Da kommen keine schönen Erinnerungen hoch. 2021 war eine EHang-Aktie 120 US-Dollar wert. Dann startete Wolfpack eine Shortattacke und der Kurs rauschte in den Keller. Wiederholt sich die Geschichte bei Joby und EHang?
Einige Anleger werden wohl denken: "Bitte nicht schon wieder". Seit Jahresanfang konnten die Aktien von Drohnen- und Flugtaxiherstellern wieder kräftig zulegen. Grund dafür war ein positiver Newsflow rund um die Aktie von Joby Aviation. Der angehende Produzent von Lufttaxis verzeichnete in diesem Jahren einige Meilensteine in seiner noch jungen Unternehmensgeschichte.
Toyota ist schon längere Zeit bei Joby an Bord und hat rund 400 Millionen US-Dollar in das amerikanische Start-Up gepumpt. Nachdem Joby Mitte des Jahres von der amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA eine Sondergenehmigung für Testflüge mit einem Piloten an Bord erhalten hatte, stieg auch der südkoreanische Technologieriese SK Telecom mit 100 Millionen US-Dollar in das Start-Up ein.
Ein Vertrag mit der Air-Force im Wert von 131 Millionen US-Dollar war dann für Joby und seine Aktionäre die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Die Aktie erreichte Mitte Juli ihr Jahreshoch bei etwas mehr als 10 US-Dollar und hatte sich damit seit Jahresanfang mehr als verdreifacht.
Kerrisdale Capital kommt deutlich zu spät!
Der Juli, mitten auf dem Jahreshoch, wäre wohl der ideale Zeitpunkt für eine Short-Attacke auf Joby Aviation gewesen. Jetzt, gut drei Monate später, greift der Angriff von Kerrisdale ins Leere. Lediglich vorbörslich hatten sich einige Anleger ins Boxhorn jagen lassen. Im regulären Handel legt die Aktie um mehr als drei Prozent zu. Die Short-Attacke auf Joby geht für Kerrisdale erst einmal nach hinten los.
"Jahre von Betriebseinnahmen entfernt"
So richtig handfestes hat Kerrisdale auch nicht zu bieten. Sie werfen Joby vor unrealistische Produktionsannahmen zu haben und naive Nachfrageprognosen. Zudem sei das Unternehmen noch Jahre davon entfernt, Betriebseinnahmen zu erwirtschaften. Das könnten Anleger auch mindestens der Hälfte aller Wasserstoff-Unternehmen, die an der Börse notiert sind, vorwerfen.
Obwohl Joby selbst sich noch nicht zu Vorwürfen geäußert hat, sollten sich Anleger erst einmal nicht von dem Angriff auf das Start-Up für Flugtaxis verückt machen lassen.
EHang sorgt für ein grummeln im Bauch
Bei Ehang ist eine Short-Attacke nicht so glimpflich über die Bühne gegangen, wie bei Joby. Wolfpack hatte sich 2021 aber auch deutlich mehr ins Zeug gelegt, als Kerrisdale heute. Es gab Bilder von verwaisten Produktionshallen, in der sich lediglich ein kaputtes Flugtaxi von EHang befand. In der Short-Attacke wurde EHang als Luftnummer bezeichnet, die ihre Lufttaxis nie in Serienproduktion bringen würde.
Die Vorwürfe kamen fast auf dem All-Time-High der Aktie und sorgen für größere Panik-Attacken bei den Anlegern. Von fast 120 US-Dollar ging es ab diesem Zeitpunkt abwärts bis auf 4 US-Dollar. Wolfpack dürfte sich kräftig die Hände gerieben haben.
Jetzt dürfte den Anlegern bei Ehang wieder mulmig zu mute sein. Auf eigenen Wunsch ist die Aktie des chinesischen Herstellers von Luftfahrzeugen seit Dienstag vom Handel ausgesetzt - maximal bis zum 13. Oktober.
"Sehr bedeutende Entwicklung"
Die Begründung für die Aussetzung vom Handel, der von US-Börse mühelos durchgewunken wurde, ist mehr als schwammig: "In Erwartung einer bevorstehenden Ankündigung über eine sehr bedeutende Entwicklung in Bezug auf seine Geschäftstätigkeit, hat EHang freiwillig eine Aussetzung vom Handel beantragt." Mehr ist von den Chinesen nicht zu erfahren.
Die Aktion ist schon ein wenig dramatisch. EHang hätte die Nachricht auch außerhalb der Handelszeiten veröffentlichen können oder schauen können, wie die Anleger auf die Nachricht reagieren, schließlich hat die US-Börse ja auch bestimmte Mechanismen, die greifen, wenn Kursreaktionen zu heftig ausfallen.
Jetzt müssen die Anleger zittern, was da kommt und Freitag hellwach sein, um bei einer schlechten Nachricht sofort aus der Aktie rauszukommen. Allerdings dürfte sich dadurch ein größerer Kursverlust auch nicht vermeiden lassen.
EHang bezeichnet sich selbst in der Pressemitteilung zwar als "das weltweit führende Unternehmen für autonome Luftfahrzeuge ("AAV")", ist dieser Bezeichnung in den vergangenen Jahren allerdings in keinster Weise gerecht geworden. Daher dürfen die Anleger wirklich gespannt sein, welche bedeutende Entwicklung EHang so dramatisch zu verkünden hat.
Ich drücke die Daumen, dass es wirklich eine gute Nachricht ist, habe allerdings ein komisches Gefühl im Magen.
Markus Weingran, Aktien-Experte wallstreetONLINE Börsenlounge
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