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Lastkraftwagen mit Dieselmotoren sind seit vielen Jahren für unsere Wirtschaft unverzichtbar.
Trotz ihres Nutzens erhöhen die LKWs mit Verbrennungsmotor jedoch die Luftverschmutzung, die zur globalen Erwärmung und zum schlechten Gesundheitszustand der Bevölkerung beitragen. Durch die Klimaschutzziele rüstet die Transportwirtschaft nun um und wechselt vermehrt auf alternative Antriebe. Im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge setzen immer mehr Hersteller auf die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie. Allein in Europa müssen rund 29 Mio. Kleintransporter umgerüstet werden, um bis 2030 nicht aus dem Verkehr gezogen zu werden. Mit First Hydrogen startete vor rund 2 Jahren ein Unternehmen, das mit einer einzigartigen Strategie den Etablierten Marktanteile abnehmen dürfte. Jetzt geht das Unternehmen mit Sitz in Vancouver und London den nächsten Schritt, erneut mit einem Schwergewicht.
Die Besten gut genug
Das Management von First Hydrogen bleibt seiner "Best-of-Strategie" treu. Der Zusammenschluss von globalen Führungskräften mit jahrzehntelanger Erfahrung in den Bereichen erneuerbarer Energie, Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie, deren Vision es ist, der führende Konstrukteur und Hersteller von emissionsfreien, wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen mit großer Reichweite in Großbritannien, der EU und Nordamerika zu werden, pflegt auch weiterhin Kooperationen mit globalen Branchengrößen. So setzte man bei der Entwicklung und Konstruktion der beiden Nutzfahrzeuge der Generation I auf die Technologie und das Know-how von AVL Powertrain sowie Ballard Power.
Die Kleintransporter, denen der MAN eTGE als Spenderfahrzeug dient, sind mit der neuesten Generation der Ballard FCgen-LCS-Brennstoffzelle ausgestattet, die den Fahrzeugen eine Reichweite von über 500km verleiht. AVL Powertrain Limited wiederum ist das global größte unabhängige Unternehmen für die Entwicklung, Simulation und Tests in der Automobilbranche und war für Konzept, Architektur und die Produktion der wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellenfahrzeuge verantwortlich.
Durch die EDAG Group, dem global größten unabhängigen Dienstleister für die internationale Mobilitätsindustrie, kam zudem ein weiteres Schwergewicht an Bord, der First Hydrogen dabei unterstützt, emissionsfreie Fahrzeuge für Flottenmanager zugänglich zu machen, um somit die Fahrzeuge der Generation II für die Serienproduktion und den Massenmarkt zu designen. Erste Bilder wurden bereits veröffentlicht und zeigen das Potenzial des modular aufgebauten Fahrzeugs, die eine Anpassung an den betrieblichen Einsatz ermöglichen und für eine Vielzahl von Anwendungen eingesetzt werden können, darunter Expresslieferung, Lebensmittelgeschäfte, Bau- und Versorgungsarbeiten oder Rettungsdienste.
Die Fahrzeuge der Generation II sind Modular aufgebaut und können je nach betrieblichem Einsatz umgerüstet werden. Quelle: First Hydrogen Corp.
Die nächste Stufe gezündet
Die Zulassung durch die Vehicle Certification Agency, der britischen Fahrzeugzulassungsbehörde bahnte den weiteren Weg zur Kommerzialisierung und bedeutet einen Meilenstein in der noch jungen Historie des Wasserstoffinnovators. Dadurch können ab jetzt Testfahrten mit Kunden im realen Einsatz auf der Straße durchgeführt werden. Das Interesse ist riesig. So bewarben sich bereits 15 große Fuhrparkbetreiber aus verschiedenen Branchen wie Lebensmittel- und Expresslieferanten, Versorgungsunternehmen und Pannenhilfen im Rahmen des britischen "Aggregated Hydrogen Freight Consortium" AFHC. Ziel dieses Konsortiums ist es, die Betreiber der größten britischen Transporter- und Lkw-Flotten sowie die wichtigsten Mitglieder der Wasserstoffindustrie, darunter Wasserstoffproduzenten, Wasserstofflieferanten und Fahrzeughersteller zusammenzuführen. Das Testprogramm der emissionsfreien leichten Nutzfahrzeuge der Generation I ist zwischen 12 und 18 Monaten angesetzt und wird von der AFHC koordiniert, die von Element Energy geleitet wird und an der sich die weltweiten industriellen Mitglieder von UK H2Mobility beteiligen. Im Zuge des Programms können die Betreiber verschiedene Fahrzeugtechnologien in der Praxis vergleichen.
Der Start der Einsatztests wird von Rivus, einem mehrfach ausgezeichneten Flottenmanagementanbieter begleitet. Das im Vereinigten Königreich niedergelassene Unternehmen beschäftigt über 1.300 Mitarbeiter in 78 Werkstätten. Als Werkstattpartner von 500 Kunden, darunter einige der größten und wichtigsten Fuhrparks des Landes, zeichnet sich Rivus jährlich für die Verwaltung von über 120.000 leichten Nutzfahrzeugen und Lastkraftwagen verantwortlich.
Die erste durchgeführte Testphase läuft über einen Monat uns soll in den Regionen Birmingham und Sheffield stattfinden, wo auch eine Wasserstoffinfrastruktur vorhanden ist. Um die Fahrleistung unter verschiedenen Bedingungen zu testen, plant Rivus, das Fahrzeug von First Hydrogen auf vorher geplanten Strecken zu betreiben. Die Telematik- und Onboard-Instrumente werden währenddessen Daten zur Fahrzeugleistung, Effizienz und zum Kraftstoffverbrauch erfassen. Diese Ergebnisse werden dann in das Gesamtprogramm von First Hydrogen zur Fahrzeugbewertung und Leistungserfassung eingepflegt, das darauf abzielt, die Fahrzeugoptimierung zu unterstützen und die Gesamtbetriebskosten zu ermitteln. Nach Abschluss der Tests wird Rivus einen eigenen Bericht erstellen, der die Leistung der wasserstoffbetriebenen LCV analysiert. Dieser Bericht soll Flottenmanagern und Kunden zur Verfügung gestellt werden, um Einblicke in die Vorteile und Zweckmäßigkeit der Einführung von mit Wasserstoff betriebenen Mobilitätslösungen zu vermitteln.
Der Flottenmanagementanbieter Rivus startet mit Testfahrten unter realen Strassenbedingungen. Quelle: First Hydrogen Corp.
Geschlossene Wertschöpfungskette als Ziel
Neben dem Ziel, die emissionsfreien Nutzfahrzeuge in Serienproduktion zu bringen, um 2025/2026 zwischen 10.000 und 20.000 Einheiten absetzen zu können, gehen die Planungen von First Hydrogen noch viel weiter. So basiert der Geschäftsplan auf der Erzielung von Einnahmen aus der Monetarisierung des Fahrzeuglebenszyklus. Erreichen will man dies mit der Errichtung einer geschlossenen Wertschöpfungskette, um mit dem "Hydrogen-as-a-Service-Modell" mehrfach verdienen zu können. Um das noch aktuelle Problem der fehlenden Infrastruktur mit viel zu wenigen Tankstellen zu lösen, wurde bereits im vergangenen Jahr mit der FEV Consulting GmbH aus Aachen eine Vereinbarung unterzeichnet, wonach die Partner einen Prototyp für eine maßgeschneiderte Wasserstofftankstelle für den Markt der Wasserstoff-Mobilität konzipieren und bauen. Ziel von First Hydrogen ist es, ihren Kunden zukünftig wasserstoffbezogene Technologie zu verkaufen und damit die Einführung von Wasserstoff als Haupttreibstoff für den leichten und schweren Mobilitätssektor zu beschleunigen.
Außerdem sind die Eigenproduktion und der Vertrieb von grünem Wasserstoff in Nordamerika, Europa und dem Vereinigten Königreich geplant. Allein bei letzterem plant das kanadische Unternehmen mit bis zu vier Standorten, von denen jeder eine Tankstelle für Nutzfahrzeuge und PKWs aufweisen wird. Die Schätzungen der anfänglichen Produktionskapazität liegen für die vier Standorte zwischen 80 MW und 160 MW.
Deutliche Aufschläge im Peer-Group-Vergleich
Ohne Frage gehört der Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie die Zukunft und gilt als Schlüsselelement für die Verkehrswende. Die Politik rund um den Globus subventioniert die alternativen Energien mit Milliardenprogrammen. 2022 legte die USA mit dem "Inflation Reduction Act" in Höhe von 370 Mrd. USD vor, um zum einen die heimische Industrie zu unterstützen, zum anderen ausländische Konzerne nach Übersee zu locken. Auch China kündigte zur Förderung der grünen Energien Unterstützung in ähnlicher Höhe an. Mit dem "Green Deal-Industrieplan" legte die Europäische Union nun nach, um den Standort Europa langfristig zu sichern. First Hydrogen dürfte an diesen Programmen mehrfach partizipieren, zum einen aufgrund ihrer errichteten Standorte in Nordamerika, UK und Europa, zum anderen durch die verschiedenen Geschäftsbereiche Nutzfahrzeuge, Infrastruktur sowie der Produktion und den Vertrieb von grünem Wasserstoff.
First Hydrogen besitzt aktuell eine Marktkapitalisierung in Höhe von 125,45 USD, relativ bescheiden im Vergleich zur Peer-Group. Ohne Zweifel sind Unternehmen wie Plug Power mit einem Börsenwert in Höhe von 6,19 Mrd. USD länger etabliert, schwarze Zahlen sucht man beim Brennstoffzellenpionier jedoch vergebens.
Trotz einer Korrektur von 85% ist Nikola 6,7mal höher bewertet als First Hydrogen, obwohl die Kanadier die Schere mit einer Dreijahresperformance von über 260% verkleinern konnten. Quelle: First Hydrogen Corp.
Eher zu vergleichen ist das Geschäftsmodell mit dem des Herstellers von schweren hybriden Lastkraftwagen, Nikola. Die US-Amerikaner planen ebenfalls eine geschlossene Wertschöpfungskette und seien laut CEO Michael Lohscheller "das einzige Unternehmen, dem es gelingt, ein revolutionäres neues Produkt, den Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw, und die gesamte Lieferkette für die H2-Energieinfrastruktur unter einem Dach zu vereinen."
Bis 2026, so der Plan, sollen mindestens 60 firmeneigene Wasserstofftankstellen errichtet werden. Zudem beabsichtigt Nikola ebenfalls, selbst und mit Partnern grünen Wasserstoff zu produzieren. Der Umsatz des Unternehmens betrug 2022 lediglich 6,5 Mio. USD, nachdem nur 20 batterieelektrische Lkw ausgeliefert wurden, der Verlust bezifferte sich auf minus 784,2 Mio. USD. Mit einem Börsenwert von 841,65 Mio. USD ist Nikola trotz einer scharfen Korrektur von rund 85% somit um das 6,7-fache höher bewertet als First Hydrogen.
Zwischenfazit
Mit dem Start der Testfahrten unter realen Straßenbedingungen konnte First Hydrogen einen weiteren Meilenstein in der Firmengeschichte erzielen. Das Programm, an dem mindestens 15 große Fuhrparkunternehmen teilnehmen, wurde durch Rivus, einem Flottenmanagementanbieter, der rund 500 Partner betreut, darunter einige der größten Fuhrparkbetreiber, gestartet. Zudem arbeitet First Hydrogen in Kooperation mit der EDAG Group am Design der Generation II zum Erreichen der Serienproduktion. Durch den Aufbau einer geschlossenen Wertschöpfungskette und der Ausweitung der Geschäftsbereiche auf Europa und Nordamerika dürfte das Unternehmen von den diversen Subventionsprogrammen der Politik mehrfach profitieren. Im Vergleich zur Peer-Group besteht aufgrund der ähnlichen Geschäftsmodelle unserer Ansicht eine deutliche Diskrepanz in der Unternehmensbewertung.
Das Update erfolgt auf den initialen Report 07/2022
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