DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Ifo-Index sinkt im September minimal - Erwartungen steigen
Das Geschäftsklima in Deutschland hat sich im September weniger als erwartet eingetrübt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank auf 85,7 (August revidiert: 85,8) Punkte. Es war der fünfte Rückgang in Folge. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten einen Rückgang auf 85,0 prognostiziert. Für August waren vorläufig 85,7 Punkte genannt worden. Der Index der Lagebeurteilung verringerte sich auf 88,7 (August: 89,0) Punkte. Der Index der Geschäftserwartungen erhöhte sich auf 82,9 (revidiert: 82,7) Punkte. "Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle", kommentierten die Konjunkturforscher das Ergebnis.
Commerzbank: Ifo-Stagnation bedeutet keine Entwarnung
Die Quasi-Stagnation des Ifo-Geschäftsklimaindex im September bedeutet nach Aussage von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer noch keine Entwarnung für die deutsche Wirtschaft. "Nach den vorherigen vier ausgeprägten Rückgängen in Folge weist der Trend beim Ifo-Index weiter klar nach unten", schreibt Krämer in einem Kommentar. Für eine Rezession sprächen auch die massiven Leitzinserhöhungen im Euroraum und vielen anderen Ländern. "Eine weitere Belastung ist die hohe Verunsicherung der Unternehmen über die Wirtschaftspolitik der Regierung."
KfW: Deutsche Konjunktur besser als Ifo-Index
Die Aussichten für die deutsche Konjunktur sind nach Aussage von KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib besser als die Quasi-Stagnation des Ifo-Geschäftsklimaindex im September dies nahelegt. "Merklich steigende Löhne, eine wohl in etwa stabile Beschäftigung und die inzwischen rückläufige Inflationsrate dürften dem Konsum in absehbarer Zeit neue Impulse geben", schreibt sie in einem Kommentar. Außerdem könnte im Laufe von 2024 eine globale geldpolitische Lockerung beginnen, von der Deutschland als Produzent von Investitionsgütern profitieren könne.
Union Investment: Ifo verheißt nichts Gutes für 3Q/4Q
Der abermalige Rückgang des Ifo-Geschäftsklimaindex im September verheißt aus Sicht von Jörg Zeuner, Chefvolkswirt von Union Investment, nichts Gutes für die Wirtschaftsentwicklung im dritten und vierten Quartal. "Unserer Ansicht nach wird die Wirtschaftsleistung in Deutschland bis zum Jahresende weiter schrumpfen", schreibt Zeuner in einem Kommentar. Für das dritte Quartal erwartet er einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,3 Prozent und für das vierte Quartal ein Minus von 0,1 Prozent.
SocGen: Euroraum-Inflation sinkt auf 4,5 Prozent
Die Analysten von Societe Generale erwarten, dass der Inflationsdruck im Euroraum im September deutlich zurückgegangen ist. "Wir rechnen damit, dass die Gesamtinflation um 0,7 Prozentpunkte auf 4,5 Prozent gesunken ist, was vor allem an Basiseffekten bei den Energiepreisen gelegen haben dürfte", schreiben sie in ihrem Ausblick. Für die Kerninflation wird ein Rückgang um 0,5 Prozentpunkte auf 4,7 Prozent mit leichten Risiko in Richtung 4,8 Prozent prognostiziert. "Der meiste Abwärtsdruck dürfte aus Deutschland kommen, wo die Inflationsrate um 2,1 Prozentpunkte auf 4,2 Prozent fallen dürfte."
Hauptverband fordert mehr Investitionen im Baugewerbe
Kurz vor dem Baukrisengipfel im Kanzleramt hat der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, mehr Investitionen im Baugewerbe verlangt. Es müsse bundesweit etwas geschehen, um den dringend benötigten Wohnraum bieten zu können. "Wir brauchen Liquidität im Markt, die ist vielen Projektentwicklern in den letzten Monaten ausgegangen. Hier braucht es einen konjunkturellen Impuls und den erhoffen wir uns vom heutigen Tag", sagte Müller dem Nachrichtensender Phoenix. Zugleich äußerte er sich laut dem Sender positiv in Richtung Bundesregierung und lobte die bereits bewilligten Förderungen und Beschleunigungsmaßnahmen.
Hebestreit: Halten an Ziel von 400.000 neuen Wohnungen jährlich fest
Die Bundesregierung hält an dem Ziel fest, dass Deutschland jährlich 400.000 neue Wohnungen bauen sollte, auch wenn sich das Ziel in diesem Jahr nicht realisieren lasse. Das erklärte Regierungssprecher Steffen Hebestreit vor dem Wohnungsgipfel am heutigen Montag mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Vertreter der Branche. Als Gründe für den geringen Wohnungsbau nannte Hebestreit die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, die hohe Inflation und die gestiegenen Zinsen.
Scholz: Ziele für Beimischquote bei Luftfahrt-Kraftstoff herausfordernd
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat auf einer Konferenz eingeräumt, dass die Beimischquoten der Europäischen Union für nachhaltige oder synthetische Kraftstoffe für die europäische Luftfahrtindustrie herausfordernd seien. Gleichzeitig versprach er aber, dass man den europäischen Sektor vor Wettbewerbsnachteil schützen werde. Zuvor hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr auf der 3. Nationalen Luftfahrtkonferenz in Hamburg beklagt, dass die EU-Beimischquote die europäischen Unternehmen benachteiligten.
Regierung will Deutschland als Vorreiter bei CO2-neutralem Fliegen
Bei der 3. Nationalen Luftverkehrskonferenz am Flughafen Hamburg haben Spitzenvertreter aus Politik und Wirtschaft gefordert, das Klima zu schützen, aber auch die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Luftverkehrs und der deutschen Luftfahrtindustrie zu stärken. Das erklärten Bundesverkehrs- und Bundeswirtschaftsministerium in einer Mitteilung. Bei der Tagung gehe es darum, "wie Deutschland den Wandel zum klimaverträglichen Fliegen gestalten kann". In einer Erklärung bekennen sich demnach Politik, Luftverkehrswirtschaft, Luftfahrtindustrie und Gewerkschaften zu dem Ziel, das Fliegen in Deutschland emissionsfrei zu machen.
Habeck für Verschiebung von strengerem Energiestandard für Neubauten
Bundesklimaminister Robert Habeck (Grüne) stellt sich hinter die Pläne von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD), den strengeren E40 Energiestandard für Neubauten nicht mehr in dieser Legislaturperiode 2025 einzuführen. Vor dem Wohnungsbaugipfel im Kanzleramt sagte Habeck, mit dem Heizungsgesetz werde bereits sicherstellt, dass Neubauten ab 2024 klimafreundlich heizen müssten. Angesichts der hohen Inflation und Zinsen sowie des knappen Wohnraums sei es notwendig, mehr Impulse für bezahlbares Wohnen zu setzen.
Geywitz: Bau mit höherer Förderung und niedrigeren Energiestandards stärken
Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hat vor dem Wohnungsgipfel im Kanzleramt geringere Energiestandards und höhere Förderungen vorgeschlagen, um damit gegen den Wohnungsmangel und die Krise auf dem Bausektor vorzugehen. Geywitz sagte im ARD-Morgenmagazin, dass man wieder mehr "low-tech" bauen müsse. Ein breites milliardenschweres Zinssubventionsprogramm lehnte sie hingegen ab. Experten schätzen, dass in Deutschland rund 700.000 Wohnungen fehlen.
Lindner: Trendwende durch Reformen noch nicht erreicht
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat nach der Quasi-Stagnation des Ifo-Geschäftsklimaindex im September eine schnelle Umsetzung von der Regierung auf den Weg gebrachter Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaft gefordert. "Eine Trendwende ist noch nicht erreicht", erklärte Lindner über den Kurznachrichtendienst "X", vormals Twitter. "Unsere Initiativen, um die Wachstumskräfte unserer Wirtschaft nachhaltig zu stärken, Betriebe zu entlasten und von überbordender Bürokratie zu befreien, müssen jetzt schnell in die Umsetzung kommen", verlangte der Finanzminister.
Dombrovskis: Pekings Gesetze gefährden Geschäftsbeziehungen
Der für Außenhandel zuständige Vizepräsident der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, hat bei einem Besuch in China vor den Folgen eines zunehmend "politisierten" Umfelds für die Geschäftsbeziehungen gewarnt. Für europäische Unternehmen seien ein neues Gesetz zu den Außenbeziehungen und eine Aktualisierung der strengen chinesischen Vorschriften zur Bekämpfung von Spionage "sehr besorgniserregend", sagte Dombrovskis bei einer Rede an der Tsinghua-Universität in Peking. "Ihre Zweideutigkeit lässt zu viel Spielraum für Interpretationen."
Ueda: Bank of Japan will für nachhaltige Inflation sorgen
Der Gouverneur der Bank of Japan (BoJ), Kazuo Ueda, hat erklärt, dass er einige positive Anzeichen für eine nachhaltige Inflation gesehen habe, er aber noch nicht bereit sei, die geldpolitische Lockerung zurückzunehmen. "Japans Wirtschaft ist in eine kritische Phase eingetreten, wenn es darum geht, einen positiven Kreislauf zwischen Löhnen und Preisen zu erreichen, und in dieser Phase ist es wichtig, die Knospen des Wandels in der Wirtschaft sorgfältig zu pflegen", sagte Ueda vor Managern in Osaka.
DJG/DJN/AFP/apo
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September 25, 2023 07:30 ET (11:30 GMT)
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