DJ MÄRKTE EUROPA/Leichter - EZB mit erwartet kleinem Zinsschritt
FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte schlossen am Donnerstag im Minus. Die Zinsanhebungen der US-Notenbank sowie der Europäischen Zentralbank lieferten in den letzten 24 Stunden wenig Überraschendes. Zunächst nahm die US-Notenbank am Vorabend, wie mehrheitlich erwartet, die Leitzinsen um 25 Basispunkte nach oben und dürfte ihren zugleich gesendeten Signalen zufolge zunächst eine Pause im Zinserhöhungszyklus einlegen. Sie will nun datenabhängiger agieren und zunächst schauen, wie sich die erfolgten Zinserhöhungen auswirkten. Die Experten der Commerzbank betonen, dass US-Notenbankchef Jerome Powell nun auf einem "hinreichend restriktivem Niveau" verharren wolle. Der Inflationsausblick "unterstützt Zinssenkungen nicht", zitieren sie den Fed-Chairman.
Am frühen Donnerstagmittag folgte die Europäische Zentralbank und hob, wie ebenfalls erwartet, die Leitzinsen um 25 Basispunkte an. Allenfalls die Euro-Bullen, die auf einen Zinsschritt um 50 Basispunkte gesetzt hatten, schlossen ihre Wetten auf den großen Zinsschritt, was den Euro leicht belastete. Zudem galt es für die Börsianer, eine kaum zu bewältigende Flut an Unternehmenszahlen zu verarbeiten. Der DAX gab 0,5 Prozent ab auf 15.734 Zähler, der Euro-Stoxx-50 fiel ebenfalls um 0,5 Prozent auf 4.287 Punkte. Leicht belastend wirkte sich aus, dass in China ein weiterer Einkaufsmanagerindex enttäuschend ausfiel und in Deutschland die Exporte im März überraschend deutlich geschrumpft sind.
Auf dem Weg zum Zinsgipfel wird die Luft dünner
Ihren Zinsgipfel hat für Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ BANK, die Europäische Zentralbank zwar noch nicht erreicht, die Schritte werden aber kleiner. Die Notenbank habe die Zinsen heute zum siebten Mal in Folge erhöht, 25 Basispunkte waren eine Premiere. Damit wurden die jüngsten Spekulationen auf eine Anhebung um 50 Basispunkte enttäuscht, weshalb der Finanzmarkt diese Sitzung als taubenhaft interpretieren dürfte. Mit einem Niveau von 3,25 Prozent beim Einlagesatz bleibe die EZB zwei Prozentpunkte unterhalb der Fed-Rate. Anders als die US-Zentralbank werden die Europäer wohl noch zwei weitere Zinserhöhungen folgen lassen. Das begrüßt Holstein. Denn die Inflationsrate im Euro-Raum sei nach wie vor deutlich zu hoch und dürfte in den kommenden Monaten auch nur langsam zurückgehen. Der Lohndruck habe zuletzt trotz der schwächeren Konjunktur weiter zugenommen und die Arbeitslosigkeit ist sehr niedrig, das Zwei-Prozent-Ziel nur mit dem Fernglas zu erkennen. Daher sei es für die EZB wichtig, Entschlossenheit zu zeigen und die Inflationserwartungen weiter zu dämpfen.
Zahlenflut mit durchwachsenen Ergebnissen
Quartalszahlen legte unter den DAX-Unternehmen am Morgen BMW vor, der Kurs stieg darauf um 2,8 Prozent. Dem Automobilhersteller gelang eine positive Überraschung bei der Marge. "Mit einer Marge von über 12 Prozent hatte man im Autobereich nicht gerechnet", so ein Händler. Weniger zufrieden war man mit VW (+0,6%). VW habe im ersten Quartal überraschend gut abgeschnitten, kommentiert RBC die Zahlen. Die Marge sei "ex Derivate" im Auftaktquartal höher ausgefallen als der für das Jahr avisierte Wert - ein Muster, das auch bei anderen Autoherstellern (Ford, General Motors, BMW) zu beobachten gewesen sei. Das lasse auf eine schwächere Entwicklung im restlichen Jahr schließen.
Henkel (-1,6) hat nach Ansicht von Bernstein mit einem organischen Wachstum im ersten Quartal von 6,6 Prozent den Konsens geschlagen. Das sei zwar positiv, aber es handele sich um das niedrigste organische Wachstum und die geringste Steigerung im Sektor.
Bei Infineon drückten Gewinnmitnahmen um 1,8 Prozent. Die Zahlen seien "in der Breite besser als erwartet", sagt ein Händler. Zudem habe Infineon den Ausblick angehoben. Analysten sind teils besorgt über den anhaltenden Bestandsaufbau in der Automobilzulieferkette, der zu einer zukünftigen Umsatz- und Margenschwäche führen werde.
Mercedes-Benz fallen nur optisch stark um 7,4 Prozent, die Aktie wurde ex Dividende gehandelt. Auch Hannover Rück (-2,8%) werden "ex" gehandelt, ebenso Hapag-Lloyd (-27,2%). Die Reederei zahlt nach einer Rekord-Bilanz eine Rekord-Dividende von 63 Euro je Aktie.
Zalando mit roter Laterne im DAX
Zalando verloren 7,0 Prozent, obwohl die Abweichungen von den Prognosen nur als marginal beschrieben werden. Das Unternehmen hat zudem den Ausblick bestätigt. Die Analysten der Citi weisen trotz der anhaltenden Kostenkontrolle und der robusten Bruttomarge auf die höheren Lagerbestände hin, die für Skepsis sorgten.
Vonovia schlossen kaum verändert, hier fielen die Quartalszahlen zwar schwach aus, der Immobilienkonzern hat aber seinen Jahresausblick bestätigt. Gelobt wurden indes die Zahlen von Qiagen (+3,4%). Mehrere US-Konkurrenten hätten mit ihren vorsichtigeren Ergebnissen und Ausblicken eher verunsichert, Qiagen jedoch nicht, heben die Analysten von Jefferies hervor.
Rheinmetall verloren 2,5 Prozent. Während der Umsatz im ersten Quartal die Prognosen leicht übertroffen hat, enttäuschte der operative Gewinn. Auch bei Italiens Rüstungshersteller Leonardo (-5,8%) ist der Quartalsbericht enttäuschend ausgefallen.
Beim Bierbrauer AB Inbev ging es um 2,5 Prozent höher, hier zogen besonders in China die Umsätze stärker als erwartet an.
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung . stand absolut in % seit . Jahresbeginn* Euro-Stoxx-50 4.287,03 -23,15 -0,5% +13,0% Stoxx-50 3.998,07 -18,00 -0,4% +9,5% Stoxx-600 460,34 -2,17 -0,5% +8,3% XETRA-DAX 15.734,24 -80,82 -0,5% +13,0% FTSE-100 London 7.702,64 -85,73 -1,1% +4,5% CAC-40 Paris 7.340,77 -63,06 -0,9% +13,4% AEX Amsterdam 741,22 -3,02 -0,4% +7,6% ATHEX-20 Athen 2.662,69 +6,62 +0,2% +18,3% BEL-20 Bruessel 3.737,39 -33,49 -0,9% +1,0% BUX Budapest 46.322,50 -195,74 -0,4% +5,8% OMXH-25 Helsinki 4.707,08 -27,51 -0,6% -1,9% ISE NAT. 30 Istanbul 4.952,74 -24,51 -0,5% -16,7% OMXC-20 Kopenhagen 2.031,07 -28,18 -1,4% +10,7% PSI 20 Lissabon 6.068,21 +22,13 +0,4% +6,4% IBEX-35 Madrid 9.043,60 -33,10 -0,4% +9,9% FTSE-MIB Mailand 26.670,29 -165,02 -0,6% +13,2% OBX Oslo 1.076,38 -11,64 -1,1% -1,3% PX Prag 1.385,84 +2,98 +0,2% +15,3% OMXS-30 Stockholm 2.228,17 -10,59 -0,5% +9,0% WIG-20 Warschau 1.884,32 -34,92 -1,8% +5,2% ATX Wien 3.157,63 -23,05 -0,7% +2,7% SMI Zuerich 11.456,37 -49,82 -0,4% +6,8% * zu Vortagsschluss DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:48 Mi, 17:28 % YTD EUR/USD 1,1022 -0,4% 1,1076 1,1058 +3,0% EUR/JPY 147,16 -1,2% 148,75 149,40 +4,9% EUR/CHF 0,9755 -0,3% 0,9781 0,9803 -1,4% EUR/GBP 0,8756 -0,5% 0,8809 0,8812 -1,1% USD/JPY 133,51 -0,8% 134,29 135,10 +1,8% GBP/USD 1,2588 +0,2% 1,2574 1,2548 +4,1% USD/CNH (Offshore) 6,9147 -0,1% 6,9097 6,9129 -0,2% Bitcoin BTC/USD 28.878,91 -0,2% 29.171,78 28.250,37 +74,0% ROHÖL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 68,68 68,60 +0,1% +0,08 -14,4% Brent/ICE 72,54 72,33 +0,3% +0,21 -13,9% GAS VT-Settlem. +/- EUR Dutch TTF 35,78 36,78 -2,7% -1,00 -52,5% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 2.053,83 2.038,92 +0,7% +14,91 +12,6% Silber (Spot) 25,98 25,63 +1,4% +0,35 +8,4% Platin (Spot) 1.042,60 1.054,50 -1,1% -11,90 -2,4% Kupfer-Future 3,84 3,84 -0,1% -0,00 +0,5% YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags ===
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/thl/err
(END) Dow Jones Newswires
May 04, 2023 12:22 ET (16:22 GMT)
Copyright (c) 2023 Dow Jones & Company, Inc.