Emittent / Herausgeber: FidAR - Frauen in die Aufsichtsräte e. V.
/ Schlagwort(e): Studienergebnisse/Studie
Männerdominierte Führungskultur hemmt Chancengerechtigkeit in öffentlichen Unternehmen / FidAR-Bedarfsanalyse gibt praxisnahe Empfehlungen zur Verbesserung gleichberechtigter Teilhabe
Berlin, 24.07.2023: Der Frauenanteil in den Spitzenetagen öffentlicher Unternehmen in Deutschland ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen - auf 35,8 Prozent in den Kontrollgremien und 23,2 Prozent im Top-Management (Public WoB-Index). Dennoch bestehen noch erhebliche Hemmnisse für Frauen, sich in Führungspositionen zu etablieren. Die gleichberechtigte Teilhabe entwickelt sich derzeit vor allem zahlenmäßig, Frauen sehen aber weiterhin erhebliche Defizite bei der Vereinbarkeit von Familie und Karriere, bei der Transparenz in der Besetzung von Führungspositionen und in fehlenden Sanktionen, wenn die selbst gesetzten Ziele beim Frauenanteil in Führungspositionen nicht erreicht werden. Das sind die wesentlichen Ergebnisse der Bedarfsanalyse von FidAR, die heute in Berlin vorgestellt wird. Die Studie basiert auf einer umfassenden Befragung von über 300 Frauen in Führung und Aufsicht in Bundes- und Landesbeteiligungen und formuliert konkrete Handlungsempfehlungen für eine verbesserte Gleichberechtigung von Frauen und Männern in Führungspositionen. "Wir brauchen eine tiefgreifende Veränderung der Unternehmenskultur, damit die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in den Führungsgremien öffentlicher Unternehmen auch gelebt wird. Der Leitfaden von FidAR zeigt die Potenziale auf, die sich aus einer Unternehmenskultur der Gleichberechtigung ergeben können. Dabei profitieren die Unternehmen und ihre Beschäftigten von mehr Frauen im Top-Management. Unser Ziel ist die paritätische Besetzung der Aufsichtsgremien und des Managements bei den wichtigsten Bundesbeteiligungen, denn wir sind uns der Vorbildfunktion sehr bewusst", betont Bundesfrauenministerin Lisa Paus. Die Befragung der Führungskräfte öffentlicher Unternehmen offenbart eine erhebliche Differenz zwischen zahlenmäßiger und gelebter Teilhabe:
Nach wie vor bestehen aus Sicht der befragten Führungskräfte wesentliche Hemmnisse, die den Aufstieg von mehr Frauen in Führungspositionen erschweren:
"Die Bedarfsanalyse offenbart das noch immer bestehende Umsetzungsdefizit im öffentlichen Sektor. Hier sind jenseits von Geschlechterquoten und Zielgrößenpflichten weiterführende Maßnahmen notwendig, damit die gleichberechtigte Teilhabe in der Führung wirklich gelingt. Es wird deutlich, dass männlich dominierte Strukturen in der Unternehmensführung nicht alleine dadurch verändert werden, dass zahlenmäßig mehr Frauen in Aufsichtsräte und das Management berufen werden", erklärt die Präsidentin von FidAR, Prof. Dr. Anja Seng. Die befragten Führungskräfte haben eine klare Vorstellung davon, welche Maßnahmen notwendig sind, um die Chancengleichheit im Unternehmen zu fördern. Wobei viele dieser Maßnahmen von den Arbeitgebern angeboten, aber nicht immer auch genutzt werden:
"Das Angebot an Maßnahmen zur Förderung von Frauen ist deutlich gewachsen - wird aber nicht immer in Anspruch genommen. Positiv zu vermerken ist, dass die Unternehmen gezielt nachsteuern; doch könnten hierbei die Bedarfe noch besser berücksichtigt werden. Auffällig ist, dass Coaching und Mentoring stark nachgefragt, jedoch wenig angeboten werden. Dabei ist allerdings auch zu berücksichtigen, dass die besten Angebote und Maßnahmen wenig bringen, wenn männlich dominierte Strukturen und intransparente Besetzungsstrategien den Karriereweg von Frauen weiterhin blockieren", betont Monika Schulz-Strelow, Gründungspräsidentin von FidAR, die die Studie geleitet hat. Auf der Grundlage der Befragung hat FidAR unter anderem folgende konkrete Empfehlungen und Praxistipps für die Bundes- und Landesbeteiligungen zur Verbesserung der Chancengerechtigkeit und die Erhöhung der gleichberechtigten Teilhabe in Führungspositionen erarbeitet:
"Der Weg zu einer gelebten gleichberechtigten Unternehmenskultur ist für viele Bundes- und Landesbeteiligungen noch weit. Wenn man die weiblichen Führungskräfte befragt, wird deutlich, dass viel guter Wille vorhanden ist, der an zwei Knackpunkten scheitert: Etablierten, weiterhin männlich dominierten Führungsstrukturen, und der bisweilen nicht ausreichenden Umsetzung von Maßnahmen zur Förderung von Frauen in der Praxis. Hierfür zeigen wir Schritte auf, die in der Praxis zu einer wirklich gelebten Teilhabe führen. Von zentraler Bedeutung ist die grundsätzliche Haltung der Unternehmen, das Potenzial von Frauen als Chance fürs Unternehmen zu nutzen", so Prof. Dr. Michèle Morner, Leiterin des Wissenschaftlichen Instituts für Unternehmensführung und Corporate Governance, die die Befragung und Studie für FidAR durchgeführt hat. Der Praxisleitfaden wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Er kann unter www.bedarfsanalyse.wob-index.de eingesehen werden. Die aktuelle Studie zum Public WoB-Index aus dem Vorjahr finden Sie unter www.public-wob-index.de. Ihre Ansprechpartnerinnen Prof. Dr. Anja Seng, Präsidentin FidAR - Frauen in die Aufsichtsräte e. V., Berlin Monika Schulz-Strelow, Gründungspräsidentin FidAR - Frauen in die Aufsichtsräte e. V., Berlin Prof. Dr. Michèle Morner, Wissenschaftliches Institut für Unternehmensführung und Corporate Governance [wifucg], Deimern Pressekontakt Matthias Struwe | Eye Communications | Agentur für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Über FidAR: FidAR - Frauen in die Aufsichtsräte e. V. ist eine überparteiliche und überregionale Initiative, die 2006 von Frauen in Führungspositionen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ins Leben gerufen wurde. FidAR strebt eine nachhaltige Erhöhung des Frauenanteils in den Aufsichtsräten deutscher Unternehmen und die Verbesserung der Unternehmenskontrolle und -kultur an. Ziel der Initiative, getragen von über 1.300 Frauen und Männern, ist die paritätische Besetzung aller Führungspositionen in der deutschen Wirtschaft. FidAR verfolgt diese Ziele im engen Austausch mit Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und in Kooperation mit den relevanten Wirtschafts- und Frauenverbänden. Mehr Informationen zu FidAR im Internet unter www.fidar.de. Veröffentlichung einer Mitteilung, übermittelt durch EQS Group AG. |