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Das kanadische Biotech-Unternehmen Defence Therapeutics hat auf seinem Weg, mRNA-Impfstoffe mit Hilfe seiner Accum-Technologie zu verbessern, den nächsten Schritt gemacht.
Dazu hat das Unternehmen Vergleichsstudien, bei denen ein "nackter" mRNA-Impfstoff gegen die Kombination aus mRNA-Impfstoff und Accum antritt, begonnen. Wie die Kanadier genau vorgehen, warum CEO Sébastien Plouffe zuversichtlich ist und welche 43 Mrd.-USD-Übernahme auch Aktionären von Defence Therapeutics Hoffnung machen kann.
Zweistufiger Test soll Potenzial von Accum belegen
Die Tests laufen nach Angaben von Defence Therapeutics in zwei Stufen ab. In der ersten Stufe wird Mäusen einmal mit und einmal ohne Accum mRNA gespritzt, die den Bauplan für körperfremdes Ovalbumin enthält.
Über einen Zeitraum von sechs Wochen wird den Mäusen dann alle zwei Wochen Blut entnommen und die Konzentration an Antikörpern gemessen. Laut der Hypothese von Defence Therapeutics, müssten Mäuse , die eine Kombination aus mRNA und Accum erhalten haben, eine höhere Konzentration an Antikörper-Titern aufweisen , da der mRNA-Bauplan dank Accum besser umgesetzt werden sollte.
In einer zweiten Untersuchung legt das Unternehmen einen Fokus auf die antineoplastische Wirksamkeit. Dies bezeichnet die Linderung von Symptomen und die Verlängerung der Lebensdauer insbesondere bei der Behandlung von Krebs. Dazu werden Mäusen solide T-Zell-Lymphome transplantiert auf deren Oberfläche sich Ovalbumin befindet. Anschließend erhalten die Tiere eine Prime-Boost-Injektion des Accum-mRNA-Impfstoffs und das Tumorwachstum wird näher analysiert. Ergebnisse der ersten In-vivo-Untersuchung könnten laut Studienplan Ende Mai vorliegen. Anschließend folgt der Test an Mäusen mit soliden Tumoren. Für diese Phase gilt: Je länger Defence Therapeutics keine Ergebnisse meldet, desto besser - schließlich sind die Mäuse dann noch am Leben und die Studie nicht abgeschlossen.
Ist gegenüber neuen Kooperationspartnern nicht abgeneigt: Defence-CEO Sébastien Plouffe (Foto: Defence Therapeutics)
Richtungsweisende Ergebnisse schon in sechs Wochen?
"Diese In-vivo-Tests sind für unser strategisches Wachstum von großer Bedeutung, da sie zeigen werden, wie die AccumTM-Technologie so angepasst werden kann, dass sie mit mRNA-Impfstoffen synergiert", gibt sich Sébastien Plouffe, CEO von Defence Therapeutics, zuversichtlich. Fragt man Pharmakologen nach dem jetzt kommunizierten Studiendesign, so klingen die Pläne des Unternehmens auch für unabhängige Experten plausibel. Wenn die Impfung in Phase 2 der jetzt begonnenen Studie funktioniert, produzieren die Immunzellen entsprechend viele Antikörper gegen das Ovalbumin. Diese Antikörper docken an das Ovalbumin auf den Tumorzellen an und markieren es für Killerzellen.
Glückt die Studie, würde Accum endgültig zur gefragten Hilfstechnologie für mRNA-Impfstoffe aufsteigen und könnte sowohl die von Defence Therapeutics selbst geplanten Vakzine voranbringen, als auch Projekte anderer Unternehmen beflügeln. Nach eigenen Angaben treibt Defence Therapeutics beide Pläne parallel voran. In einer Ende Februar veröffentlichten Übersicht zu allen Projekten von Defence Therapeutics rangierte die mRNA-Ansatz noch im Entwicklungsstadium. Deutlich weiter sind die beiden Projekte ARM und AccuTOX. Ersteres ist ein Zellimpfstoff gegen etablierte Tumore, letzteres ein Chemotherapeutikum, das je nach Ausprägung gegen Haut-, Brust oder Lungenkrebs verabreicht werden soll. Beide Projekte sollen noch 2023 in Phase-1-Studien überführt werden. Rund um AccuTOX hat Defence Therapeutics bereits das renommierte Krankenhaus "City of Hope" im Großraum Los Angeles gewonnen, um sämtliche Anträge an die US-Arzneimittelbehörde FDA korrekt zu stellen.
Weitere fortgeschrittene Projekte gegen Krebs laufen parallel weiter
Weitere Projekte von Defence Therapeutics umfassen einen Protein-Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs sowie eine Therapie gegen Brustkrebs mit dem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat AccuADC-001. Defence Therapeutics hat bereits gezeigt, dass die Umgestaltung bekannter ADCs gegen Brustkrebs mit Accum-Bestandteilen die Wirksamkeit handelsüblicher ADCs um mehr als das Hundertfache verbessern kann.
Dass Defence Therapeutics jetzt auch mit seinen mRNA-Projekten zeigen will, wie vielseitig die eigene Accum-Technologie ist, kommt für bestehende Anleger zur rechten Zeit. Bereits seit Monaten stürzen sich Pharmaunternehmen und große Biotechs auf innovative Technologien. Im Januar kaufte unter anderem AstraZeneca innovative Technologie zu. Zuletzt zog Pfizer nach und kaufte mit Seagen ein Biotech, das es sich wie Defence Therapeutics zum Ziel gemacht hat, mittels Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten den Krebs zu besiegen. Der Kaufpreis für Seagen liegt bei 43 Mrd. USD - die Marktkapitalisierung von Defence Therapeutics verharrt trotz der jüngsten Fortschritte im niedrigen dreistelligen Millionen-Bereich.
Sehr fortgeschritten ist die Pipeline von Seagen - wann wächst rund um Defence Therapeutics die Übernahmefantasie? (Foto: Seagen)
Zwischenfazit: Defence trifft mit Accum den Zeitgeist
Defence Therapeutics könnte schon Ende Mai vermelden, dass seine patentierte Accum-Technologie auch mRNA-Impfstoffen auf die Sprünge helfen kann. Parallel dazu bestehen weitere, sogar noch weiter fortgeschrittene Projekte, die noch 2023 im Rahmen von Phase-1-Studien in Zulassungsverfahren überführt werden sollen. Angesichts der vielfältigen Projekte, die allesamt auf der patentierten Accum-Technologie basieren , liegt es sehr nahe, dass es Defence Therapeutics gelingt, nach der Kooperation mit Orano im Bereich der Nuklearmedizin, weitere hochkarätige Partnerschaften zu schließen. Diese könnten Lizenzzahlungen nach sich ziehen oder letztlich auch in einer Übernahme von Defence Therapeutics resultieren. Nachdem zuletzt zahlreiche große Namen, wie AstraZeneca oder auch Pfizer, ihre Fühler nach Biotech-Unternehmen ausgestreckt haben und sich sogar Tech-Tausendsassa Elon Musk in die Diskussion eingemischt hat, bleibt das Thema heiß. Auch technisch erscheint die Aktie nach der Konsolidierung der vergangenen Wochen vielversprechend.
Das Update erfolgt auf den initialen Report 12/2021
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