DJ MÄRKTE EUROPA/Sehr fest dank Zentralbanken und US-Daten
FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen haben am Donnerstag sehr fest geschlossen. Der DAX gewann 1,7 Prozent auf 16.406 Punkte und schloss damit nur knapp unter dem Allzeithoch von 16.427. Der Euro-Stoxx-50 rückte um 2,3 Prozent auf 4.447 vor - bei 4.449 wurde ein neues Jahreshoch markiert. Nach der US-Notenbank am Vorabend erhöhte nun auch die EZB wie erwartet die Leitzinsen um 25 Basispunkte und unterstrich, dass zukünftige Zinsentscheidungen datenabhängig sein würden. Mit Blick auf die Anleihekäufe der EZB, hieß es, dass die Reinvestitionen unter dem PEPP-Programm bis mindestens Ende 2024 fortgesetzt würden. Die EZB merkte allerdings an, dass bei den Reinvestitionen ein flexibles Vorgehen möglich sei. Von einer Tempoerhöhung bei der quantitativen Straffung war keine Rede.
Stützend wirkten auch freundliche US-Daten. Mit plus 2,4 Prozent wuchs die US-Wirtschaft im zweiten Quartal viel stärker als die erwarteten 2 Prozent. Auch der Auftragseingang langlebiger US-Wirtschaftsgüter fiel viel besser als erwartet aus. Zugleich blieben die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe unter den Erwartungen. Die Daten unterstrichen das Bild einer soliden Verfassung der US-Wirtschaft, was für weitere US-Zinserhöhungen spricht. Das passte zu den Aussagen von Fed-Präsident Jerome Powell vom Vorabend: die US-Notenbank prognostiziere keine Rezession mehr, was an der Börse sehr positiv aufgenommen wurde. Der Euro wertete in der Folge kräftig gegen den Dollar ab und fiel unter die Marke von 1,10 US-Dollar.
Bankentitel reagieren empfindlich auf EZB-Entscheidung
Empfindlich reagierten Bankentitel auf die Entscheidung der EZB, dass künftig keine Zinsen mehr auf bei der EZB gelagerten Mindestreserven gezahlt werden sollen. "Die neue Regel bedeutet automatisch weniger Einnahmen für die Banken, da sie das als Mindestreserve hinterlegte Geld nicht gleichzeitig anderweitig anlegen können. Es liegt nun unverzinst bei der Zentralbank. Das soll dem Markt weitere Liquidität entziehen und die Wirksamkeit der geldpolitischen Straffung unterstützen", hieß es bei CMC. Deutsche Bank fielen 3,3 Prozent und Commerzbank 1,1 Prozent.
Für den Sektor der europäischen Technologiewerte ging es um 4,3 Prozent nach oben. Positiv wirkte hier die Einschätzung von Samsung, dass wohl das Schlimmste für den globalen Markt der Speicherchips überstanden sei. In Europa legten die Aktien von Aixtron (+13,2%) und Sopra Steria (+11,9%) zweistellig zu, nachdem die Unternehmen die Ausblicke nach oben genommen hatten. Auch STMicroelectronics legten nach Zahlenausweis zu - um 9 Prozent. Hier hieß es von der Citi, die Margen zeigten sich widerstandsfähig und die erwartete Schwäche der Unterhaltungselektronik sei durch die Nachfrage aus dem Auto- und Industrie-Bereich sogar überkompensiert worden. Infineon gewannen 5,6 Prozent.
Mit einem kräftigen Kurssprung von 10,3 Prozent ragten auch die Aktien von Universal Music Group hervor. Das Musik- und Medienunternehmen hatte deutlich besser als gedacht ausgefallene Halbjahreszahlen vorgelegt. Der Markt dürfte darauf nicht vorbereitet gewesen sein, denn Analysten wie die der Citigroup kommentierten, sie hätten sich auf ein ereignisloses Quartal eingestellt. Stattdessen seien die Erwartungen in fast allen Bereichen übertroffen worden. Stark gewachsen sei vor allem der Streaming-Bereich mit plus 13 Prozent, während Erwartungen nur auf rund 8,5 bis 10 Prozent gelautet hatten.
Aus dem Automobilsektor legten Mercedes-Benz, VW und Renault (+2%) Geschäftszahlen vor. Mercedes-Benz (+4%) erhöhte dank eines guten zweiten Quartals die Jahresprognose leicht. RBC-Analyst Tom Narayan wertete dies positiv. Er hob die Margenstärke hervor, die bei Cars mit 13,5 über dem Konsens von 13,2 Prozent gelegen habe und bei Vans sogar mit 15,5 deutlich über dem Konsens von 14,6 Prozent.
Mit Verlusten von 2,1 Prozent reagierten dagegen VW auf die Geschäftszahlen. Die Verkäufe dieses Jahr sollen zwischen 9 und 9,5 Millionen Fahrzeugen liegen - bisher wurden rund 9,5 Millionen erwartet. Das kam an der Börse nicht gut an. Bei Bernstein hieß es, die Zweitquartalsergebnisse machten deutlich, in welch schwieriger Lage sich das Management befinde. Die bisherige Strategie sei gescheitert und wiederholte Verzögerungen hätten zu erheblichen Rückschlägen bei der Wettbewerbspositionierung geführt - besonders gut sichtbar in China.
Nestle mit preisgetriebener Überraschung
Zufrieden mit den Geschäftszahlen von Nestle (+2,6%) äußerten sich Händler, die Erwartungen seien leicht überboten worden, vor allem beim Umsatz. Schaue man jedoch tiefer in die Bilanz, zeige sich, dass der Umsatz wie auch schon zuvor bei Unilever nur noch von höheren Margen getrieben werde. Das Volumen ging hingegen leicht zurück. Die Analysten von Jefferies unterstrichen daher, es habe sich um eine preisgetriebene Überraschung gehandelt.
Heidelberg Materials (+5,1%) hat im zweiten Quartal trotz rückläufiger Absatzmengen einen deutlich höheren operativen Gewinn eingefahren als im Vorjahr. Der Baustoffkonzern profitierte von starken Preiserhöhungen bei einer gleichzeitigen Entspannung der Energiekosten. Die Prognose für das Gesamtjahr erhöhte der DAX-Konzern.
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn* Euro-Stoxx-50 4.447,44 +101,29 +2,3% +17,2% Stoxx-50 4.038,54 +64,99 +1,6% +10,6% Stoxx-600 471,74 +6,28 +1,3% +11,0% XETRA-DAX 16.406,03 +274,57 +1,7% +17,8% FTSE-100 London 7.692,76 +15,87 +0,2% +3,0% CAC-40 Paris 7.465,24 +150,17 +2,1% +15,3% AEX Amsterdam 792,06 +16,60 +2,1% +15,0% ATHEX-20 Athen 3.262,77 +1,08 +0,0% +44,9% BEL-20 Brüssel 3.802,65 +11,07 +0,3% +2,7% BUX Budapest 53.235,03 -316,24 -0,6% +21,6% OMXH-25 Helsinki 4.384,29 -53,38 -1,2% -8,0% ISE NAT. 30 Istanbul 7.484,33 +148,04 +2,0% +25,9% OMXC-20 Kopenhagen 2.014,11 +9,22 +0,5% +9,7% PSI 20 Lissabon 6.273,94 -85,40 -1,4% +8,1% IBEX-35 Madrid 9.694,70 +94,20 +1,0% +17,8% FTSE-MIB Mailand 29.597,81 +617,36 +2,1% +22,2% OBX Oslo 1.139,70 +6,92 +0,6% +4,6% PX Prag 1.348,42 +7,51 +0,6% +12,2% OMXS-30 Stockholm 2.254,15 +18,92 +0,8% +10,3% WIG-20 Warschau 2.189,58 +25,67 +1,2% +22,2% ATX Wien 3.225,37 +9,54 +0,3% +4,1% SMI Zürich 11.373,21 +189,66 +1,7% +6,0% *bezogen auf Schlusskurs vom Vortag Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite 2,47 -0,01 -0,10 US-Zehnjahresrendite 3,95 +0,09 +0,07 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:29 Uhr Mi, 17:34 Uhr % YTD EUR/USD 1,0995 -0,8% 1,1091 1,1074 +2,7% EUR/JPY 155,11 -0,2% 155,47 155,47 +10,5% EUR/CHF 0,9549 +0,1% 0,9545 0,9552 -3,5% EUR/GBP 0,8553 -0,1% 0,8563 0,8567 -3,4% USD/JPY 141,07 +0,6% 140,20 140,39 +7,6% GBP/USD 1,2855 -0,7% 1,2945 1,2927 +6,3% USD/CNH (Offshore) 7,1663 +0,2% 7,1381 7,1487 +3,4% Bitcoin BTC/USD 29.285,93 -0,6% 29.459,95 29.320,34 +76,4% ROHÖL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 80,08 78,78 +1,7% +1,30 +1,6% Brent/ICE 83,98 82,92 +1,3% +1,06 +1,0% GAS VT-Settlem. +/- EUR Dutch TTF 28,45 29,28 -2,8% -0,82 -64,3% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.945,79 1.972,11 -1,3% -26,32 +6,7% Silber (Spot) 24,21 24,93 -2,9% -0,72 +1,0% Platin (Spot) 939,15 966,00 -2,8% -26,85 -12,1% Kupfer-Future 3,86 3,89 -0,8% -0,03 +2,0% YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags ===
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July 27, 2023 12:18 ET (16:18 GMT)
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