DJ MÄRKTE EUROPA/Run in defensive Werte
Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Börsen hat sich am Dienstag keine einheitliche Tendenz durchgesetzt. Einerseits setzten schwache Konjunkturerwartungen die Rohstoff- und die Ölwerte unter Druck, und auch die Banken notierten überwiegend schwach. Andererseits führten fallende Anleihenrenditen zu einem Run in defensive Werte vor allem aus der Pharmabranche. Der DAX trat mehr oder weniger auf der Stelle, er stieg leicht um knapp 0,1 Prozent auf 15.872 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 fiel dagegen um 0,5 Prozent auf 4.378 Punkte. Der SMI in Zürich wiederum gewann 0,4 Prozent.
Nach schwachen Daten zum US-Verbrauchervertrauen fiel die Rendite der 10-jährigen deutschen Bundesanleihen um 12 Basispunkte auf 2,37 Prozent. Die Zinskurve wurde dadurch noch inverser. Der Stoxx-Banken-Index fiel um 2,2 Prozent, und die schwachen Banken setzten auch den Euro-Stoxx-50 unter Druck.
Im Blick stand auch weiterhin die Berichtssaison, die zunehmend Fahrt aufnimmt. Aus dem europäischen Stoxx-600-Universum legen diese Woche rund ein Fünftel der Unternehmen ihre Ergebnisse vor, und in den USA legen unter anderem die Technologiewerte Amazon, Alphabet-Google, Microsoft und Meta-Facebook ihre Zahlen auf den Tisch. Anleger versprechen sich von den Ausblicken Hinweise darauf, wie gut die Unternehmen gegen einen Wirtschaftsabschwung gewappnet sind.
Gestützt wird die Stimmung von der Dividendensaison, die nun ebenfalls auf Hochtouren läuft. Aus dem DAX schütteten am Dienstag Airbus und Henkel ihre Dividende aus, aus Europa unter anderem LVMH, Vinci und Vivendi.
Bankenthema noch nicht ausgestanden
QC Partners warnte, dass das Bankenthema noch nicht ausgestanden sei. "Der Quartalsbericht der First Republic Bank rückt das Bankenrisiko wieder in den Fokus. Diejenigen, die an die Bankenkrise bereits einen Haken gemacht haben, könnten das zu früh getan haben", so der Vermögensverwalter. First Republic zeige eindrucksvoll, dass das Risiko des Einlagenschwunds bei den kleineren und mittelgroßen Instituten noch nicht gebannt sei. "Das Bankenthema steht nicht mehr so prominent im Fokus. Aber es schwelt weiterhin."
UBS fielen um 2,2 Prozent. Die bereinigten Erstquartalszahlen der UBS sind nach Einschätzung der Citigroup im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Für Enttäuschung unter den Anlegern sorgten indes die hohen Rückstellungen für Rechtsfälle. Die Sparte Global Wealth Management habe die Erwartungen nicht erreicht, besser habe sich das Investmentbanking entwickelt. Die Analysten sprachen von einem vorsichtigen Ausblick, das Ziel für die Zinserträge wurde nach unten revidiert. Die Citigroup vermutete, dass die Zahlen Abwärtsrevisionen am Markt auslösen.
Im DAX fielen Deutsche Bank um 3,8 Prozent und Commerzbank um 2,9 Prozent. Ähnlich stark nach unten ging es nach schwachen Zahlen von UPS mit den Aktien der Deutschen Post. Stabilisiert wurde der DAX dagegen von seinen Schwergewichten: SAP stiegen mit weiteren Kurzielerhöhungen um 2,3 Prozent, und Siemens legten nach guten Zahlen von ABB 1,2 Prozent zu. Stärkster DAX-Gewinner waren aber Daimler Truck.
Nach Volvo und Traton überzeugt auch Daimler Truck
Nach Volvo und Traton hat auch Daimler Truck (+2,9%) ein starkes erstes Quartal vermeldet. Die Analysten von Jefferies stuften die ersten Zahlen als "rundum besser" ein. Das bereinigte EBIT liege 19 Prozent über der Markterwartung, was auch auf das starke Geschäft in Asien zurückzuführen sei. Auch der FCF liege mit erreichten 168 Millionen Euro gut 100 Prozent über dem Konsens.
Als "solide" wurden die Umsätze von Nestle im Zeitraum Januar bis März eingestuft. Nach dem eher durchwachsenem Schlussquartal wurde der Jahresauftakt leicht positiv gewertet, wie auch die Bestätigung des Ausblicks. Für Nestle ging es um 0,7 Prozent nach oben.
Novartis fest - Prognose angehoben
Der Stoxx-Index der Pharmaaktien stieg um 0,6 Prozent. Er markierte damit ein neues Jahreshoch und näherte sich seinem Allzeithoch. Novartis gewannen 4 Prozent, nachdem der schweizerische Pharmakonzern nach einem guten Jahresauftakt optimistischer mit Blick auf das Gesamtjahr geworden ist. Das Fundament lieferte nach Aussage aus dem Handel ein gutes erstes Quartal, in dem der Konsens beim Umsatz leicht und beim EBIT deutlicher übertroffen wurde.
Auch die Zahlen von ABB (+3,5%) kamen gut an. Sowohl Umsatz wie auch EBITA lägen oberhalb der Markterwartung, hieß es im Handel. Das Sahnehäubchen liefere der Auftragseingang, der deutlich oberhalb der Markterwartung ausgefallen sei. Daher überrasche nicht, dass das Unternehmen optimistischer auf das zweite Quartal schaue als einige Analysten.
Als uneinheitlich stufte die Citigroup die Erstquartalszahlen von Anglo American ein. Das Eisenerz- und das Diamantengeschäft hätten sich besser als erwartet entwickelt. Dem stehe eine schwächere Kupferproduktion gegenüber, die um 27 Prozent gefallen sei. Die Kohleproduktion habe sich um 25 Prozent reduziert. Der Minenbetreiber hat den Ausblick bestätigt, was die Erwartung einer kräftigen Erholung der Produktion impliziere. Die Aktien verloren in London 3,4 Prozent. Der Stoxx-Index der rohstoffnahen Basic Resources fiel um fast 3 Prozent und damit noch etwas stärker als der Index der Banken. Thyssenkrupp gaben mit dem Rücktrittsgesuch der Vorstandschefin Martina Merz weitere 2,8 Prozent ab.
Jungheinrich zweistellig im Plus
"Der Ausblick von Jungheinrich war doch recht vorsichtig, daher war mit einer Anhebung zu rechnen", so ein Aktienhändler. Das erste Quartal hat dafür den Weg geebnet, so lag die EBIT-Rendite bereits mit 9,3 Prozent deutlich oberhalb der Erwartung. Aus der nun erhöhten EBIT-Prognose des Unternehmens ergibt sich eine Rendite in der Bandbreite von 7,8 bis 8,6 Prozent (bisher: 7,3 bis 8,1 Prozent), hier lag die Markterwartung mit 7,8 Prozent am unteren Ende der Spanne. Für Jungheinrich ging es um 12,5 Prozent nach oben.
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung . stand absolut in % seit . Jahresbeginn* Euro-Stoxx-50 4.377,85 -23,95 -0,5% +15,4% Stoxx-50 4.071,56 -2,91 -0,1% +11,5% Stoxx-600 467,08 -1,89 -0,4% +9,9% XETRA-DAX 15.872,13 +8,18 +0,1% +14,0% FTSE-100 London 7.891,13 -21,07 -0,3% +6,2% CAC-40 Paris 7.531,61 -42,25 -0,6% +16,3% AEX Amsterdam 755,45 -7,04 -0,9% +9,6% ATHEX-20 Athen 2.640,89 -39,03 -1,5% +17,3% BEL-20 Bruessel 3.825,77 -6,82 -0,2% +3,4% BUX Budapest 43.476,92 -189,99 -0,4% -0,7% OMXH-25 Helsinki 4.720,34 -9,99 -0,2% -2,0% ISE NAT. 30 Istanbul 5.373,34 -138,89 -2,5% -9,6% OMXC-20 Kopenhagen 2.092,31 -7,92 -0,4% +14,0% PSI 20 Lissabon 6.198,61 -7,94 -0,1% +8,1% IBEX-35 Madrid 9.290,30 -116,10 -1,2% +12,9% FTSE-MIB Mailand 27.253,48 -283,59 -1,0% +16,2% OBX Oslo 1.098,32 -14,19 -1,3% +0,8% PX Prag 1.413,28 -1,85 -0,1% +17,6% OMXS-30 Stockholm 2.249,20 -10,62 -0,5% +10,1% WIG-20 Warschau 1.890,69 -19,83 -1,0% +5,5% ATX Wien 3.234,72 -24,44 -0,7% +5,1% SMI Zuerich 11.513,12 +45,92 +0,4% +7,3% * zu Vortagsschluss Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite 2,38 -0,13 -0,19 US-Zehnjahresrendite 3,42 -0,07 -0,46 DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:09 Uhr Mo, 17:15 Uhr % YTD EUR/USD 1,0973 -0,7% 1,1047 1,1029 +2,5% EUR/JPY 146,97 -0,9% 148,29 148,21 +4,7% EUR/CHF 0,9789 -0,2% 0,9807 0,9802 -1,1% EUR/GBP 0,8851 +0,0% 0,8852 0,8852 +0,0% USD/JPY 133,93 -0,2% 134,18 134,38 +2,1% GBP/USD 1,2398 -0,7% 1,2488 1,2459 +2,5% USD/CNH (Offshore) 6,9500 +0,7% 6,9139 6,9056 +0,3% Bitcoin BTC/USD 27.350,23 -0,2% 27.414,99 27.360,80 +64,8% ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 77,15 78,76 -2,0% -1,61 -3,8% Brent/ICE 80,68 82,73 -2,5% -2,05 -4,9% GAS VT-Settlem. +/- EUR Dutch TTF 39,48 39,93 -1,1% -0,45 -48,7% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.990,51 1.989,58 +0,0% +0,94 +9,1% Silber (Spot) 24,72 25,18 -1,8% -0,46 +3,1% Platin (Spot) 1.086,50 1.087,00 -0,0% -0,50 +1,7% Kupfer-Future 3,85 3,95 -2,7% -0,11 +0,9% YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags ===
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April 25, 2023 12:00 ET (16:00 GMT)
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