Berlin (ots) -
Dass sich ein öffentliches Unternehmen jahrelang vor Gericht in immer neuen Verfahren wegen Verstößen gegen Mitbestimmungsrecht, Arbeitszeitvorschriften und Pausenregeln mit seinem Betriebsrat streitet, ist an sich schon ein Skandal. Wenn das Unternehmen wie im Falle des Berliner Krankenhauskonzerns Vivantes auch noch immer verliert, zweistellige Millionensummen als Bußgelder aufgebrummt bekommt und Einigungsstellen in Dauerschleife beschäftigt, muss man sich fragen, was denn in diesem Unternehmen los ist.
Dickköpfig einen Dauerkonflikt zu fahren und immer wieder gegen die gleiche Wand zu laufen, ist schlicht unprofessionell und verhindert, dass Vivantes besser durch die gesundheitspolitischen Stürme der Gegenwart kommt. Inzwischen ist es angesichts des Fachkräftemangels in Gesundheitsberufen in Krankenhäusern erste Pflicht, sich gut mit den Beschäftigten zu stellen. Das gilt sowohl individuell als auch im Verhältnis zur gesetzlichen Vertretung.
Während große frei-gemeinnützige oder private Krankenhausträger in Berlin trotz aller Schwierigkeiten mit hohen Energiekosten und Corona-Altlasten schwarze Zahlen schreiben, ist Vivantes trotz Finanzhilfen des Landes beträchtlich ins Minus gerutscht. Das hängt sicherlich auch mit der gestörten Kommunikation vieler Führungskräfte mit den Mitarbeitenden zusammen. Wenn massenhaft Dienstpläne ohne Rücksprache gekippt werden, Pausen ausfallen müssen und Menschen fast regelmäßig länger arbeiten, suchen sich viele irgendwann einen der vielen anderswo verfügbaren Jobs, reduzieren ihre Arbeitszeit, wechseln in die Zeitarbeit, die gerade bei Vivantes ein ungesund hohes Niveau erreicht, oder verlassen den Pflegeberuf ganz. Ohne genügend Personal muss ein Krankenhaus Betten oder ganze Stationen stilllegen, Operationen absagen oder Rettungsstellen schließen. Das ist schlecht für die Patienten und kostet das Unternehmen notwendige Einnahmen. Ein Teufelskreis.
Das alles spielt vor dem Hintergrund einer ernsthaften Debatte um die Zukunft der Krankenhauslandschaft in Deutschland insgesamt und auch in Berlin. Die große Reform, die der Bundesgesundheitsminister anstrebt, wird am Ende womöglich anders aussehen, als sie sich Karl Lauterbach zunächst vorgestellt hat. Aber auch in Berlin werden womöglich Standorte geschlossen, Strukturen angepasst und Stationen zusammengelegt. Wer in dieser Debatte seine Leistungsfähigkeit nicht nachweisen kann, dürfte schlechte Karten haben im Poker um den künftigen Versorgungsauftrag.
Dauerstress mit der Belegschaft ist dabei kein gutes Argument, weil er eben latent die Versorgung der Patienten gefährdet. Immerhin haben die Manager um Vivantes-Chef Johannes Danckert inzwischen eingesehen, dass es so nicht weitergehen sollte. Nun drängt die Chefetage die Führungskräfte dazu, bei der Dienstplangestaltung und vor allem bei den im Klinikalltag immer mal wieder vorkommenden Änderungen die Belegschaftsvertreter nicht länger selbstherrlich zu ignorieren.
Wenn nun gesagt wird, man müsse für einen "Kulturwandel" sorgen, dann bedeutet das einerseits ein Schuldeingeständnis, aber eben auch eine Bemühenszusage, dass sich die Lage für die 18.000 Beschäftigten und jährlich mehr als 500.000 Patienten ändern muss. Auf Kosten der Menschen lässt sich heutzutage kein Betrieb mehr erfolgreich führen. Das gilt für Krankenhäuser besonders, zumal für eines im Eigentum eines Landes, in dem sich auch der neue Senat dem Ziel "gute Arbeit" verpflichtet hat.
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Dass sich ein öffentliches Unternehmen jahrelang vor Gericht in immer neuen Verfahren wegen Verstößen gegen Mitbestimmungsrecht, Arbeitszeitvorschriften und Pausenregeln mit seinem Betriebsrat streitet, ist an sich schon ein Skandal. Wenn das Unternehmen wie im Falle des Berliner Krankenhauskonzerns Vivantes auch noch immer verliert, zweistellige Millionensummen als Bußgelder aufgebrummt bekommt und Einigungsstellen in Dauerschleife beschäftigt, muss man sich fragen, was denn in diesem Unternehmen los ist.
Dickköpfig einen Dauerkonflikt zu fahren und immer wieder gegen die gleiche Wand zu laufen, ist schlicht unprofessionell und verhindert, dass Vivantes besser durch die gesundheitspolitischen Stürme der Gegenwart kommt. Inzwischen ist es angesichts des Fachkräftemangels in Gesundheitsberufen in Krankenhäusern erste Pflicht, sich gut mit den Beschäftigten zu stellen. Das gilt sowohl individuell als auch im Verhältnis zur gesetzlichen Vertretung.
Während große frei-gemeinnützige oder private Krankenhausträger in Berlin trotz aller Schwierigkeiten mit hohen Energiekosten und Corona-Altlasten schwarze Zahlen schreiben, ist Vivantes trotz Finanzhilfen des Landes beträchtlich ins Minus gerutscht. Das hängt sicherlich auch mit der gestörten Kommunikation vieler Führungskräfte mit den Mitarbeitenden zusammen. Wenn massenhaft Dienstpläne ohne Rücksprache gekippt werden, Pausen ausfallen müssen und Menschen fast regelmäßig länger arbeiten, suchen sich viele irgendwann einen der vielen anderswo verfügbaren Jobs, reduzieren ihre Arbeitszeit, wechseln in die Zeitarbeit, die gerade bei Vivantes ein ungesund hohes Niveau erreicht, oder verlassen den Pflegeberuf ganz. Ohne genügend Personal muss ein Krankenhaus Betten oder ganze Stationen stilllegen, Operationen absagen oder Rettungsstellen schließen. Das ist schlecht für die Patienten und kostet das Unternehmen notwendige Einnahmen. Ein Teufelskreis.
Das alles spielt vor dem Hintergrund einer ernsthaften Debatte um die Zukunft der Krankenhauslandschaft in Deutschland insgesamt und auch in Berlin. Die große Reform, die der Bundesgesundheitsminister anstrebt, wird am Ende womöglich anders aussehen, als sie sich Karl Lauterbach zunächst vorgestellt hat. Aber auch in Berlin werden womöglich Standorte geschlossen, Strukturen angepasst und Stationen zusammengelegt. Wer in dieser Debatte seine Leistungsfähigkeit nicht nachweisen kann, dürfte schlechte Karten haben im Poker um den künftigen Versorgungsauftrag.
Dauerstress mit der Belegschaft ist dabei kein gutes Argument, weil er eben latent die Versorgung der Patienten gefährdet. Immerhin haben die Manager um Vivantes-Chef Johannes Danckert inzwischen eingesehen, dass es so nicht weitergehen sollte. Nun drängt die Chefetage die Führungskräfte dazu, bei der Dienstplangestaltung und vor allem bei den im Klinikalltag immer mal wieder vorkommenden Änderungen die Belegschaftsvertreter nicht länger selbstherrlich zu ignorieren.
Wenn nun gesagt wird, man müsse für einen "Kulturwandel" sorgen, dann bedeutet das einerseits ein Schuldeingeständnis, aber eben auch eine Bemühenszusage, dass sich die Lage für die 18.000 Beschäftigten und jährlich mehr als 500.000 Patienten ändern muss. Auf Kosten der Menschen lässt sich heutzutage kein Betrieb mehr erfolgreich führen. Das gilt für Krankenhäuser besonders, zumal für eines im Eigentum eines Landes, in dem sich auch der neue Senat dem Ziel "gute Arbeit" verpflichtet hat.
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