Mit Wasserstoff-Hubs im ganzen Land will Joe Biden die Dekarbonisierung der USA vorantreiben. Für den Plan stehen sieben Milliarden US-Dollar an Fördergeldern bereit. Macht Biden heute Plug Power & Co richtig glücklich?
Heute könnte ein guter Tag für Wasserstoff-Aktien werden. Einige Vertreter der Branche haben schon in dieser Woche ordentlich zugelegt. Jetzt könnte ausgerechnet Freitag der 13. dieser Entwicklung das Sahnehäubchen aufsetzten.
Der von Joe Biden durchgeboxte Inflation Reduce Act enthält das "Regional Clean Hydrogen Hubs Program". Dies sieht vor, dass an verschiedenen Standorten in den USA sogenannte Wasserstoff-Hubs entstehen sollen. Dafür hat die Biden-Regierung einen Fördertopf von sieben Milliarden US-Dollar bereitgestellt. Ziel ist es, im Jahr 2030 zehn Millionen Tonnen sauberen Wasserstoff zu produzieren und 2050 sollen es dann 50 Millionen Tonnen sein. Bislang weiß allerdings niemand, wer die Fördergelder bekommt.
Im Jahr 2022 haben 79 Bewerber ihr Interesse an den Fördergeldern beim amerikanischen Energieministerium bekundet. Anfang dieses Jahres wurden dann 33 Bewerber vom Department of Energy (kurz DOE) aufgefordert, ihre vollständigen Unterlagen einzureichen. Unter den Bewerbern sind nicht nur die üblichen Verdächtigen wie Plug Power oder Ballard Power, auch große Ölmultis wie Chevron sitzen bei Projekten mit im Boot. Insgesamt sollen sechs bis zehn Projekte, bei denen sich mitunter einige Bundesstaaten zusammengetan haben, gefördert werden.
Jetzt wird in verschiedenen Medien gemunkelt, dass US Präsident Joe Biden heute in Pennsylvania aufschlägt und sich dort die Pläne für den "Appalachian Regional Clean Hydrogen Hub" ( kurz ARCH2) anschaut. Der wird von den Bundesstaaten Pennsylvania, West Virginia, Ohio und Kentucky geplant. Die Nachrichtenagentur Bloomberg will von Insidern erfahren haben, dass Joe Biden bei diesem Treffen wohl die ganze Katze aus dem Sack lassen will. Das könnte einigen Wasserstoff-Spezialisten kräftig auf die Sprünge helfen.
Da Biden nach Pennsylvania reist, dürfte das Projekt wohl Fördergelder erhalten. Beteiligt an ARCH2 sind unter anderen Bloomenergy, Baker Hughes, Borg Warner und der italienische Wasserstoffspezialist Industrie de Nora. Der könnte eine solche Nachricht sicherlich sehr gut gebrauchen.
Plug Power liegt auch gut im Rennen
Für den "Northeast Regional Clean Hydrogen Hub" haben sich mit Connecticut, Massachusetts, Maine, New Jersey, New York, Rhode Island und Vermont gleich sieben US-Bundesstaaten zusammengeschlossen, um Wasserstoff im großen Stil zu produzieren. Bei diesem Projekt mischt auch Plug Power ganz weit vorne mit. Sollte Joe Biden Geld in diese Richtung verteilen, dann könnte Plug Power seinen guten Lauf weiter fortsetzen, obwohl der Wasserstoff-Spezialist in dieser Woche auch einen Grund zum schmunzeln geliefert hat.
Ballard Power dürfte ebenfalls aufgeregt sein
Im amerikanischen Bundesstaat Kalifornien ist die "Alliance for Renewble Clean Hydrogen Energy Systems" (kurz ARCHES) entstanden. Sie gilt auch als heißer Kandidat für eine Förderung durch das DOE. Neben den großen Adressen Air Liquide, Linde und Air Products ist hier auch Ballard Power mit am Start. Der nächste Kandidat, der einen Zuschlag für den eigenen Kurs dringend gebrauchen könnte.
Doppelte Power durch Cummins?
Das "tripple H" steht für den Heartland Hydrogen Hub. Den planen die vier Bundesstaaten North Dakota, Wisconsin, Minnesota und Montana. Sollte der amerikanische Präsident den Fördertopf in diese Richtung drehen, dann dürfte auch Cummins einen Teil vom Kuchen abbekommen. Der amerikanische Motorenbauer, der nicht nur Wasserstoffantriebe an den Start bringen möchte, produziert über seine Tochter Hydrogenics auch Elektrolyseure. Das könnte am Ende des Tages ein doppelter Vorteil für das Projekt und Cummins sein.
Nikola mischt auch mit
Sollten Illinois, Indiana, Kentucky, Michigan, Missouri und Wisconsin, die sich zur "Midwest Alliance for Clean Hydrogen" zusammengeschlossen haben, einen Zuschlag bekommen, dann dürfte sogar Nikola am Fördertopf der DOE hängen. Damit wären dann auch fast alle üblichen Verdächtigen versorgt und Nikola ist sicherlich in die Kategorie "dringend benötigt" einzuordnen.
Macht Joe Biden alle glücklich?
Durch den Angriff der Hamas auf Israel könnte Joe Biden seinen Besuch in Pennsylvania auch verschieben. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der amerikanische Präsident die Fördergelder zeitnah verteilen muss. Sie spielen für ihn bei der anstehenden Wahl im kommenden Jahr eine große Rolle. Durch die Projekte entstehen neue Arbeitsplätze und damit kann Biden sicherlich punkten und das hat er auch dringend nötig.
Jeder Anlegertyp wird fündig
Ich habe hier nicht alle Projekte vorgestellt. Von den 33 Teilnehmern, die in die Endrunde gekommen sind, sollen sechs bis zehn Kandidaten am Ende auf die Fördergelder zugreifen. Letztendlich ist die Masse an Konzernen, die mit von der Partie sind, so groß, dass viele Anleger schon jetzt einen der Teilnehmer im Depot haben.
Bei einigen Projekten finden wir auch die großen Ölmultis Exxon, Chevron oder BP. Linde, Air Liquide oder Air Products mischen nicht nur bei einem Projekt mit. Somit haben konservative Anleger, die beim Thema Wasserstoff mitspielen möchten, sicherlich eine gute Auswahl für ihr Depot.
Die Sorgenkinder der Branche dürften ebenfalls von dem "Regional Clean Hydrogen Hubs Program" profitieren. Ob ein Teil der Fördergelder allerdings reicht, um sie aus dem gröbsten herauszubringen, darf noch bezweifelt werden. Plug Power hat in dieser Woche sehr ambitionierte Umsatzziele bis 2030 herausgegeben. Aber sie mischen auch bei mehr als einem Projekt mit, dass ich hier vorgestellt habe. Vielleicht haben sie ja schon Post vom Department of Energy erhalten und konnten deswegen bis 2030 einen Umsatz von 30 Milliarden Dollar in Aussicht stellen.
Das Risiko ist weiterhin hoch
Solange Plug Power & Co mit ihren Zahlen nicht andeuten, dass sie sich auf dem Weg Richtung Profitabilität befinden, bleibt das Risiko bei den Werten hoch. Jede Präsentation der Quartalszahlen ist daher immer für einen Kurseinbruch gut. Das heißt nicht, dass man die Aktien verteufeln sollte, aber Anleger brauchen ein dickes Fell, bis die Papiere wirklich für kontinuierliche Freude im Depot sorgen könnten.
Markus Weingran, Aktien-Experte wallstreetONLINE Börsenlounge