Die Quartalsberichte von RTX und GE lassen MTU an die DAX-Spitze schießen. Bei GE brummt das Geschäft mit Triebwerken und RTX äußerte sich zu den mangelhaften Triebwerke von Pratt & Whitney. 2 zu 0 für MTU!
Die Analysten singen schon seit Wochen ein Loblied auf die Aktie von MTU. Bislang ist daraus aber noch kein Ohrwurm bei den Anlegern geworden. Nach den Zahlen von General Electric (GE) und RTX könnte sich das allerdings ändern. Kaum waren die Quartalsberichte draussen, da stand die Aktie von MTU schon auf Platz 1 im DAX.
Sowohl GE als auch RTX hatten gute Nachrichten für den Münchner Triebwerksbauer im Gepäck. Fangen wir mal mit GE an: Der amerikanische Mischkonzern will sich in Zukunft noch stärker auf die Flugzeugbranche konzentrieren - und das aus gutem Grund. Die Geschäfte mit Triebwerken und Ersatzteilen boomen. In einem Joint-Venture mit Safran liefern die Amerikaner die Triebwerke für die Boeing 737 MAX und den Airbus A320.
Da neue Maschinen zurzeit rar sind, müssen die alten Flieger länger in der Luft bleiben und das beschert GE glänzende Geschäfte. So glänzend, dass Vorstandsvorsitzender Larry Culp heute die Prognose für das laufende Jahr angehoben hat. Er rechnet jetzt mit einem Gewinn je Aktie von 2,55 bis 2,65 US-Dollar. Zuvor lag die Spanne bei 2,10 bis 2,30 US-Dollar.
Im dritten Quartal steigerte GE die Erlöse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 20 Prozent auf 17,3 Milliarden Dollar. Unterm Strich vervierfachte sich der Gewinn von 360 Million US-Dollar auf 1,62 Milliarden US-Dollar.
Dass der Gewinn so in die Höhe geschossen ist, liegt auch daran, dass die Sparte für Erneuerbare Energien, GE Vernova, ihre Verluste deutlich eindämmen konnte. Nach fast einer Milliarde US-Dollar vor einem Jahr belief sich das Minus jetzt nur noch auf 317 Millionen US-Dollar.
Mit einer Marktkapitalisierung von rund 124 Milliarden US-Dollar und einem geschätzten KGV von 13,7 ist die GE-Aktie nicht zu teuer bewertet. Zwar hat Larry Culp bei der Entwicklung im vierten Quartal leicht auf die Bremse gedrückt, aber das schadet der Aktie heute nicht und auch nicht in Zukunft. Anleger sollten dem steilen Kursanstieg aber nicht hinterherrennen. Beruhigt sich die Lage wieder etwas und kommt das Papier Richtung 110 US-Dollar zurück, dann dürften langfristig orientierte Anleger eine gute Einstiegschance finden.
RTX hat zwar auch gute Zahlen präsentiert und gleichzeitig ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 10 Milliarden US-Dollar angekündigt, aber es waren andere Aussagen, die der MTU-Aktie Flügel verleihen. Der amerikanische Konzern äußerte sich zu den Triebwerksproblemen bei seiner Tochter Pratt & Whitney. MTU ist Konsortiumspartner mit der RTX-Tochter und liefert Triebwerksteile.
RTX erklärte, dass es bezüglich der mangelhaften Triebwerke von Pratt & Whitney "signifikante Fortschritte" gebe und der finanzielle Schaden nicht mehr ansteigen würde. Das dürfte die Anleger wohl endgültig überzeugt haben, dass bei MTU keine böse Überraschung mehr schlummert. Der DAX-Konzern hatte nach dem Skandal bei den Triebwerken seine Jahresprognose nicht gekürzt und einige Anleger hatten wohl die Befürchtung, dass ein solcher Schritt noch kommen könnte. Jetzt dürfte dieses Problem allerdings aus der Welt sein.
Was RTX angeht: Trotz des heutigen Anstieges liegt die Aktie auf Jahressicht immer noch rund 20 Prozent im Minus. Da jetzt das Problem mit der Tochter finanziell abgearbeitet ist und ein Aktienrückkaufprogramm die Aktie nach unten etwas absichert, können mutige Anleger ein Tänzchen mit dem Papier wagen. Mit einer Markkapitalisierung von 113 Milliarden US-Dollar und einem geschätzten KGV von 20 ist die Aktie zwar kein absolutes Schnäppchen mehr, aber hat durchaus Nachholpotenzial.
Und jetzt zu MTU: Sowohl das brummende Geschäft von GE, als auch die Aussagen von RTX zu den Triebwerksproblemen sprechen für die Aktie des DAX-Konzerns. Eine Prognosesenkung dürfte vom Tisch sein. Seit Jahresanfang kommt die Aktie auf ein Minus von etwa 12 Prozent. Allerdings hat der Kurs in den vergangenen 5 Handelstagen auch schon wieder um rund 10 Prozent zugelegt. Anleger sollten jetzt ruhig auf die ganzen positiven Analysten-Kommentare der vergangenen Wochen hören. Das MTU-Papier dürfte das Jahr sicherlich nicht mit einer negativen Performance beenden.
Markus Weingran, Aktien-Experte wallstreetONLINE Börsenlounge