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Beim Spitzentreffen der Notenbanken in Portugal bekräftigen Jerome Powell, Christine Lagarde und ihre Kollegen ihren Kurs: Die Zinsen müssten weiter steigen, die Inflation sei immer noch zu hoch.
Der Job ist noch nicht erledigt: Das war die Botschaft der wichtigsten Notenbanker beim Zentralbanktreffen im portugiesischen Sintra. Führende Vertreter der Zentralbanken kündigten auf dem Treffen an, die Geldpolitik zur Eindämmung der Inflation weiterhin straff zu halten. "Die Politik ist zwar restriktiv, aber vielleicht nicht restriktiv genug, und sie war nicht lange genug restriktiv", sagte der Vorsitzende der US-Notenbank Fed, Jerome Powell.
Bei ihrer letzten Sitzung hatte die Fed entschieden, die Zinsen nach zehn Erhöhungen in Folge auf dem gleichen Niveau zu belassen. Die Zinspause hatte an den Finanzmärkten für Erleichterung gesorgt - verbunden mit der Hoffnung, dass die Fed ihren Straffungskurs beendet haben könnte. Allerdings hat der Notenbank-Chef mehrfach betont, dass man mit den Erhöhungen noch nicht am Ende sei. Für 2023 werden zwei weitere Zinserhöhungen erwartet.
Powell erklärte, man wolle die Option, die Zinsen an den nächsten beiden Fed-Meetings zu erhöhen, "keineswegs vom Tisch nehmen".
Die Konjunktur zeigt sich trotz der geldpolitischen Straffung der vergangenen Monate auffallend robust. Darauf deuten auch frische Konjunkturdaten aus den USA in dieser Woche hin: Sowohl Hauskäufe als auch das Verbrauchervertrauen haben zugelegt. Das dürfte der Notenbank vorerst weiteren Spielraum für Zinserhöhungen geben.
Am Freitag werden neue Inflationsdaten aus den USA erwartet. Experten sehen nach einer Umfrage von Bloomberg die Kerninflationsrate unverändert bei 4,7 Prozent. Die Gesamtinflation dürfte hingegen von 4,4 Prozent im April auf 3,8 Prozent im Mai gesunken sein.
Keine Zinspause für die EZB
Für den Euro-Raum sieht EZB-Chefin Christine Lagarde derzeit keinen Grund, an ihrem Straffungskurs zu rütteln. Eine Zinspause wie in den USA werde aktuell nicht in Betracht gezogen. "Wir wissen, dass wir noch einen Weg vor uns haben", sagte Lagarde.
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Raghuram Rajan, ehemaliger indischer Zentralbankgouverneur und Ex-IWF-Chefökonom, sagte gegenüber Bloomberg. "Die Zentralbanker sagten überall: 'Wir sind entschlossen', aber ich glaube, sie sind etwas verwundert, dass es bisher wenig Wirkung gezeigt hat", so Rajan. "Wenn man sich die Kerninflation ansieht, dann ist sie zwar im Laufe des Jahres gesunken, aber sie scheint sich stabilisiert zu haben - und das ist die Sorge."
Mit dabei beim Notenbank-Gipfel in Sintra war auch Kazuo Ueda, der neue Gouverneur der Bank of Japan. Er betonte, dass die Zinssätze in Japan aufgrund der niedrigen Inflation von unter zwei Prozent stabil bleiben würden.
Autor: Julian Schick, wallstreetONLINE Zentralredaktion