DJ MÄRKTE EUROPA/Marktzinsen fallen auf Grund einer drohenden Rezession
FRANKFURT (Dow Jones)--Während an den Börsen das Treffen der Notenbanker in Jackson Hole lange als Höhepunkt der Woche gehandelt wurde, lieferten am Mittwoch bereits die Einkaufsmanager-Indizes eine große Überraschung. Dass diese schwach ausfallen würden, war im Vorfeld erwartet worden - doch wurden die Erwartungen dann nochmals verfehlt. Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor, das verlässlichste Konjunkturbarometer für den Euroraum, ist im August zum vierten Mal in Folge gesunken. Mit 48,3 Punkten liegt er nun auf einem Niveau, bei dem in der Vergangenheit die Wirtschaft in der Regel schrumpfte.
Die Daten sprechen für die Volkswirte der Commerzbank gegen eine weitere Leitzinsanhebung der Europäischen Zentralbank (EZB). Der Kollaps der Einkaufsmanagerindizes schürt Zinsspekulationen, am Anleihemarkt sanken die Renditen deutlich. Die Zehnjahresrendite fiel um 13 Basispunkte auf 2,52 Prozent.
Die Aktienmärkte gaben die im Verlauf gesehenen Gewinne größtenteils wieder ab. Der DAX schloss 0,1 Prozent höher bei 15.728 Punkten, für den Euro-Stoxx-50 ging es ebenfalls um 0,1 Prozent auf 4.267 Punkte nach oben. Hier stellte der Sektor-Index der Öl- und Gaswerten mit minus 1,1 Prozent den Tagesverlierer.
Aufgabe für Europäischen Zentralbank nicht einfacher
Volkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank sagte zum Einbruch des deutschen Service-PMI, dass nun jede Hoffnung verflogen sei, der Sektor könne die deutsche Wirtschaft retten. Er schließe sich stattdessen der Rezession der Industrie an. Und Thomas Gitzel von der VP Bank betonte mit Blick auf die Eurozone: "Klarer könnten die Rezessionssignale nicht sein".
Für die Volkswirte der HSBC befindet sich die EZB vor ihrer Sitzung am 14. September in einer Zwickmühle. Die sehr robuste Kerninflation und der Lohndruck schienen eine weitere Straffung zu erfordern, doch die wesentlich schwächeren Konjunkturdaten ließen das Gegenteil vermuten. Die Erwartung auf eine Anhebung der Leitzinsen um 25 Basispunkte sei aktuell auf eine Wahrscheinlichkeit von nur noch 35 Prozent gesunken.
Die Anleger warten nun umso gespannter auf den Beginn des Notenbankertreffens in Jackson Hole. "An der Börse erhoffen sich viele weitere Hinweise auf den geldpolitischen Kurs der Fed in den kommenden Monaten. Anleger sollten allerdings nicht zu viel Konkretes erwarten", hieß es bei QC Partners.
Zinssensitive Sektoren profitieren
Hoffnungen auf ein Ende der Zinserhöhungen durch die EZB trieben Aktien aus zinssensitiven Sektoren. Gesucht waren vor allem Versorgertitel, ihr Subindex schloss 1,1 Prozent im Plus und die Immobilienwerte gewannen 2,1 Prozent.
Positive Daten einer klinischen Studie zu einer Medikamentenkombination von Roche (+3,9%) gegen Lungenkrebs beflügelten die Aktie des Schweizer Pharmakonzerns. Roche ist damit auf dem besten Weg, eine Behandlung von Lungenkrebs mit signifikantem Vorteil anbieten zu können, merkten die Citi-Analysten an.
Unter Druck standen Aktien aus der Sportartikel-Branche. Hier hatte am Vortag der US-Sportartikelhändler Dick's Sporting Goods den Ausblick gesenkt, nun folgte auch Foot Locker. Der auch in Deutschland vertretene Konzern hat beim Umsatz die Erwartungen im zweiten Quartal verfehlt, den Ausblick auf das Gesamtjahr gesenkt und lässt die Dividende ausfallen. Die Aktien der in Deutschland beheimateten Sportartikelhersteller Adidas und Puma fielen im Sog um 3,3 bzw. 3,7 Prozent.
Im Blick standen zudem die Technologieaktien. Mit Spannung warten Marktteilnehmer auf die Geschäftszahlen von Nvidia am Abend. Die Aktie gilt als eine Art Vorzeigekind für die KI-Branche. Sollte es bei Nvidia Anzeichen geben, dass sich der KI-Hype nicht in deutlich steigenden Gewinnen niederschlägt, könnte der bisherige Kurstreiber für die Branche in sich zusammenfallen, sagten Händler.
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung . stand absolut in % seit . Jahresbeginn* Euro-Stoxx-50 4.266,67 +6,30 +0,1% +12,5% Stoxx-50 3.943,76 +21,26 +0,5% +8,0% Stoxx-600 453,45 +1,75 +0,4% +6,7% XETRA-DAX 15.728,41 +22,79 +0,1% +13,0% FTSE-100 London 7.320,53 +49,77 +0,7% -2,4% CAC-40 Paris 7.246,62 +5,74 +0,1% +11,9% AEX Amsterdam 740,73 +2,52 +0,3% +7,5% ATHEX-20 Athen 3.146,04 -19,28 -0,6% +39,7% BEL-20 Bruessel 3.622,93 -1,77 -0,0% -2,1% BUX Budapest 56.926,62 -154,56 -0,3% +30,0% OMXH-25 Helsinki 4.252,44 +11,89 +0,3% -12,1% ISE NAT. 30 Istanbul 8.095,34 -218,98 -2,6% +36,2% OMXC-20 Kopenhagen 2.184,27 +35,48 +1,7% +19,0% PSI 20 Lissabon 6.015,32 +4,92 +0,1% +5,1% IBEX-35 Madrid 9.315,60 +1,60 +0,0% +13,2% FTSE-MIB Mailand 28.233,80 +68,81 +0,2% +18,1% OBX Oslo 1.134,06 -8,45 -0,7% +4,0% PX Prag 1.345,20 -12,35 -0,9% +11,9% OMXS-30 Stockholm 2.154,70 +1,06 +0,0% +5,5% WIG-20 Warschau 2.012,34 +2,75 +0,1% +12,3% ATX Wien 3.098,59 -39,92 -1,3% +1,6% SMI Zuerich 10.978,56 +102,88 +0,9% +2,3% *bezogen auf Schlusskurs vom Vortag DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:22 Di, 17:30 % YTD EUR/USD 1,0862 +0,1% 1,0853 1,0849 +1,5% EUR/JPY 157,11 -0,7% 158,06 158,19 +11,9% EUR/CHF 0,9540 -0,1% 0,9549 0,9545 -3,6% EUR/GBP 0,8544 +0,3% 0,8515 0,8521 -3,5% USD/JPY 144,64 -0,8% 145,63 145,80 +10,3% GBP/USD 1,2713 -0,1% 1,2746 1,2732 +5,1% USD/CNH (Offshore) 7,2872 -0,3% 7,2942 7,3058 +5,2% Bitcoin BTC/USD 26.150,07 +1,9% 26.064,99 25.998,12 +57,5% ROHÖL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 79,00 79,64 -0,8% -0,64 +0,9% Brent/ICE 83,26 84,03 -0,9% -0,77 +0,7% GAS VT-Settlem. +/- EUR Dutch TTF 36,80 42,91 -14,2% -6,11 -47,2% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.917,40 1.897,36 +1,1% +20,04 +5,1% Silber (Spot) 24,27 23,43 +3,6% +0,85 +1,3% Platin (Spot) 935,18 923,50 +1,3% +11,68 -12,4% Kupfer-Future 3,81 3,76 +1,3% +0,05 -0,3% YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags ===
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August 23, 2023 12:04 ET (16:04 GMT)
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