BEAVERTON (dpa-AFX) - Der Adidas -Rivale Nike kämpft weiter mit hohen Lagerbeständen. Da der Sportartikelhersteller die überschüssige Ware nur mit hohen Rabatten losschlagen konnte, sank der Gewinn im vierten Geschäftsquartal (per Ende Mai) und fiel etwas schlechter aus als von Analysten im Schnitt erwartet. Dabei belasteten zusätzlich gestiegene Kosten für Rohstoffe und Fracht. Die Umsätze lagen hingegen über den Erwartungen. Im neuen Geschäftsjahr will Nike die Rabatte zurückfahren, beim Abbau der Bestände ist der Konzern eigenen Angaben zufolge gut vorangekommen. Das Wachstum dürfte sich dabei abschwächen.
Nike ist mit seinen vollen Lagern nicht alleine. Derzeit ächzen viele Händler unter zu viel Ware. Auch die anderen Branchengrößen wie Adidas oder Puma haben im vergangenen Jahr angesichts der Lieferkettenprobleme und steigender Rohstoff- und Materialkosten hohe Bestände angehäuft, die sie nun mit niedrigeren Preisen loszuwerden versuchen. Dies erhöht den Wettbewerbsdruck in der Branche.
Puma etwa hat nach einem Gewinnrückgang zum Jahresauftakt ein schwächeres zweites Quartal in Aussicht gestellt. Auch Adidas klagt über zu hohe Bestände und geht davon aus, diese erst im vierten Quartal unter Kontrolle zu haben. Puma legt Ende Juli und Adidas Anfang August Zahlen für das zweite Quartal vor.
Die Entwicklung bei Nike schlug am Freitag auch auf die Aktien der Konkurrenz durch. Nachdem die Papiere des US-Sportartikelherstellers am Donnerstag nachbörslich um rund 3,5 Prozent nachgegeben hatten, verlor die im Dax notierte Adidas-Aktie zum Handelsauftakt 1,6 Prozent, Puma gaben im MDax um 0,5 Prozent nach.
Adidas-Papiere sind in diesem Jahr allerdings bislang stark gelaufen. Seit Jahresbeginn liegt das Plus bei etwa 36 Prozent. Bei Puma sieht es mit einem Minus von fast sechs Prozent anders aus. Nike haben 2023 bislang etwas mehr als drei Prozent verloren. Bei Adidas ging es vor allem seit dem Wechsel an der Vorstandsspitze im Herbst 2022 wieder deutlich nach oben.
Die Erlöse von Nike stiegen im abgelaufenen vierten Geschäftsquartal um fünf Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum auf 12,8 Milliarden US-Dollar, teilte das Unternehmen am Donnerstag nach US-Börsenschluss in Beaverton mit. Experten hatten im Schnitt 200 Millionen Dollar weniger erwartet.
Während die Verkäufe über eigene Kanäle im zweistelligen Prozentbereich zulegten, ging das Geschäft im Großhandel leicht zurück. Die Umsätze legten dabei in der europäischen Region (Emea) etwas stärker zu als im Heimatmarkt. Das Ergebnis je Aktie sank hingegen um 27 Prozent auf 66 US-Cent. Hier hatten Analysten einen Cent mehr erwartet. Unter dem Strich fiel der Gewinn um 28 Prozent auf eine Milliarde Dollar.
Wie schon im Vorquartal half der weltgrößte Sportartikelhersteller beim Absatz seiner Produkte ordentlich mit Rabatten nach, was auf die Bruttomarge drückte. Diese sank auf 43,6 Prozent, lag damit aber höher als von Experten befürchtet. Trotz der Preissenkungen legten die Lagerbestände leicht auf 8,5 Milliarden Dollar zu. Dabei kam Nike beim Abbau im vergangenen Geschäftsjahr insgesamt voran. Laut Vorstandschef John Donahoe aus der Telefonkonferenz mit Analysten verfügt Nike nun über einen "gesunden" Lagerbestand, der wertmäßig auf dem Vorjahresniveau liege und nach Stückzahl im Zwölf-Monatszeitraum leicht zurückgegangen sei. Damit liege Nike vor der Konkurrenz.
Ein Lichtblick für Nike war das Geschäft in der chinesischen Region. Hier legte der Umsatz währungsbereinigt um ein Viertel auf 1,8 Milliarden Dollar zu und übertraf damit die Vorhersagen von Analysten. Wie viele andere Unternehmen auch hatte Nike in den vergangenen zwei Jahren angesichts der harten Coronamaßnahmen in der Region einen schweren Stand gehabt. Auch Puma und Adidas hatten hier zuletzt Entspannungssignale gesendet.
Für das neue Geschäftsjahr zeigte sich Nike-Finanzchef Matthew Friend recht zuversichtlich mit Blick auf die Verbrauchernachfrage, eine robuste Produkt-Pipeline und sich normalisierende Lieferketten. Priorität habe die Steigerung des Wachstums mit Vollpreis-Produkten, sagte der Manager. So will Nike die Preise im niedrigen einstelligen Prozentbereich erhöhen. Der Umsatz soll 2023/24 im mittleren einstelligen Prozentbereich wachsen und damit etwas schwächer als im Vorjahr, in dem die Erlöse um zehn Prozent auf 51,2 Milliarden Dollar gestiegen waren. Wachstumstreiber soll dabei der Verkauf über die eigenen Kanäle sein. Die Bruttomarge soll sich um 1,4 bis 1,6 Prozentpunkte verbessern, nach einem Rückgang von 2,5 Punkten auf 43,5 Prozent im Vorjahr.
Dabei geht Nike noch von einem verhaltenen Start in das Geschäftsjahr aus. Im ersten Quartal dürften die Umsätze stagnieren oder im niedrigen einstelligen Prozentbereich steigen. Bei der Bruttomarge geht der Finanzvorstand von einem leichten Rückgang aus, jedoch dürfte sich die Rendite im Vergleich zum Vorquartal etwas verbessern./nas/men/jha/