DJ Berenberg: Energie beeinflusst nationale HVPIs unterschiedlich
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der für europäische Zwecke geschaffene Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) schafft nach Aussage von Berenberg-Volkswirt Salomon Fiedler keine vollkommene Vergleichbarkeit der Preisentwicklung in den einzelnen Euro-Ländern. Fiedler weist in einem Kommentar darauf hin, dass die nationalen Statistikbehörden die Energiepreise unterschiedlich behandeln.
Einige Behörden verwenden demnach zur Berechnung der monatlichen Preisstatistiken nur Daten über neue Energieverträge (zum Beispiel die Niederlande), während andere auch bestehende Verträge einbeziehen (zum Beispiel Deutschland). "Informationen über neue Verträge sind zwar leichter zu erheben, aber sie überzeichnen die kurzfristigen Preisänderungen, die die Verbraucher tatsächlich zahlen müssen", schreibt Fiedler. Obwohl die Versorger neuen Kunden deutlich höhere oder niedrigere Preise anbieten könnten, wirkten sich solche Änderungen nicht auf Haushalte mit bestehenden Festpreisverträgen aus.
Nach Fiedlers Aussage verteilen sich diese unterschiedlichen Ansätze ungefähr gleichmäßig auf die Länder. Etwa die Hälfte misst die Energiepreise für Haushalte nur anhand der Preise für neue Verträge, während die andere Hälfte auch bestehende Verträge berücksichtigt. Angesichts des Anstiegs der Energiepreise haben einige statistische Ämter begonnen, ihre Ansätze zu überdenken.
Spanien (11 Prozent des Inflationsaggregats der Eurozone) verwendet demnach Daten über neue und bestehende Verträge. Es hat jedoch im Januar 2023 damit begonnen, zusätzlich zu den regulierten Preisen auch die Preise auf dem freien Markt zu berücksichtigen. Frankreich (19,6 Prozent) und die Niederlande (5,6 Prozent) verwenden nur die Preise für neue Verträge, wollen aber auch die Preise für bestehende Verträge einbeziehen. Während sich Frankreich in einem frühen Entwurfsstadium des Plans befindet, wollen die Niederlande ihren neuen Ansatz ab Mitte 2023 umsetzen.
Abgesehen von einigen kleineren Ländern bildet Italien (16,5 Prozent der Inflation in der Eurozone) die große Ausnahme - es stützt sich nach wie vor auf Daten zu neuen Verträgen und plant nicht, seine Methode zu ändern.
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March 30, 2023 02:09 ET (06:09 GMT)
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