
Neues Standbein für Defence Therapeutics
"Wir verfügen über langjährige Kenntnisse und Erfahrungen in der Entwicklung unserer Accum-Plattformtechnologie, einschließlich des Bereichs der Antikörper-Konjugat-Therapeutika und sind fest davon überzeugt, dass Orano mit seiner internationalen Expertise ein starker Partner für die Entwicklung der nächsten Generation von Radio-Immuno-Konjugaten ist, um mit Hilfe unserer intrazellulären Targeting-Technologie die Wirksamkeit von Therapien zur Bekämpfung von Tumorkrebszellen zu erhöhen", sagte Sebastien Plouffe, CEO von Defence Therapeutics.
Defence-Therapeutics-CEO Sébastien Plouffe: "Wir freuen uns auf die weiteren Fortschritte unserer expandierenden Accum-Pipeline." (Quelle: Defence Therapeutics)
Mit der nun geschlossenen Vereinbarung unterstreicht Defence Therapeutics erneut die Vielseitigkeit seines umfassenden Portfolios: Auf Basis von Accum hat Defence Therapeutics bereits Pläne rund um therapeutische Impfstoffe gegen Krebs, ein Vakzin gegen Infektionen mit dem HP-Virus, das ebenfalls Potenzial zum akuten therapeutischen Einsatz hat, sowie das Chemotherapeutikum AccuTOX, erdacht. Nahezu sämtliche Projekte haben vorbereitende GLP-Studien bereits durchlaufen und befinden sich teils unmittelbar vor ihrer klinischen Erprobung in Phase-1-Studien. Wegen der Vielseitigkeit der eigenen Technologie und der zahlreichen Möglichkeiten für deren Einsatz gilt Defence Therapeutics als eine Art Biotech-Multitool - sechs Projekte haben zusammen ein Marktpotenzial in Höhe eines dreistelligen Milliarden-Betrags.
Marktpotenzial im Milliarden-Bereich
Mit der Kooperation im Bereich der Radiopharmaka erweitert Defence Therapeutics seine Aktivitäten jetzt um ein siebtes Standbein. Schon zuvor hatte Forschungsleiter Moutih Rafei immer wieder betont, dass Accum in vielen Bereichen dazu beitragen könnte, Wirkstoffe effektiv in betroffene Zellen zu schleusen und so die Anforderung an die Wirkstoffdosis zu senken. Viele Biotech-Projekte scheitern in Phase-1 der klinischen Studien an den Sicherheitsanforderungen. Ist ein Stoff zu toxisch, endet das Zulassungsverfahren. Gelingt es aber, potenziell toxische Stoffe so zielgerichtet einzusetzen, dass deren Konzentration sinken kann, könnten sogar einst verworfene Projekte wieder zu neuem Leben erweckt werden.
Bei Radioimmunkonjugaten hängt deren Wirksamkeit davon ab, wie nah der jeweilige Wirkstoff der Ziel-Zelle kommen kann. Da die Accum-Technologie von Defence Therapeutics Wirkstoffe zielgenau zu Krebszellen transportiert, erwartet man bei Orana und Defence große Fortschritte: Konkret wollen beide Unternehmen gemeinsam die Wirksamkeit der Radiopharmaka von Orano steigern und zugleich Nebenwirkungen minimieren. So aufgestellt, könnte die neue Generation Radiopharmaka auf einem Markt, der 2021 laut der Marktforscher von The Insight Partners 7,55 Mrd. USD umfasste und bis 2028 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 7,2% auf 13,8 Mrd. USD wachsen soll, eine bedeutende Rolle spielen.
Orano Med als weltweit führendes Unternehmen rund um Nuklearmedizin
Orano ist 2001 aus dem französischen Atom-Konzern Areva hervorgegangen und hat sich im Bereich der Nuklearmedizin einen Namen gemacht. Bereits 2005 entwickelte das Unternehmen einen Prozess, um das Radioisotop von Blei, Blei-212, herzustellen. Der Stoff ist für innovative Krebstherapien essenziell und spielt rund um die Targeted Alpha Therapy (TAT) eine zentrale Rolle. Nach mehreren klinischen Studien rund um Blei-212 als Therapeutikum investierte Orano in Produktionsstätten für den seltenen Stoff und verfügt auch über eine Niederlassung in den USA. "Orano Med hat sich zum Ziel gesetzt, ein solides Portfolio von Krebstherapien zu entwickeln, das die Eigenschaften von Blei-212 mit denen von Targeting-Vektoren kombiniert. Zu diesem Zweck sind ein Dutzend Entwicklungen im Gange, entweder zu 100 % von Orano Med oder in Partnerschaft mit anderen Biotechnologie- oder Pharmaunternehmen in Frankreich und international", schreibt Orano auf seiner Webseite. Zu den Partnern von Orano gehört unter anderem Roche.
Zahlreiche Projekte mit renommierten Partnern - Defence Therapeutics gehört nun auch dazu. (Quelle: Screenshot oranomed.com)
Kooperation als Vertrauensvorschuss - wird Defence zum Übernahmeziel?
Die jetzt vermeldete Partnerschaft zwischen Orano und Defence Therapeutics zeigt, dass das kanadische Biotech über eine vielversprechende Technologie verfügt, die Unternehmen aus der Branche schon vor Abschluss von Phase-1-Studien überzeugt. In der Regel warten Investoren und Kooperationspartner bei neuen Entwicklungen positive Studienergebnisse ab. Da Accum als Wirkstoffverstärker offenbar nicht im Verdacht steht, während der bevorstehenden Bewährungsprobe in Phase-1-Studien zu scheitern, dürfte Orano die Kooperation eingegangen sein und auch nicht auf ein Stillschweigen über die Zusammenarbeit gepocht haben.
Defence Therapeutics gewinnt mit der jüngsten Meldung ein weiteres potenzielles Einsatzgebiet für seine Technologie und erschließt einen neuen Milliarden-Markt. Zugleich dürfte das Unternehmen innerhalb der Pharma-Branche noch mehr Aufmerksamkeit erhalten. Das könnte das latente Übernahmefieber rund um Biotech-Werte, das seit Anfang 2023 grassiert, zusätzlich anheizen - die Aussicht auf gleich mehrere Milliarden-Pipelines zum Preis eines niedrigen dreistelligen Millionenbetrags, dürfte für viele Pharma-Unternehmen, die mehrheitlich auf hohen Cash-Reserven sitzen, verlockend sein.
Fazit: Operativer Fortschritt trifft
Die Kooperation mit Orano ist für Defence Therapeutics ein Ritterschlag. Zwar sind Details der Vereinbarung nicht bekannt, doch dürfte sich das Unternehmen mit Blick auf weitere Projekte alle Möglichkeiten offengelassen haben. Die Aktie ist im Zuge der allgemeinen Markt-Verwerfungen ein wenig unter Druck gekommen. Die Meldung über die Kooperation mit Orano hat aber sogleich zu einer Erholung geführt. Auch in den Wochen zuvor hielt sich die Aktie trotz der Kursgewinne im Januar äußerst stabil. Diese Konsolidierung könnte sich schon bald auszahlen. Defence Therapeutics ist nicht nur wegen des vielseitigen Portfolios ein spannender Wert, auch technisch hat die Aktie zuletzt Kraft gesammelt. Der Übernahme-Kandidat Defence Therapeutics hat mittelfristig großes Kurspotenzial.
Relative Stärke trotz stürmischer Märkte - greifen Groß-Investoren bei Defence Therapeutics bereits zu? (Quelle: Refinitiv Eikon, Stand: 14.3.2023)
Das Update erfolgt auf den initialen Report 12/2021
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