Die Lage im Nahen Osten bleibt ein Pulverfass, die Berichtssaison läuft bislang schleppend und jetzt sind die großen US-Techkonzerne an der Reihe. Patzen Alphabet, Microsoft, Meta und Amazon, dann Nacht Mattes!
In der kommenden Woche könnten die Weichen schon Richtung Rallye oder Absturz gestellt werden. Mit Alphabet, Microsoft, Meta und Amazon werden gleich vier US-Schwergewichte ihre Quartalszahlen präsentieren. Sollte das US-Quartett ähnlich patzen wie Tesla, dann könnten die Kurse weiter in den Keller fallen. Und der erste Patzer der kommenden Woche steht ja schon fest. Freitag nach Börsenschluss hat VW die Prognose gekürzt - sechs Tage vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen.
Die schwierige Situation im Nahen Osten lässt die Anleger eh schon vorsichtig agieren. Kommen in dieser Woche keine guten Nachrichten von den Unternehmen, dann dürfte die Risikobereitschaft der Anleger weiter fallen. Allein in der vergangenen Woche hat der DAX etwas mehr als 2,5 Prozent verloren. Und da hat von den großen Adressen eigentlich nur Tesla gepatzt - dafür aber richtig! Der Kurs des Musk-Konzerns ist um mehr als 13 Prozent eingebrochen. Ein Schicksal, das auch Alphabet, Amazon, Meta oder Microsoft droht?
Ganz so schlimm dürfte es nicht kommen. Alle vier US-Konzerne dürften weiterhin von der KI-Euphorie an den Märkten profitieren. Allerdings steht sie bei Alphabet und Meta nicht komplett im Vordergrund. Hier dürften die Anleger besonders auf das Geschäft mit den Werbeeinnahmen schauen. Zum einen, wie es bisher gelaufen ist und wie die Erwartungen an das Weihnachtsgeschäft sind. Ich gehe davon aus, dass Meta und Alphabet mit ihren Zahlen und Ausblick punkten können.
Microsoft zeigt immer mehr, dass der US-Konzern bei KI-Produkten eine führende Rolle einnehmen kann, was den Umsatz ankurbeln sollte. Zudem ist die Übernahme von Activision endlich abgeschlossen. Damit wird Microsoft endgültig zum Netflix der Gaming-Branche, was in der Zukunft weiter für klingelnde Kassen sorgen dürfte.
Sorgenkind bleibt für mich Amazon. Die Rabatte bei den Prime-Days werden immer größer und Erfolgsmeldungen bezüglich des Umsatzes an den Sonderverkaufstagen werden immer seltener. Das Geld sitzt bei den Kunden nicht mehr so locker und Amazon muss sich kräftig strecken, um auf Kurs zu bleiben. Im vierten Quartal warten dann noch der "Black-Friday" und der "Cyber-Monday" auf den Internetriesen, aber mittlerweile sind das keine exklusiven Tage mehr für Amazon, sondern zwei Tage an denen eine Rabattschlacht im vollen Gange ist und die Kunden mit Angeboten überschwemmt werden.Bleibt die Cloud. Hier muss Amazon mit seiner Sparte AWS punkten, sonst könnte die Woche für Amazon ähnlich enden wie für Tesla.
Aber nicht nur an der Wall Street geht die Post ab. Auch die Dax-Konzerne legen in dieser Woche richtig los. Mittwoch öffnen die Deutsche Bank, Beiersdorf, Symrise und Porsche AG ihre Bücher. Hier dürften allerdings keine bösen Überraschungen lauern. Die Deutsche Bank wird wohl weiterhin von den hohen Zinsen profitieren, Porsche hat erst vor kurzem seinen Jahresausblick bestätigt und bei Beiersdorf rechne ich eher mit einer positiven Überraschung. Die Vorzeichen der US-Konkurrenz sind jedenfalls positiv.
Nur Symrise wackelt etwas bei meiner Einschätzung. Nachdem der größere Schweizer Konkurrent Givaudan mit seinen Umsatzzahlen für das dritte Quartal etwas geschwächelt hat, dürften die Zahlen des DAX-Mitglieds nur so gerade die Erwartungen treffen.
Donnerstag sind dann Mercedes und VW an der Reihe. Während ich mir um die Stuttgarter keine Sorgen mache, haben die Wolfsburger ja schon die Katze aus dem Sack gelassen und die Reißleine gezogen. Absicherungsgeschäfte sorgen für schlechte Zahlen bei VW. Mehr zu der Gewinnwarnung von VW findet Sie hier.
Für die Aktie dürfte die neue Woche nicht schön anfangen. Damit wird die Jahresperformance wohl noch schlechter. Damit steht der erste Patzer der Woche schon fest.
Zum Wochenausklang stehen dann noch die Zahlen von MTU und Covestro auf der Agenda. Damit liefert die Woche ein echtes Highlight zum Ausklang. Ob Covestro-Chef Markus Steilmann neben den Zahlen auch Neuigkeiten zu den Übernahme-Gerüchten im Gepäck hat? Solange die Fantasie aufrecht bleibt, dürften schwächelnde Zahlen nicht zur ganz großen Belastung werden.
Bei MTU stellt sich die große Frage, wie sehr der "Triebwerks-Skandal" auf Zahlen und Ausblick drückt. Sollte alles nicht ganz so schlimm sein, dann könnte das Papier der Münchener kräftig anziehen. Die Analysten raten schon seit Wochen zum Kauf der Aktie.
Unterbrochen wird die Zahlenflut in dieser Woche am Donnerstag noch von der Sitzung der EZB. Allerdings dürfte die keinen so großen Einfluss auf die Entwicklung der Märkte haben. Ich gehe davon aus, dass Christine Lagarde verkünden wird, dass die EZB die Zinsen auf dem aktuellen Niveau belässt.
Wichtigere Konjunkturdaten kommen Donnerstag aus den USA. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA und eine erste Schätzung des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal. Beide Zahlen haben das Potenzial, die Zinsängste der US-Anleger weiter in die Höhe zu treiben und die Märkte zu belasten. Die gute Nachricht dabei ist allerdings, dass Jerome Powell bis zur Sitzung des US-Notenbank am 1. November diesen Jahres keine öffentlichen Auftritte mehr hat. Zuletzt sind die Märkte immer gefallen, wenn sich der Chef der US-Notenbank zur aktuellen Lage geäußert hat.
Die Woche hat damit ordentliches Potenzial die Märkte zu befeuern oder weiter in den Keller zu drücken. Würden DAX & Co in dieser Woche auf der Stelle treten, dann wäre das schon ein guter Anfang. Trotzdem gehen ich davon aus, dass der deutsche Leitindex in dieser Woche noch einmal leicht nachgibt und erst danach seinen Boden findet.
In der wallstreetONLINE Börsenlounge werden wir die wichtigsten Zahlen und Termine wie gewohnt im Auge haben und Sie durch die schwierige Woche kompetent begleiten.
Montag 14 Uhr gibt es die nächste Ausgabe auf dem YouTube Kanal von wallstreetONLINE. Ich freue mich, wenn Sie reinschauen. Sie dürfen mir dann auch Fragen stellen im Chat.
Ich wünsche Ihnen einen ruhigen Wochenauftakt - bis Montag 14 Uhr.
Ihr Markus Weingran
Aktien-Experte wallstreetONLINE Börsenlounge